Große Unternehmen sind bei Cloud Computing Vorreiter. Weil bei ihnen die Virtualisierung der Server-Landschaften am weitesten vorangeschritten ist, zeigen diese Firmen auch eine größere Affinität zu IT aus der Wolke – so eine Kernthese der Studie „The Arrival of “Cloud Thinking” - How and Why Cloud Computing Has Come of Age in Large Enterprises“, die Management Insight Technologies im Auftrag von CA Technologies durchgeführt hat. Das gelte nicht nur in Bezug darauf, dass Virtualisierung gleichsam die technologische Basis – zumindest für inhouse betriebene Private Clouds – bildet.
Virtualisierung fördert Cloud-Denke
Gleichzeitig würden die Virtualisierungs-Bemühungen der IT-Abteilung das Interesse an Cloud Computing fördern, zu einer optimistischeren Einstellung gegenüber der Cloud führen und deshalb einen Trend zur „Cloud-Denke“ auslösen. Dabei stehe die Virtualisierungs-Reife in einem direkten Verhältnis zur Bereitschaft, Cloud-Lösungen einzuführen: Je weiter die Virtualisierung in einem Unternehmen vorangeschritten sei, desto mehr steige die Bereitschaft zum Cloud Computing. Firmen mit breitflächiger Virtualisierung seien deshalb viermal eher geneigt, so viele Services wie möglich in öffentliche oder private Cloud-Umgebungen auszulagern.
Nach den Ergebnissen der Studie nutzen bereits heute mehr als 80 Prozent der Unternehmen mit über 1000 Mitarbeitern und 92 Prozent der größten Konzerne (mit mehr als 10.000 Mitarbeitern) zumindest einen Cloud-Service. Im Schnitt setzt jedes Unternehmen sechs Cloud Services ein. Collaboration Tools führen die Liste des Cloud-Einsatzes mit 75 Prozent an: E-Mail, Anti-Virus-/Anti-Spam-Filter und Webkonferenzen sind die gebräuchlichsten Anwendungen, die von großen Unternehmen in der Cloud betrieben werden.
Aber auch Infrastruktur- und Entwicklungs-Plattformen in der Cloud (Infrastructure- und Platform-as-a-Service) sind auf Wachstumskurs: 58 Prozent der großen Unternehmen nutzen solche Services bereits und 42 Prozent denken darüber nach. Solche Einsatzszenarien und -überlegungen deuten darauf hin, dass Infrastruktur-Clouds zur nächsten Welle der Cloud-Einführungen gehören werden.
„Die Studie bestätigt, dass große Unternehmen die Vorteile der Cloud für sich entdecken und Erweiterungen planen – von einfachen Services wie Collaboration bis hin zu komplexeren Infrastruktur- und Plattform-Services in der Cloud“, sagt Adam Famularo, General Manager Cloud Computing bei CA Technologies. Er liest daraus den Trend ab, dass IT-Leiter schnell zu Chefkoordinatoren einer IT-Supply-Chain werden, die aus internen und externen Services besteht. „Mit dieser Veränderung entsteht ein wachsender Bedarf an technisch ausgefeilten Management-Lösungen und anspruchsvollen Sicherheitsmaßnahmen, die es Unternehmen erlauben, die IT-Denkweise zu ändern und dadurch alle Vorteile des Cloud Computing zu nutzen: Agilität, Effizienz und Skalierbarkeit“, resümiert Famularo.
ITler haben Angst vor Jobverlust
Sowohl bei den Gründen für Cloud-Technologien als auch bei den wichtigsten Hemmnissen liegt die CA-Befragung im Trend anderer aktueller Studien: Während Kosteneinsparungen und bessere Kostenkontrolle die Hauptargumente für die Cloud sind, gelten Sicherheitsfragen, die Angst vor Kontrollverlust und schlechter Service-Qualität als gewichtigste Hemmschuhe. Selten in dieser Deutlichkeit geäußert: Mehr als die Hälfte der IT-Fachleute gaben an, dass sie mit der zunehmenden Einführung von Cloud Computing um ihren Job fürchten.
Zunehmende Cloud-Denke auf der einen, Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes auf der anderen Seite. Die Studie zeigt die widersprüchliche Rezeption von Cloud Computing bei den IT-Mitarbeitern. Und sie liegt mit der These, dass die Affinität zum Cloud Computing zunehmend auch in den Köpfen der IT-Mannschaft stattfindet, keineswegs auf der Linie anderer aktueller Studien. Befragungen mit Fokus auf Deutschland oder Europa zeigen ein etwas anderes Bild: Eine Online-Umfrage von CIO belegt, dass fast ein Fünftel der Teilnehmer durch Cloud Computing den Verlust oder die Abwertung ihres Arbeitsplatzes fürchten.
Neue Rollenverteilung schürt Konflikte in der IT
Die Studie von IDC und VMware “Accelerate Hybrid Cloud Success: Adjusting the IT Mindset“ kommt zu dem Schluss, dass es noch eine Vielzahl von Vorbehalten gegen Cloud Computing gibt, die nicht technologisch begründet sind. Sie reichen von psychologischen Barrieren - etwa dem Wissen, dass Daten nicht mehr im eigenen Rechenzentrum liegen - über die veränderte Rollenverteilung zwischen Infrastruktur- und Anwendungsadministration und den daraus resultierenden Konflikten innerhalb der IT-Abteilungen, bis hin zum zunehmenden Anforderungsdruck, ebenso effektiv und kosteneffizient zu arbeiten wie externe Service-Provider.
Auch eine aktuelle Studie von Deloitte unter großen deutschen Unternehmen konstatiert erhebliche Vorbehalte: "Cloud Computing scheint in Deutschland noch unter einem Vertrauensdefizit zu leiden. Vorteile wie Skalierbarkeit und Flexibilität werden zwar wahrgenommen, aber die Skepsis im Hinblick auf Datensicherheit und Prozesskontrolle überwiegt bei vielen", sagt Deloitte-Partner und Studienautor Robert Horndasch.
Um die CA-Studie richtig einzuordnen, sollte man deshalb zweierlei bedenken: Die Mehrzahl der befragten IT-Fachleute kamen aus den USA (273 von 434 Teilnehmern, 161 aus Europa), und es handelte sich ausschließlich um große und sehr große Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern. Aus den Ergebnissen zu schließen, dass ein generelles Umdenken bei den IT-Mitarbeitern stattfindet, läge deshalb wohl daneben.
Innere Einstellung von IT-Entscheidern wesentlich
Dennoch lassen sich aus der Studie einige Schlussfolgerungen ziehen:
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Große Unternehmen sind offenbar Vorreiter, wenn es um die Virtualisierung der Server-Landschaft geht.
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Eine dynamische, virtualisierte IT-Architektur führt offenbar zu einer zunehmenden Wahrnehmung der Möglichkeiten, die sich mit Cloud Computing ergeben – und daraus resultierend zu einer größeren Akzeptanz und Affinität.
Denn es geht beim Cloud Computing nicht nur um die Vorteile im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit, Skalierbarkeit, Agilität und Flexibilität – diese sind unter IT-Experten weitgehend unbestritten. Es geht eben immer auch um die innere Einstellung der IT-Verantwortlichen – und bis diese sich breitflächig ändert, dürften wohl noch einige Jahre ins Land gehen.
Die Studie steht gegen Registrierung zum Download zur Verfügung.