Bitkom Cloud-Report 2024

Cloudsouveränität weitgehend unbekannt

04.07.2024 von Manfred Bremmer
Das Thema Cloud ist für deutsche Unternehmen mittlerweile gesetzt – mit souveränen Cloud-Angeboten können aber laut Bitkom die wenigsten etwas anfangen.
Auch wenn wenige Verantwortliche mit dem Begriff Cloudsouveränität etwas anfangen können - die dazugehörigen Kriterien sind gefragt.
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Weil sie Datenschutz und Datensouveränität auf höchstem Niveau versprechen, werden sogenannte souveräne Cloud-Angebote am Markt für hochregulierte Anwendungen wie etwa im Finanz- oder Gesundheitswesen oder auch für die öffentliche Verwaltung zunehmend relevant.

Wie eine aktuelle Bitkom-Umfrage ergab, können derzeit aber nur vier Prozent der Verantwortlichen in den Unternehmen erklären, worum es dabei geht. 31 Prozent wissen zumindest ungefähr, worum es sich dabei handelt. 21 Prozent haben bereits davon gehört, können aber nicht erklären, was es bedeutet - und 41 Prozent sind souveräne Cloud-Angebote völlig unbekannt.

"Anbieter souveräner Cloud-Angebote müssen noch viel Aufklärungsarbeit leisten, wenn sie sich am Markt etablieren wollen", kommentiert Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst das Ergebnis. "Das Potenzial für souveräne Clouds ist auf jeden Fall groß."

Dafür spricht unter anderem, dass die meisten Unternehmen bei der Auswahl ihres Cloud-Providers zumindest ähnliche Kriterien heranziehen, wie ein anderes Ergebnis der repräsentativen Umfrage in Deutschland ergab. So sind für praktisch alle 603 befragten Unternehmen mit mindestens 20 Mitarbeitern insbesondere entscheidend:

Immerhin 59 Prozent achten auf Rechenzentren in Deutschland oder der EU, 46 Prozent auf Offenheit, etwa durch Open Source, sowie 30 Prozent auf Konformität mit Gaia-X.

Cloud Computing treibt die Digitalisierung

Grundsätzlich betrachtet, ist das Thema Cloud laut Studie dagegen für die meisten Unternehmen gesetzt. So nutzen inzwischen 81 Prozent der Unternehmen in Deutschland Cloud Computing, weitere 14 Prozent planen dies oder diskutieren darüber, während für gerade einmal fünf Prozent die Cloud kein Thema ist.

Außerdem planen sechs von zehn Unternehmen (61 Prozent), die Cloud Computing nutzen oder dies zumindest diskutieren, damit ihre internen Prozesse zu digitalisieren. Vor einem Jahr lag dieser Anteil nur bei 45 Prozent. Ebenso viele (61 Prozent) geben an, mit ihren Cloud-Aktivitäten eine Umstellung auf Plattformen und Software-as-a-Service forcieren zu wollen (2023: 57 Prozent). Werden aktuell rund ein Drittel (38 Prozent) der IT-Anwendungen aus der Cloud betrieben, soll der Anteil in fünf Jahren auf 54 Prozent gestiegen sein, so die Befragten.

Die Digitalisierung interner Prozesse spielt bei der Cloud-Nutzung eine zunehmend wichtige Rolle.
Foto: Bitkom

Apropos Anwendungen: Hier liegen mit jeweils rund zwei Drittel der Unternehmen E-Mail, Anwendungen für Personalverwaltung, Buchhaltung sowie Finanzplanung, Speicherplatz für Dateien sowie Office-Software vorne. 58 Prozent nutzen die Rechenleistung der Cloud parallel für unterschiedlichste Anwendungen, 56 Prozent haben Datenbanken in der Cloud. Dahinter folgen Anwendungen wie Webconferencing (49 Prozent), Kollaborations-Tools (48 Prozent), Sicherheitssoftware (48 Prozent), ERP (36 Prozent), IoT-Dienste (34 Prozent), CRM (32 Prozent) und Softwareentwicklung (30 Prozent).

17 Prozent der Unternehmen nutzen nach eigenen Angaben bereits die Cloud für KI-Anwendungen - dieser Wert soll sich in den kommenden fünf Jahren sogar auf 34 Prozent verdoppeln, auch die Technologie vielen aktuell noch zu teuer (75 Prozent), unsicher (64 Prozent) oder datenschutzrechtlich bedenklich ist.

Cloud only und Cloud first

Auch bei der Cloud-Strategie tut sich einiges: So fährt bereits jedes siebte Unternehmen (14 Prozent), das die Cloud nutzt, eine Cloud-only-Strategie. Das heißt, Cloud Computing wird für alle Anwendungen und Systeme genutzt und bestehende Lösungen werden in die Cloud überführt. Weitere 26 Prozent setzen auf "Cloud first".

"Vier von zehn Unternehmen, die heute bereits Cloud Computing nutzen, räumen der Cloud klare Priorität in ihrer IT-Strategie ein", kommentiert Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst die Zahlen. "Anbieter von Software müssen hierfür geeignete Angebote entwickeln.

Was die Betriebsform angeht, setzen 25 Prozent der Cloud-Nutzer auf eine Hybrid-Cloud, das heißt auf eine Mischung von öffentlichen und privaten Cloud-Diensten. Weitere 18 Prozent planen den Einsatz, zehn Prozent diskutieren darüber. Und sogar 38 Prozent nutzen eine Multi-Cloud, das heißt sie verwenden Cloud-Dienste von verschiedenen Anbietern. Weitere elf Prozent planen den Wechsel zur Multi-Cloud, ebenfalls elf Prozent diskutieren darüber.

Es gibt allerdings auch etliche Hindernisse bei der Umsetzung von Cloud-Projekten und dem Umzug in die Cloud, allen voran:

Für mehr als die Hälfte der Unternehmen stellten auch eine zu komplexe Migration in die Cloud (55 Prozent), fehlende qualifizierte externe Beratung (53 Prozent), Angst vor Datenverlust (52 Prozent) sowie Widerstand im eigenen Unternehmen (43 Prozent) Hürden dar. Zudem beklagen 55 Prozent zu hohe Anforderungen an die IT-Sicherheit, 51 Prozent zu hohe Anforderungen an den Datenschutz und 50 Prozent fühlen sich allgemein durch regulatorische Vorgaben an Cloud-Projekten gehindert.