Im Gespräch mit CIOs und anderen Führungskräften wird Cloud Computing häufig als die Grundlage einer jedweden Digitalisierungsstrategie benannt oder teilweise gar als Synonym dafür missverstanden. Nur allzu häufig werden damit Mode-2-Attribute verbunden, wie beispielsweise größere Flexibilität, Agilität oder das Dienen als Innovationsmotor. All der Euphorie zum Trotze, Cloud Computing zu nutzen um die digitale Welt zu erobern und neues Umsatzwachstum zu erschließen, sind hinter vorgehaltener Hand viele Unternehmen damit beschäftigt, sich allbewährten Kostensenkungsmaßnahmen zu widmen, was eigentlich vielmehr der alten Denke aus Mode-1 entspricht.
In RightScales 2017 State of the Cloud Report, einer weltweiten Umfrage unter mehr als 1.000 CIOs und anderen IT-Führungskräften zum Thema Cloud Computing, bezeichnet mehr als die Hälfte (53 Prozent) Kosteneinsparungsmaßnahmen als wichtigste Initiative für das Jahr 2017. Unter erfahrenen Cloud-Anwendern war die Priorität mit 64 Prozent noch höher, was ein Stück weit suggeriert, dass sich die erhofften Einsparungen bisher nicht eingestellt haben.
Das Argument der Skaleneffekte
Bei Cloud Computing dreht sich tatsächlich alles um Skaleneffekte. Cloud-Anbieter bauen regelrechte Computerfabriken, fußballfeldgroße Hangars gespickt mit hochgradig standardisiertem und automatisiertem IT-Equipment. Die enorme Dichte (ausgedrückt in einem PUE-Wert nahe 1,0), gepaart mit großen Volumina ermöglichen Stückkosten, die im Eigenbetrieb kaum erreichbar sind. Menge spielt in der Funktionsgleichung eine große Rolle.
Während die Anbieter anfänglich gen Osten zogen, um dort Betriebseinheiten aufzubauen und von niedrigen Lohnkosten zu profitieren, ist inzwischen Automation das neue Schlagwort - getreu dem Motto: "Noch besser als niedrige Kosten sind gar keine Kosten". Während IT früher in weiten Teilen individuell auf Kundenbedürfnisse zugeschnitten angepasst wurde, ist Infrastruktur-as-a-Service (IaaS) dabei, Commodity zu werden. Anwender erwerben schlussendlich eine virtuelle Maschine, ohne im Detail zu kennen oder überhaupt verstehen zu müssen, was sich unter der Motorhaube verbirgt. Aufgrund zunehmender Vergleichbarkeit nimmt der Wettbewerb kontinuierlich zu.
Wenn jedoch theoretisch alles so einfach ist, die Stückkosten im Cloud-Betrieb niedriger sind und im Markt harter Preisdruck herrscht, warum sind dann einige Unternehmen trotzdem nicht in der Lage ihre Vollkosten (TCO) zu senken?
Zu optimistische Migrationsplanung
Fakt ist, dass nicht alle Applikationen und Bestandssysteme bereit sind für einen Betrieb in der Cloud. Teile der IT-Landschaft sind über viele Jahre historisch gewachsen und komplexer und schwieriger zu migrieren als zuvor angenommen. Im Vorhinein braucht es daher eine umfangreiche und sorgfältige Bestandsaufnahme, die Definition eines Zielbilds und ein solides Migrationskonzept, das zeigt, wie genau der Weg zum Ziel aussieht. Anderenfalls laufen Unternehmen Gefahr, sich in der Migration zu verzetteln. Plötzlich benötigt es deutlich mehr Zeit und Ressourcen die Aufgaben zu bewältigen, was im Ergebnis zu erheblichen Mehrkosten führen kann.
Unzureichende Expertise
Cloud Computing hat sich in den letzten Jahren enormer Beliebtheit erfreut. Auch für die kommenden Jahre prognostizieren Analysten ein rasantes Marktwachstum, was Fachkräfte aufgrund der hohen Nachfrage rar und begehrt macht. Fehlende Expertise kann allerdings nicht nur Schwachstellen in der Migrationsplanung mit sich bringen, sie macht es Unternehmen auch schwer, höherwertige und deutlich komplexere Use Cases in der Cloud abzubilden, die über die Nutzung von IaaS hinausgehen. Wenngleich sich die Situation laut Rightscale im Jahr 2017 verbessert hat, bezeichnen noch immer 25 Prozent der Befragten fehlende Kenntnisse als Herausforderung (gegenüber 32 Prozent im Vorjahr).
Fehlende Kapazitätsplanung und Fehlkonfigurationen
Cloud-Anwender unterschätzen teilweise ihr eigenes Einsparpotenzial. Während auf den ersten Blick Kosten im Bereich der Public Cloud niedrig wirken, insbesondere bei temporärer Nutzung, schnellen diese bei dauerhafter Allokation zügig in die Höhe. Das Design der Umgebung spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle.
Ob überdimensionierte VMs bestellt werden oder Hochleistungsspeicher für unkritische Daten, es gibt unzählige Beispiele, die zu überflüssig gebuchten Rechen- und Speicherkapazitäten führen und im Ergebnis vermeidbare Mehr- bzw. Leerstandskosten produzieren. Laut der Rightscale-Studie betragen diese im Schnitt zwischen 30-45 Prozent. Das klingt vergleichsweise hoch. Tatsache ist jedoch, dass sich Anwender häufig dessen gar nicht bewusst sind.
Keine Steuerungsinstrumente
Obwohl ein Viertel der Befragten die Steuerung der Kosten als große Herausforderung betrachtet, implementieren nur wenige Unternehmen Instrumente, um sich die Arbeit in der Praxis zu erleichtern. Aufgrund kontinuierlich steigender Ausgaben wächst jedoch die Notwendigkeit, Transparenz sicherzustellen.
Tools unterstützen dabei an zentraler Stelle Verbrauchsdaten gebündelt zu erfassen, zu analysieren und aufzubereiten, um Verbrauch und Ausgaben effektiv über verschiedene Anbieter und interne Organisationseinheiten hinweg zu steuern. Automatische Auswertungen auf Tagesbasis helfen, überflüssige Kapazitäten zu identifizieren und abzubestellen.
Zusammenfassung
Cloud Computing und die Kosten stehen in keinem ambivalenten Verhältnis zu einander. Bei solider Planung im Vorfeld und intelligenter Anwendung, liegen die wirtschaftlichen Vorteile auf der Hand. Dies gilt nicht nur für mögliche Einsparungen, sondern auch für potenzielle Umsatzzuwächse.
Die Orientierung entlang der Themenkette People, Prozesse und Tools hilft Unternehmen dabei, einen umfangreichen Fahrplan zu entwickeln, um die vorgenannten Herausforderungen zu bewältigen. Ob es um das Internet der Dinge, Kollaborationsdienste (E-Mail, SharePoint usw.) oder datenzentrische Geschäftsmodelle mit multiplen Datenquellen und -strömen geht, die Cloud ist typischerweise die erste Wahl für eine Fülle von Anwendungsbeispielen.