Hinter dem Begriff "Cloud Computing" steht das theoretische und für den breiten Markt heute noch recht abstrakte Konzept, Anwendern IT-Anwendungen, IT-Plattformen und IT-Infrastrukturen bedarfsgerecht, skalierbar und standardisiert als Services über das Internet zur Verfügung zu stellen. Im Idealfall müssen in diesem Modell Software und Hardware-Ressourcen nicht mehr vom Anwender vorgehalten werden.
Stattdessen können Anwendungen, Rechen- und Speicherkapazität aus einem Pool von Angeboten - metaphorisch als die "Cloud", die "Wolke", bezeichnet - von einem oder auch mehreren Dienstleistern als Services über das Internet bezogen werden. Der Anwender braucht dann quasi nur noch eine Verbindung zum Internet sowie eine IT-Arbeitsstation und muss nicht unbedingt wissen, wo genau die bezogene Leistung herkommt.
Der Markt aus Anwendersicht verspricht sich vor allem Effizienz- und Kostenvorteile, wenn er seine IT nicht mehr selbst betreiben, sondern aus dem Internet als Service beziehen kann. Die interne IT-Abteilung könnte damit auf einen "Sourcing-Manager" schrumpfen, der für die Beschaffung und Kontrolle der gebuchten Services verantwortlich ist. Diese Vision ist aber heute für Anwender bei weitem noch nicht umsetzbar, allerdings schaffen momentan sehr viele Anbieter aus den verschiedensten Segmenten Angebote in dieser Richtung - nicht zuletzt, um als "innovativ" gelten zu können und das neue Thema zu besetzen.
Zurzeit schon verfügbare Angebote
Anbieter, die sich mit dem Thema Cloud Computing beschäftigen, sind derzeit alle führenden Hard- und Software-Hersteller sowie ITK-Service- und Internet-Service-Provider. Die Größe der Marktteilnehmer ist dabei relevant, da diese die notwendige eigenen Infrastruktur- und Rechenkapazitäten für "die Wolke" bereitstellen müssen. Die Einsatzszenarien für Cloud Computing sind jedoch bisher begrenzt und überwiegend noch im Developer-Umfeld zu sehen und bei Web Applications, die über eine externe Infrastruktur laufen (vor allem Amazons Elastic Compute Cloud, Googles App Engine).
Internet-Service-Provider sind derzeit mit dem Aufbau einer durchgängigen Technologie-Strategie bestehend aus Suchmaschine, Portal, Speicher-Infrastruktur, Anwendungen, Services und unabhängigen Plattformen für Entwicklung und Ablaufumgebungen beschäftigt. Die großen Infrastruktur- und Service-Anbieter stellen wiederum ihre Grid-Computing-Ressourcen für externe Institutionen aus Forschung und Entwicklung zur Verfügung und werden langfristig geschäftskritische Anwendungen als dynamische Services mit zur buchbaren Infrastruktur anbieten.
Die Herausforderungen des Zukunftskonzepts
Die flexible Nutzung von IT-Ressourcen, die von außerhalb in die Unternehmens-IT eingespeist werden, ist bisher mit vielen Vorbehalten seitens der Anwender belegt. Ein Datentransfer inner- und außerhalb einer Umgebung, die aus der Ressourcen-Wolke verschiedener Anbieter bestehen kann, ist mit einer Öffnung der Unternehmensschnittstellen, zunehmender externer Datenhaltung und somit notwendigerweise einer Steigerung des Sicherheitsniveaus verbunden. Anwender überschauen noch nicht den Aufwand, der daraus entstehen kann - sofern sie sich mit dem Thema überhaupt schon beschäftigt haben.
Darüber hinaus existieren vielfältige Herausforderungen bezüglich der Umsetzung eines ganzheitlichen Cloud-Computing-Angebots. So müssen die Konnektivität zwischen allen Instanzen, die Schnittstellenkompatibilität neben einer zu 100 Prozent vorzuhaltenden Systemstabilität und -Verfügbarkeit gewährleistet sein. Zentral ist in diesem höchst flexiblen Modell, dass immer genug Ressourcen für den Anwender zur Verfügung stehen.
Vorstufen der Idee "IT aus der Wolke"
Vorstufen für das Cloud-Computing-Konzept sind selbst noch junge, aber bereits stark wachsende Marktsegmente wie Software-as-a-Service, Storage-as-a-Service, Communication-as-a-Service etc. Konkret stehen beim Cloud-Computing-Szenario somit momentan vor allem die Anwendungen im Vordergrund, welche als Miet-Software bezogen werden können. Immerhin nutzt etwa die Hälfte der in einer Schwerpunktstudie von techconsult untersuchten deutschen Mittelständler entweder schon Software-as-a-Service (SaaS) oder hat ein - zumindest grundsätzliches - Interesse daran.
Größere Unternehmen sind dabei wesentlich aufgeschlossener und weiter im Thema, als die kleineren. Nur ein Drittel der größeren Unternehmen findet SaaS uninteressant. Gerade die kleineren werden sich allerdings nach Einschätzung der techconsult in eine sehr interessante künftige Zielgruppe verwandeln, da sie mehr als alle anderen durch die Bereitstellung von SaaS profitieren können. Die Vorteile des SaaS-Konzepts gelten im Prinzip genauso für das Cloud Computing:
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Kurzfristige Vertragsbindungen,
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Abrechnung nach Verbrauch,
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externe Anwendungen können unabhängig vom Standort von überall und auch ohne Zugriff auf das eigene Firmennetzwerk verwendet werden und
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es muss kein internes Know-how für die IT-Lösungen vorhanden sein bzw. aufgebaut werden
Anbieter etwaiger Cloud Services sollten diese Vorteile fokussieren und passende Angebote schneidern. Aus techconsult-Sicht bieten sich in einem ersten Schritt Pakete aus SaaS-Angeboten rund um Mail- und Collaboration-Software mit Standard-Datenbank-Plattformen, ergänzt um IT-Security-Features und dynamischen Speicherressourcen an. Diese Cloud-Computing-"light"-Angebote würden auf weitestgehend marktreifen On-Demand-Standards basieren und können speziell für mittelständische Unternehmen attraktiv sein.
Denis Mrksa ist Analyst beim Marktforschungs- und Analystenhaus techconsult GmbH.