Gerade die Virtualisierungsanbieter, allen voran VMware, lieben den Ausblick auf die Zukunft. Denn von einer schmalen Basis aus – vor zehn Jahren lag sie noch bei Null Prozent – lässt sich trefflich wachsen. So ist der Anteil der Server, die auf virtuellen Maschinen laufen, ohne Zweifel Jahr für Jahr deutlich angestiegen. Die Analysten von IDC haben für Ende 2009 bereits einen Anteil von 20 Prozent ermittelt, eine Zahl, die sowohl für das gemeinhin eher als etwas "technologie-resistent" eingestufte Europa und für die so "technologie-freundlichen" USA gilt."
Alle Zahlen deuten auf einen netten Anstieg hin – wenn man sie vom Nullpunkt her betrachtet. Aber sie sind auch sehr relativ oder eben letztlich etwas dürftig, wenn man sie ins Verhältnis zur Masse der physikalischen Server setzt. Oder anders gesagt: Entgegen dem Zweckoptimismus der Virtualisierungsbranche geht es nur allmählich voran. Viele Unternehmen, eigentlich die große Mehrheit von ihnen, verhält sich bisher abweisend.
Der Eindruck verstärkt sich noch, wenn man berücksichtigt, dass IDC zugleich ermittelt hat, dass die allermeisten der Virtualisierungsanwender ihre virtuellen Maschinen in erster Linie für Test- und Entwicklungsumgebungen einsetzen. Mehr traut man sich nicht.
Die neuen Gartner-Zahlen tun vor allem eines: Sie bestätigen das, was die Konkurrenz von IDC bereits für 2009 ermittelt hat. Der Anstieg der virtualisierten Server hat relativ stark zugenommen, aber 75 Prozent der Unternehmen sind eben nicht umgestiegen. Trotz des Marketinggeschreis der Hersteller.
Bei Gartner heißt das so: "Mehr als 80 Prozent der Unternehmen verfügen nun über ein Virtualisierungsprogramm oder –projekt, aber nur 25 Prozent aller Server-Workloads werden bis zum Jahresende 2010 in einer virtuellen Umgebung laufen." Programme und Projekte deuten auf mehr Interesse für Virtualisierung, sind aber nicht gleichzusetzen mit wirklichen Initiativen zum Einsatz im Rechenzentrumsalltag. Trotz der real niedrigen Adoptionsrate sehen die Gartner-Analysten in Virtualisierung jedoch eine immense Herausforderung für die IT-Infrastruktur und den Rechenzentrumsbetrieb. Die Anwender müssten eben nur noch mitziehen.
Virtualisierung: Zurückhaltung bei CRM und Datenbanken
Virtualisierung als technologischen Ansatz gibt es in Mainframe- und Unix-Umgebungen schon seit Jahrzehnten, doch erst mit der Übertragung in die Welt der x86-Server, sicher ein Verdienst der VMware-Gründer, setzt sie sich allmählich auf breiter Front durch.
VMware geht davon aus, heute bereits alle Unternehmen als Kunden zu haben, die auf der Forbes-100-Liste zu finden sind – also die weltweit größten Unternehmen. Doch auch beim Marktführer weiß man, dass viele noch nicht so weit sind, Virtualisierung auch für geschäftskritische Applikationen wie Datenbanken oder CRM-Software zu verwenden.
Trotz des noch geringen jährlichen Anstiegs bei virtuellen Servern gehen die Marktforscher von TheInfoPro davon aus, dass virtuelle Maschinen bereits mehr als die Hälfte aller neu installierten Server ausmachen. Diese Entwicklung bedeutet im Umkehrschluss, dass die Server-Hersteller immer weniger „echte" Maschinen verkaufen. In der Folge sind sie gezwungen, selber verstärkt auf den Zug zur Virtualisierung aufzuspringen. TheInfoPro sieht den Anteil der virtuellen Maschinen bei den Neuanschaffungen bis 2012 sogar auf 80 Prozent ansteigen.
Die Virtualisierungsanbieter wie Microsoft, Citrix und VMware setzen inzwischen auf zahlreiche Zusatzangebote für Management und Automatisierung von virtuellen Maschinen. So wollen sie weiter wie bisher wachsen. Die Server-Hersteller versuchen ebenfalls, diese Nische zu besetzen, die vor allem bei den Service-Angeboten in Cloud-Umgebungen immer bedeutsamer wird: Virtualisierung.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.