Eine Umfrage, welche von der britischen Analystengruppe Freeform Dynamics Mitte des Jahres vorgelegt hat, belegt dass es nicht so weit her ist mit der schon klassischen Annahme, Virtualisierung führe schnurstracks zur Implementierung von Cloud-Lösungen. Besonders von Herstellerseite wird dies immer wieder behauptet – aus durchsichtigen Gründen: Man möchte nur allzu gerne die nächste Welle an "unvermeidlichen“ Investitionen lostreten.
Viele Unternehmen können sich zwar theoretisch für die neuesten Technologien begeistern, doch im Alltag geht es erst mal um den störungsfreien Betrieb der etablierten IT-Architektur und die Beherrschung der laufenden Kosten. Neue Investitionen und neueste Technologie? Gerne, aber …
Um den wahren Sachverhalt und die Motive der Anwender besser zu verstehen, hat Freeform Dynamics eine Umfrage unter den Lesern der angesehenen britischen Technologie-Website "The Register“ durchgeführt. Die meisten Teilnehmer waren IT-Professionals, gefolgt von IT-Managern. Während nur wenige bisher eine Private Cloud installiert haben, zieht es die Mehrheit vor, mehrere kleinere Verbesserungen an der Infrastruktur vorzunehmen, die alle zusammen die Infrastruktur auf ein neues Niveau heben, das dem Ansatz von Cloud-Services nahe kommt.
Cloud nicht der natürliche Schritt nach Virtualisierung
Auf die Frage, ob Erfahrungen mit Virtualisierung eine gründliche Basis für Private Clouds bieten würden, antworteten etwas mehr als 50 Prozent mit "Ja“, ein Viertel hatte keine explizite Meinung dazu und etwa 10 Prozent verneinten das. Und weniger als 40 Prozent stimmten der Aussage zu, dass eine Private Cloud der nächste natürliche Schritt nach Virtualisierung sei. Freeform Dynamics beobachtete dabei, dass es eine Relation zwischen viel Virtualisierungs-Know-how und der Bereitschaft zur Cloud-Einführung gibt.
In vielen Unternehmen, so ein weiteres Resultat der Befragung, mangele es schon jetzt an einer Zusammenarbeit der verschiedenen, oft auch räumlich getrennten IT-Teams. Das in der Folge fragmentierte Management der IT-Infrastruktur erschwere so zum Beispiel die Planung von automatisierten Workloads. Um einen strukturellen Wandel in Angriff zu nehmen, sind deshalb laut Freeform Dynamics Änderungen bei der Organisation der IT-Abteilung und beim Einsatz integrierter Management-Tools erforderlich.
Schritt für Schritt versus Big Bang
An prinzipieller Zustimmung für neue Verrechnungs- und Self-Service-Modelle bei der Nutzung von Ressourcen und Applikationen mangelt es laut Freeform Dynamics nicht. Weniger gut sieht es bei der praktischen Umsetzung solcher Ideen aus. Gäbe es bereits eine individualisierte Billing-Kultur für die unternehmensweiten Abnehmer von IT-Leistungen, würde sich nach Andrew Buss, dem Autor der Studie, der Übergang zu Private Clouds leichter bewältigen lassen. Aber dies sei keine zwingende Voraussetzung.
Drei Viertel der befragten Unternehmen haben bereits Virtualisierung in der einen oder anderen Form implementiert, hätten also nach den eingangs erwähnten Behauptungen die Basis für Private Clouds gelegt. Freeform Dynamics weist darauf hin, dass dieser Anteil allerdings über den aus anderen Studien bekannten Prozentsatz hinausgeht. Der Grund liege darin, dass man besonders fortgeschrittene Anwender in dieser Umfrage erreicht habe. Und gerade sie sind ähnlich zurückhaltend wie die meisten anderen Unternehmen, die sich erst im Anfangsstadium einer Beschäftigung mit dem Cloud-Thema befinden.
Services und Billing-Prozesse
Hersteller und Dienstleister sind gut beraten, wenn sie sich auf kleinere Schritte bei der Cloud-Propaganda verlegen. Sie sollten gangbare Wege aufzeigen, wie man die bisherige IT-Infrastruktur Schritt für Schritt in Richtung Services und Billing-Prozesse umbauen kann. Sonst wird es vielleicht überhaupt nichts mit dem großen Big Bang beim Private-Cloud-Computing.
Die Studie von Freeform Dynamics steht kostenlos zum Download bereit.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.