Digitale Arbeitsbereiche werden sich in der Zukunft in der Wolke befinden. Das prognostiziert Forrester Research in einer Studiemit dem unmissverständlichem Titel: "The Future Of Digital Workspaces Is Cloud". Aha, könnte man nun meinen: Der nächste Hype ist ausgerufen. Ganz so einfach liegen die Dinge indes nicht.
Denn zwei Kernaussagen der Analysten zeigen zusammen betrachtet, dass die aktuelle Lage durchaus problematisch ist: Zum einen haben sich Investitionen in digitale Workspaces auf On-Premise-Basis aus Anwendersicht oft nicht wie gewünscht ausgezahlt. Zum anderen mag der Cloud-Alternative zwar die Zukunft gehören, in der Gegenwart sind jedoch noch Reifemängel festzustellen.
Implementierten Lösungen fehlt Flexibilität
Studienautor David K. Johnson beginnt seine Untersuchung also mit einer ausführlichen Problembeschreibung. Der Ausgangsbefund: Unternehmen, die in der Vergangenheit in digitale On-Premise-Workspaces investiert haben, halten sich bislang stark zurück mit Upgrades und Erweiterungen. Wer zum Beispiel auf Server-Hosted Virtual Desktops gesetzt hat, spart laut Forrester in der Regel nicht so viel ein wie vermutet.
Johnson klopft sich hierzu in seiner Rolle als Unkenrufer selbst auf die Schulter. Denn Forrester habe schon 2013 gewarnt, dass es hier nur in wenigen Nutzungsszenarien Einsparpotenzial gebe und andere Aspekte wie besseres Disaster Recovery, Sicherheits- und Compliance-Fortschritte oder die Ermöglichung von Bring-Your-Own-PC (BYOPC) eine Rolle spielen sollten.
Hindernisse geringe Flexibilität und Regularien
In der Studie werden weitere Problemfelder genannt. So fehle es den implementierten Lösungen oft an Flexibilität, um veränderten Anforderungen der Nutzer zu entsprechen. Und manchmal führe die Verlagerung von Kernapplikationen in die Cloud dazu, dass sich der Bedarf an Zugängen für die Mitarbeiter zu alten Windows-Apps reduziere. Forrester nennt als Beispiel einen Healthcare-Anbieter aus den USA, der hierfür Citrix XenApp mit Thin-Client-Terminals eingeführt hatte. Mittlerweile sei dem Anwender aber klar, dass sich die regulatorischen Anforderungen an den Informationsaustausch mit einer Lösung auf Basis von Software-as-a-Service (SaaS) besser erfüllen lassen.
Auf Basis verschiedener Forrester-Umfragen aus den vergangenen Jahren unter europäischen und nordamerikanischen Entscheidern schließt Johnson, dass insbesondere zwei Dinge digitale Workspaces ausbremsen: einerseits die Kosten der Technologie, andererseits die fehlende Kompatibilität mit bestehender Infrastruktur. Die Forrester-Kunden beklagten sich überdies über Schwierigkeiten bei der Gestaltung eines responsiven Nutzererlebnisses und Probleme bei der Nutzung ihrer vorhandenen Storage-Infrastruktur.
Zufriedenheit steigt
Das alles klingt bis hierhin durchweg negativ - und das bedarf einer Relativierung. Wie vergleichbare Zahlen aus den Jahren 2013 und 2015 zu Bedenken gegenüber Desktop- und Applikationsvirtualisierung, Thin Clients und Blade PC-Technologien zeigen, hat sich die Lage zuletzt eher verbessert als verschlechtert. So klagen nur noch 20 statt 26 Prozent über zu hohe Gesamtkosten; 19 statt 12 Prozent sehen sich auf dieser Baustelle frei von Sorgen; und nur noch 16 statt 22 Prozent beschweren sich über einen Mangel an Ressourcen und Skills in diesem Bereich.
Vor diesem Hintergrund betont Johnson auch, dass On-Premise-Technologien wie Citrix XenApp oder VMware Horizon View reif seien. Offensichtlich gibt es die von Forrester angeführten Probleme; zugleich kommt das Gros der Anwender zumindest besser mit den Technologien klar als früher. Vorbei scheint allerdings die dynamische Phase. Die Implementierung respektive Erweiterung von Client-Virtualisierung wird von zwei Dritteln der IT-Entscheider als hoch prioritär bezeichnet; dieser Anteil stagniert aber seit Jahren auf gleichem Niveau.
Cloud-Lösungen bieten mehr Sicherheit
Aus all dem leitet Johnson in seiner Studie die Frage ab, ob es denn eine bessere Alternative gebe. "Forrester denkt, dass das so ist", lautet die Antwort - nämlich Cloud-Lösungen. Die Top-Treiber für Investitionen in Digital Workspace-Technologie seien die Unterstützung des mobilen Arbeitens, mehr Sicherheit, niedrigere Kosten und flexibler Remote-Zugang. Und alles das lasse sich genauso gut aus der Wolke beziehen wie On-Premise - oder sogar besser. Cloud-Security sei herkömmlicher Enterprise-Security jedenfalls überlegen, argumentiert Forrester - und die Mitarbeiter nutzten Cloud-Technologien gerne.
Das Paradebeispiel für Cloud-Arbeitsbereiche sind in der Wolke gehostete Desktops: Desktops-as-a-Service (DaaS). Forrrester-Daten, die auf einer Umfrage unter in diesem Fall über 1000 Entscheidern basieren, zeigen, dass die Nachfrage nach DaaS jener nach Public Cloud-Lösungen wie IaaS und PaaS ungefähr entspricht. 31 Prozent haben DaaS bereits implementiert oder machen das momentan, weitere 5 Prozent arbeiten derzeit an einem Upgrade respektive einer Erweiterung.
Sicherheit, Personalisierung, Performance und Lizenzierung bereiten noch Probleme
Angepriesen wird DaaS als hilfreich für Firmen, denen die Nutzung von persönlichen Geräten ihrer Mitarbeiter wichtig ist. Gleichwohl betont Forrester, dass die Anwendung in großen Firmen bislang mit angezogener Handbremse verlief. Das lag laut Studie zum einen an der relativen Unreife von DaaS-Anbieter-Plattformen in den Bereichen Sicherheit, Personalisierung und Performance. Zum anderen erschwerten die Lizenzierungsmodelle der Software-Anbieter den Einsatz.
Die Lizenzbestimmungen von Microsoft Windows etwa machten es schwierig für Service-Provider, vollständige Windows Client Desktops zu hosten und anzubieten. "Aber das ändert sich gerade", heißt es in der Studie. Forrester beobachte, dass es mittlerweile eine Handvoll groß angelegter DaaS-Pilotprojekte in Großunternehmen gebe - in Zusammenarbeit mit Anbietern wie Amazon Web Services (AWS), Citrix und VMware.
Sicherheit und Disaster Recovery schon jetzt besser im Cloud Workspace
Die weiteren Ausführungen der Analysten hierzu zeigen aber, dass es dabei offensichtlich eher um ein Versprechen für die mittlere oder nahe Zukunft geht als für die Gegenwart. Security und Disaster Recovery seien zwar schon jetzt besser in einemCloud Workspace Environment zu lösen. Das Gegenteil sei dort allerdings der Fall für Application Patching, Performance Monitoring, Image Management und Software License Compliance. "Das ist aber ein kurzfristiges Problem", meint Autor Johnson. Auf DaaS-Plattformen wie Amazon WorkSpaces sei bereits Abhilfe in Sicht.
"Die Kosten sinken weiterhin", so Johnson weiter. Ist ebenfalls so zu verstehen, dass es aktuell oft noch keine Kostenvorteile durch die DaaS-Nutzung gibt. Forrester erklärt das damit, dass neben den Kosten für die Instanzen selbst zumeist noch zusätzliche Gebühren für Bandbreiten-Nutzung, Zahlungen für nicht genutzte Instanzen oder eben Lizenzgebühren für Windows oder andere Apps anfallen. Allerdings könne schon jetzt Citrix Cloud Session-Hosted Desktops mit vergleichsweise kleinem Verbrauch an Computing Power anbieten.
"Cloud Workspaces werden die Art unseres Arbeitens verändern"
Das Fazit der Studie ist entsprechend in die Zukunft gerichtet: "Cloud Workspaces werden die Art unseres Arbeitens verändern - und wir werden das mögen." Zum Beispiel wird es laut Forrester bald branchenspezifische Ökosysteme mit passgenauen Lösungen geben. Für den Moment empfehlen die Analysten den Anwendern, sich mit den Angeboten für Cloud Workspaces vertraut zu machen.
Das könne man zum Beispiel über ein kleines Pilotprogramm machen, das einige verschiedene Plattformen wie Amazon WorkSpaces, Citrix Cloud, Azure Remote App von Microsoft oder VMware Horizon Air beinhaltet. Es gebe aber auch interessante Alternativen kleinerer Anbieter wie dinCloud, Frame, Harmon.ie und WorkSpot.