Fast jedes Unternehmen holt bei der Durchführung von IT-Projekten oder für die Wartung und Weiterentwicklung seiner IT-Infrastrukturen und Applikation externe IT-Spezialisten von einem Outsourcing-Dienstleister an Bord.
IT-Tagessätze seit 2009 rückläufig
Im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 gerieten die Tagessätze für IT-Berater unter Druck, die Outsourcing-Dienstleister mussten ihre Preise deutlich senken. Dieser Trend setzte sich 2010 fort. Auch in diesem Jahr sinken die durchschnittlichen Tagessätze für externe IT-Spezialisten. Im deutschsprachigen Raum sind diese im Vergleich zu 2009 noch einmal um zehn Prozent eingebrochen.
Das zeigt eine Auswertung von Kennzahlen, die das Beratungsunternehmen Maturity aus München in den letzten Jahren im Rahmen von Marktpreis-Benchmarks bei Outsourcing-Projekten erhoben hat. Die Kennzahlen berücksichtigen bereits die Preisniveaus für das Jahr 2011. Die Tagessätze sind, der Systematik von Outsourcing-Verträgen folgend, in fünf Stufen eingeteilt.
Tagessätze zwischen 450 und 2.000 Euro
Auf der untersten Stufe, den Test-, Implementierungs- und Unterstützungsarbeiten blieben die Tagessätze seit 2009 weitgehend stabil bei rund 450 Euro. Doch bereits ab Stufe zwei, der selbstständigen fachlichen Unterstützung, gingen die Tagessätze von rund 700 Euro auf etwa 650 Euro zurück. Für die IT-System-Ingenieure und Berater in Stufe drei gibt es statt 950 Euro im Jahr 2009 aktuell nur noch 800 Euro am Tag.
Bei Leistungen im Rahmen von Teilprojektarbeiten sowie für Analyse- und Designarbeiten, das ist Stufe vier, sank der Tagessatz von 1.150 auf unter 1.100 Euro. In Stufe fünf, bei externen IT-Architekten und Projektmanagern, sind die Tagessätze von 1.450 auf rund 1.400 Euro abgesackt. Zwar lassen sich auch heute noch durchaus Preise von 2.000 Euro pro Tag und mehr erzielen. Doch das geht nur bei speziellen IT-Projekten, in denen außergewöhnliche Skills gefordert sind.
Nearshore und Offshore deutlich günstiger
Auch IT-Leistungen, die aus Nearshore-Standorten wie Tschechien, Polen, Ungarn, Russland und dem Baltikum erbracht werden - sie liegen preislich in der Regel rund 60 Prozent unter westeuropäischem Niveau - wurden seit 2009 billiger. In dieser Region werden derzeit für Programmierleistungen bei der Applikations-Entwicklung, für das Management von IT-Infrastrukturen und Anwendungen oder für die Betreuung ganzer Geschäftsprozesse Tagessätze zwischen 200 und 300 Euro verlangt.
In den aufstrebenden Offshore-Standorten, wie etwa Indien und China, liegen die Sätze noch einmal um bis zu 20 Prozent niedriger als in den Nearshore-Regionen. Das Preisspektrum indischer und chinesischer Outsourcing-Provider für Test-, Implementierungs- und Unterstützungsarbeiten bis hin zum IT-Engineering liegt zwischen 120 und 300 Euro pro Tag.
Sinkflug der Tagessätze vor dem Ende
Betrachtet man die Vertragsabschlüsse der vergangenen Monate, so ist der Beratungsfirma zufolge erkennbar, dass sich die Standard-Tagessätze der heimischen IT-Experten voraussichtlich auf dem aktuellen Niveau stabilisieren werden. "Damit zeichnet sich nach dem Sinkflug der vergangenen Jahre eine allmähliche Kehrtwende ab", sagt Karsten Tampier, Berater bei Maturity. In den Nearshore- und Offshore-Regionen sei mittelfristig sogar mit einem leichten Anstieg der Tagessätze zu rechnen.