Trotz eines Gewinnplus von 21 Prozent auf 2,81 Milliarden Dollar im letzten Quartal streicht Cisco 5500 Stellen. Das sind etwa sieben Prozent aller Mitarbeiter. Gleichzeitig will der Konzern in neue Geschäftsfelder wie IoT oder Digitalisierung investieren.
Eigentlich könnten bei Cisco die Sektkorken knallen: In einem schwierigen Marktumfeld, in dem immer weniger Carrier und Unternehmen in Infrastrukturprodukte wie Router investieren, konnte der Konzern im letzten Quartal seinen Gewinn um 21 Prozent auf 2,81 Milliarden Dollar steigern. Im Vorjahresquartal hatte Cisco lediglich einen Gewinn von 2,32 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Allerdings sank der Umsatz um 1,6 Prozent von 12,84 Milliarden auf 12,64 Milliarden Dollar. Im gesamten abgelaufenen Geschäftsjahr stagnierte der Umsatz bei 49,2 Milliarden Dollar. Der Gewinn legte von 9,0 auf 10,7 Milliarden Dollar zu.
Die Geschichte von Cisco
Vom Kabelschacht in die Chefetage Vom Infrastruktur-Lieferant für Netzwerke zum Allround-Anbieter. So lässt sich die bewegte Geschichte von Cisco Systems zusammenfassen. In unserer Bildergalerie blicken wir zurück.
2015 - Robbins kommt Das Eigengewächs Chuck Robbins führt von jetzt an Cisco als CEO. Ganz unbeaufsichtigt ist er nicht: Übervater John Chambers zieht als Aufsichtsratschef weiter die Fäden im Hintergrund.
2015 - Chambers geht Mit John Chambers geht eine der Ikonen des Silicon Valley von Bord. Er war 20 Jahre ununterbrochen im Amt und hat 168 Firmen zugekauft. Er übergibt an seinen Zögling Chuck Robbins, der seit 1997 im Unternehmen ist.
2014 - Sourcefire gekauft Den auf Sicherheitsequipment spezialisierten Anbieter lässt sich Cisco 2,7 Milliarden Dollar kosten.
2013 - Tuszik neuer Deutschland-Chef Mit Oliver Tuszik bekommt Cisco einen neuen Deutschland-Chef, der zuvor sein Geld an der Spitze des Systemhauses Computacenter verdiente.
2013 - Unter Verdacht Hat Cisco Backdoors für die amerikanischen Geheimdienste in seine Router eingebaut? Während dies nur ein nicht bestätigter Verdacht ist, ist etwas anderes sicher: Die Geschäftserfolge lassen weiter nach.
2012 - Übernahme NDS Rund fünf Milliarden Dollar lässt sich Cisco NDS kosten, einen Anbieter von TV-Software.
2011 - Gary Moore Chief Operating Officer Gary Moore kündigte 2011 massive Einsparungen mit Massenentlassungen an.
2010 - Carlo Wolf 2010 wird Carlo Wolf neuer Geschäftsführer von Cisco in Deutschland, Vorgänger Michael Ganser wechselt ins „Central Theatre“.
2009 - Flip camcorder Mit den Flip-Camers der 2009 übernommenen Pure Digital Technologies will John Chambers den Endkundenbereich stärken. Doch der Erfolg bleibt aus.
2009 - UCS-Familie Mit Unified Comuting System (UCS) nahm Cisco den Servermarkt ins Visier und propagierte ein völlig neues Design für Rechenzentren.
2009- Cisco UCS Firmenchef Chambers sorgte mit UCS 2009 für einen Paukenschlag: Mit eigenen Rechnern wurden die Platzhirsche IBM, HP und Dell attackiert.
2007 - IP-Traffic Einschätzungen, wie sich der IP-Verkehr von 2007 bis 2011 entwickeln könnte.
2005 - Michael Ganser Er wird 2005 Chef der deutschen Cisco-Niederlassung.
2003 - IP phone 7970G VoIP-Telefonie mit 7970G, das sogar über einen Touch-Screen-Monitor verfügt.
2003 - Phone 7920 Drahtlose Voice- und IP-Kommunikation (VoIP) mit dem „7920“ von 2003.
2003 - Ciscos Expansionspläne 2003 hat Cisco Linksys übernommen und damit den Einstieg in das Geschäft mit privaten Endkunden vorbereitet.
2002 - MDS-Familie Mit der MDS-9000-Familie bediente Cisco den Speichermarkt und griff die damaligen Größen McData und Brocade an
2002 - MDS-9000 Mitte 2002 kündigte Cisco an, in den Markt für Speichernetze einzusteigen.
1999 - Aironet 1200 Mit der Übernahme von Aironet Wireless Communications 1999 begann Cisco. Lösungen für drahtlose Kommunikation anzubieten. Aironet 1200 war die Basisstation für innerbetriebliche Funknetze.
1999 - The 12000 Der Router „Cisco 12000“ entwickelte sich zum Verkaufsschlager. Er konnte innerhalb eines Jahres mehr als 1000mal verkauft werden.
1996 - Andreas von Bechtolsheim Er kreuzte zweimal Ciscos Wege: Zuletzt als Gründer von Granite Systems, das 1996 übernommen wurde. Von Bechtolsheim blieb einige Zeit bei Cisco und entwickelte die Catalyst-4000-Familie weiter.
1996 - Skizze Tag Switching Tag-Switching, eine Neuerung, von der insbesondere die großen Carrier profitieren sollten. Den Nachfolger, Multiprotocol Label Switching (MPLS), nutzten viele für ihr Netzdesign.
1995 - John Chambers Er kam 1991 zu Cisco, wurde 1995 President und CEO von Cisco.
1993 - Cisco 7000 Die „clean machine“ wurde der Router Cisco 7000 genannt, eine Weiterentwicklung der erfolgreichen AGS-Serie.
Catalyst-Familie Die erfolgreichen Swichtes aus der Catalyst-Familie – ein Dauerbrenner für Cisco.
Maria Mazzola Er war Chef von Crescendo Communications, das erste Unternehmen, das von Cisco übernommen wurde. Dessen „Catalyst“-Switche entwickelten sich für Cisco zum Verkaufsschlager. Mazzola blieb viele Jahre als Entwicklungschef bei Cisco.
1988 - John P. Morgridge Er kam 1988 als President und CEO zu Cisco und brachte die Company 1990 an die Börse. Morgridge blieb bis 1995 Firmenchef, bevor er in den Aufsichtsrat wechselte.
1986 - Cisco erstes Produkt AGS Als Advanced Server Gateway (AGS) vermarktete Cisco ab 1986 den ersten Multiprotokoll-Router, der auf den Entwicklungen der Blue Box in Stanford aufbaute.
Stanford University Hier schlug die Geburtsstunde von Cisco: Sandy Lerner und Leonard Bosack arbeiteten beide hier bevor sie Cisco gründeten.
William Yeager Yeager schuf das Herzstück für die Blue Box , das Netzwerkbetriebssystem NOS (Network Operating System), das sogar schon multitaskingfähig war.
Leonard Bosack Mitbegründer von Cisco war an der Entwicklung der „Blue Box“ beteiligt.
Sandra Lerner Mitbegründerin von Cisco, verließ 1990 das Unternehmen.
1985 MEIS Das erste eigene Produkt von Cisco war MEIS, das Massbus Ethernet Interface Subsystem, das DEC-Großrechner verband. Es wurden nur wenige Exemplare geliefert.
Mit der Bekanntgabe der Geschäftszahlen teilte Cisco gleichzeitig mit, dass man 5.500 Stellen streichen werde. Für entsprechende Abfindungen und Kündigungskosten plant der Konzern 700 Millionen Dollar ein. Damit fällt der Stellenabbau geringer aus als erwartet - Medien hatten zuvor über bis zu 14.000 bedrohte Arbeitsplätze spekuliert. Cisco ist nicht der einziger Hersteller, der im Zuge der Digitalisierung Jobs streicht. Im April hatte Intel angekündigt, 12.000 Stellen abzubauen und IBM kündigte im Mai einen größeren Stellenabbau an - jedoch ohne genaue Zahlen zu nennen.
Der jetzt angekündigte Stellenabbau bei Cisco kommt nur bedingt überraschend. Schon in den letzten Jahren hatte der Konzern jeweils im August größerer Umstrukturierungsmaßnahmen angekündigt, um so auf aktuelle Marktveränderungen zu reagieren, oder die Personalstruktur nach den zahlreichen Firmenübernahmen zu bereinigen. Lediglich 2015 gab es im August keinen Stellenabbau, denn da war der neue und aktuelle CEO Chuck Robbins erst seit kurzem an Bord. Noch unter John Chambers, der den Konzern fast zwei Jahrzehnte führte, strich Cisco 2014 6.000 Stellen (- 8 Prozent), 2013 4.000 Jobs (-5 Prozent), 2012 1.300 Arbeitsplätze (- 2 Prozent) sowie 2011 6.500 Stellen (- 9 Prozent).
Cisco reagiert mit den Kürzungen auf verschiedene Trends. So setzten immer mehr Carrier und Großunternehmen auf Software Defined Networks (SDN) und verzichten auf klassische hochpreisige Router mit spezialisierten Betriebssystemen wie sie Cisco baut. Desweiteren befindet sich der Konzern seit längerem in einer Umorientierungsphase vom Hardware-Hersteller in Richtung IT-Service-Dienstleister und IT-Consultant, der verstärkt Themen wie Digitalisierung oder Internet of Things (IoT) adressiert. So hatten beispielsweise erst im März Cisco-Deutschlandchef Oliver Tuszik und Cisco-Boss Chuck Robbins angekündigt, im Rahmen der Agenda "Deutschland Digital" hierzulande 500 Millionen Dollar zu investieren. Und Tuszik wiederholte des öfteren in Gesprächen mit der COMPUTERWOCHE, die Bedeutung des Internet of Things und forderte: "Das Internet of Things muss in Deutschland ein Knaller werden".
Gespräche, in denen Tuszik auch wiederholt den Wandel in Bezug auf die Skill-Anforderungen der Mitarbeiter im Zuge der Digitalisierung ansprach. Cisco selbst zieht nun mit den jüngsten Stellenkürzungen die Konsequenzen aus diesem Wandel. Auf der anderen Seite will der Konzern nämlich durchaus neue Stellen schaffen , etwa bei Zukunftstehmen wie dem Internet of Things.
Die Kündigungswelle fällt geringer als erwartet aus - Medien hatten zuvor unter Berufung auf Insider von bis zu 14000 bedrohten Arbeitsplätzen berichtet.
Dieser Artikel entstand mit Hilfe von Inhalten von dpa. (hi/rs)