Zu den vielen Dingen, die am ersten Tag auf einen neuen Mitarbeiter im Unternehmen zukommen, gehört häufig auch der erste Kontakt mit der firmeneigenen Telefonanlage. Auch in den Zeiten der fast omnipräsenten IP-Telefone kann sich das schnell als eine zeitraubende und mühsame Angelegenheit erweisen: Weist doch häufig schon ein sehr dickes Handbuch neben einem Apparat mit sehr vielen Tasten und Knöpfen darauf hin, dass hier Telefonanlage mit vielen Fähigkeiten und Einstellungen zur Verfügung steht.
Aber die Zeit dieser in der Regel direkt in der Firma installierten Telefonanlagen, die zudem häufig auf proprietären Systemen beruhten, neigt sich dem Ende zu: Nicht zuletzt durch die von den Providern vorangetriebene Umstellung in Richtung "All-IP" befreit die Firmen von diesen Lasten dieser teuren Systeme. Heutige Telefonanlagen können rein in Software realisiert werden, wodurch sind sie auf ganz normalen Servern oder auch als SaaS-(Software as a Services) Variante direkt aus der Cloud lauffähig sind. Unser Überblick erläutert, welche Begriffe und Fachtermini zu dieser Technik gehören und welche Einsatzmöglichkeiten sie bietet.
PBX, VPX oder IP-Centrex: Was ist was?
PBX (Private Branch Exchange) ist eine gängige Bezeichnung für eine klassische Telefonanlage. Früher auch gern als Nebenstellenanlage bezeichnet. Bei vielen dieser Anlagen, die auch heute noch zum Einsatz kommen, handelt es sich um Lösungen, die auf einen ISDN-Anschluss und die damit verbundenen Möglichkeiten basieren. Für virtuelle in Software realisierte Telefonanlagen, die als gehostetet Lösung über das Web zur Verfügung stehen, gibt es eine Reihe von Bezeichnung: Dazu gehören VPX (Virtual Private Branch Exchange), der etwas ältere Begriff IP-Centrex (Centrex steht dabei für Central Office Exchange) oder auch Hosted PBX.
Asteriks: Ein "Urvater" der IP-Telefonie
Bereits 1999 als Projekt für Open-Source-Telefonie gestartet, bietet das Software-Framework Asteriks die Möglichkeit auf Basis eines Linux-Servers Kommunikations-Anwendungen zu entwickeln und zu betreiben: Das Spektrum reicht dabei vom Konferenz-Server über VoIP-Gateways bis hin zu kompletten virtuellen Telefonanlagen. Es gibt eine Reihe von kommerziellen Cloud-Telefonie-Anwendungen, die auf diese bewährte Softwarelösung aufsetzen.
Das Protokoll SIP als Grundpfeiler
Wer sich mit der Voice-over-IP-Thematik (VoIP) befasst, wird ohne Zweifel auch immer wieder auf den Begriff SIP stoßen. Das Session Initiation Protocol (SIP) ist ein herstellerunabhängiges Netzwerkprotoll, das speziell in Hinblick auf den Einsatz in IP-Netzwerken entwickelt wurde und die Kommunikation zwischen den Teilnehmer ermöglicht. Auch die Koppelung der VoIP-Geräte verschiedenster Anbieter ist mit Hilfe dieses Protokolls möglich.
Allerdings muss sich bei Einsatz des SIP-Protokolls grundsätzlich ein Gerät mit einer Rufnummer mit Kennwort und Kontonamen am SIP-Server anmelden. Das ist für eine Client/Server-Verbindung durchaus normal, für eine Telefonie-Anwendung aber eher unpraktisch. So taucht dann ein weiterer Begriff in diesem Zusammenhang immer wieder auf, das SIP-Trunking: Ein SIP-Trunk ermöglicht es, dass eine IP-basierte Telefonanlage mit einem Provider viele gleichzeitige, IP-basierte Sprachverbindungen für ihre Nebenstellen aufbauen kann. Um eine Zusammenarbeit von vielen unterschiedlichen IP-Telefonanlagen zu ermöglichen, arbeiteten viele Hardware-Hersteller wie unter anderem QSC, Avaya und Auerswald zusammen, mit dem Ziel einen gemeinsamen Standard zu definieren.
Dabei wurde eine Protokoll-Variante mit der Bezeichnung SIP-DDI (Direct Dial In) entwickelt, um diese Art von Telefonanlagen durchwahlfähig zu machen. Mit Hilfe dieser Protokoll-Variante wird dann die Verwaltung der Nebenstellenanschlüsse, also der Rufnummern für die jeweilige Durchwahl, komplett der IP-Telefonanlage übergeben.
Cloud-Telefonie plus PC: CTI und CSTA
Cloud-Telefonie verbindet das "normale" Telefonieren mit vorhandenen IT. Dazu gehört aber nicht nur der Einsatz von Softphone-Anwendungen, die es den Nutzern via Software ermöglichen, von ihrem PC aus mittels Headset wie mit einem analogen Telefon zu telefonieren, sondern auch die direkte Integration der Telekommunikation mit den Anwendungen auf den IT-Systemen. Diese Technik wird sowohl im Cloud-Computing-Umfeld als auch bei den Anbietern von UC-Lösungen (Unified Communications) unter dem Begriff CTI (Computer Telephony Integration) zusammengefasst. So können Nutzer beispielsweise direkt aus einer Anwendung - wie etwa Outlook - heraus ein Telefongespräch oder auch gleich eine Telefonkonferenz aufbauen.
Viele moderne Telefonanlagen und auch sehr viele Lösung aus dem Bereich der Cloud-Telefonie unterstützen eine derartige Integration direkt. Dazu kommt in der Regel dann die Protokollspezifikation CSTA (Computer Supported Telecommunications Applications) zum Einsatz, die für serielle als auch für Übertragungen via ISDN und TCP/IP verwendet werden kann. CSTA legt den Aufbau und die Art der Nachrichten für die verschiedenen Telefon-Dienstmerkmale wie unter anderem eine Rufumleitung, das Makeln oder auch eine Dreierkonferenz fest und ist ein Standard derECMA International. Ein Subset davon mit der Bezeichnung uaCSTA (User Agent Computer Supported Telecommunications Applications) kommt häufig dann zum Einsatz, wenn CSTA für SIP User Agents verwendet werden soll.
Die Vor- und Nachteile der Cloud-Telefonie
Natürlich muss jede Firmen und vor allen Dingen die Geschäftsleitung in Zusammenarbeit mit der IT ausloten, ob eine solche Lösung für den eigenen Betrieb in Frage kommt. Es ist dabei ganz wichtig, dass die IT-Verantwortlichen und Administratoren bei der Entscheidungsfindung mit ins Boot geholt werden, denn mit Schritt zu einer solchen Lösung wird die Telefonie unweigerlich ein Teil der IT. Der Einsatz einer virtuellen Telefonanlage aus der Cloud bietet eine Reihe von Vorteilen, zu denen unter anderem die folgenden Punkte gehören:
Anschaffungs- und Wartungskosten für eine eigene Telefonanlage entfallen,
die anfallenden Kosten sind gut kalkulierbar,
Aktualisierungen, Neuerung werden in der Regel automatisch vom Anbieter eingespielt,
virtuelle Anlage kann sehr flexibel und schnell an Änderungen in der Firma - wie mehr oder weniger Mitarbeiter - angepasst werden,
Verwaltung und Betreuung sind einfach und zumeist über ein Web-Interface möglich,
mobile Mitarbeiter, Außenstellen und Filialen sowie mobile Telefone können gut eingebunden werden.
Natürlich gilt es auch die Nachteile einer derartigen Lösung in Betracht zu ziehen: Wie bei allen Cloud-Lösungen gilt es auch hier, die Sicherheitsaspekte abzuwägen: Wo werden vom Provider die Firmendaten und vor allen Dingen auch die personenbezogenen Daten gespeichert?
Weiterhin gilt es einen Provider zu finden, der eine entsprechende Kontinuität gewährleisten kann: Die beste Telefonanlage aus der Cloud nützt wenig, wenn der Anbieter unvermutet diese Dienste nicht mehr anbietet. Ebenso wichtig ist in diesem Zusammenhang die stabile und zuverlässige Internet-Anbindung: ohne eine Online-Verbindung auch keine Telefonanlage. Schließlich sollten Firmen beim Umstieg auf eine Cloud-Lösung auch darauf achten, ob und wie vorherige Lösungen, sowohl was die Amtsleitungen als auch die in der Firma vorhandenen Endgeräte betrifft, integriert und weiter verwendet werden können.