Stellenabbau? Filialschließungen? Bei der Commerzbank liegen alle Optionen auf dem Tisch. Diese Woche könnte sich entscheiden, wie sich das Frankfurter Institut für die nächsten Jahren aufstellt. Am Mittwoch und Donnerstag (25./26.9.) beraten Vorstand und Aufsichtsrat über die künftige Strategie. Die Ergebnisse sollen nächste Woche Freitag (27.9.) vorgestellt werden.
Tabus, so ist aus der Bank zu hören, gibt es bei den Überlegungen keine. Erwogen wird Medienberichten zufolge der Abbau von bis zu 2.500 weiteren Stellen in der Frankfurter Zentrale. Wegfallen könnten möglicherweise Arbeitsplätze, die nach dem Ausstieg aus der Schiffsfinanzierung überflüssig geworden sind sowie Verwaltungsjobs als Folge der Digitalisierung.
Auch über Filialschließungen wird gesprochen, denn das Netz der Commerzbank ist im Branchenvergleich noch recht engmaschig. Als wahrscheinlichstes Szenario für so einen Fall gilt, dass die Zahl der derzeit etwa 1.000 Standorte auf 800 bis 900 verringert wird. Seit einiger Zeit setzt das Institut auf einen Mix aus Kleinstfilialen und großen Standorten mit Komplettangebot.
Filialnetz verkleinern
Es könne durchaus sein, dass die Zahl von 1.000 Filialen auf Dauer nicht zu halten sein werde, hatte Verdi-Gewerkschaftssekretär Stefan Wittmann, der Mitglied im Commerzbank-Aufsichtsrat ist, Mitte September gesagt. "Viel wichtiger ist für uns aber, dass die Filialen mit ausreichend Personal ausgestattet sind: Lieber weniger Filialen, aber mit ausreichend Personal." Personalabbau im Filialbereich bei der Commerzbank könne "derzeit kein Thema sein", warnte Wittmann: "Jeder weitere Personalabbau wäre eine Operation am offenen Herzen."
Die Commerzbank hat ihre Belegschaft in den vergangenen Jahren bereits erheblich reduziert. Die Zahl der Vollzeitkräfte sank von 43.300 auf 40.700 Ende Juni 2019. Bis Ende 2020 sollen es nach aktueller Planung etwa 38.000 sein. Ursprünglich wollte der Vorstand die Belegschaft auf 36.000 Vollzeitkräfte verringern. Doch weil Aufgaben im Zuge der Digitalisierung stärker im eigenen Haus und weniger an externe Dienstleister vergeben werden sollen, setzte der Vorstand die Zielmarke nach oben. In Köpfen gerechnet beschäftigte die Bank Ende Juni 48.644 Mitarbeiter, davon gut 34.900 im Inland.
Ertragsschwäche und Zinstief
Einen radikalen Umbau wie ihn derzeit die Deutsche Bank vollzieht - inklusive des Abbaus von rund 18.000 Vollzeitstellen - erwarten Beobachter bei der Commerzbank nicht. Doch nach dem Platzen der erhofften Fusion mit der Deutschen Bank braucht auch die Commerzbank Antworten auf Ertragsschwäche und Zinstief.
Mit der Konzentration auf Privatkunden sowie Firmenkunden und Mittelstand sieht sich das vor einem Jahr aus dem Dax in den MDax abgestiegene Institut zwar grundsätzlich gut aufgestellt. Mit der Profitabilität jedoch war der Vorstand um Martin Zielke zuletzt nicht zufrieden. Im ersten Halbjahr 2019 brach der Gewinn auf 391 Millionen Euro ein - nach 533 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
Und die Aussichten trüben sich zunehmend ein: Die Konjunktur schwächelt, die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Strafzinsen für geparkte Gelder von Banken noch verschärft und die Zinswende auf unbestimmte Zeit verschoben.
Bei der Vorlage der Quartalszahlen Anfang August hatte Zielke eingeräumt, es werde "deutlich ambitionierter", das Jahresziel einer leichten Gewinnsteigerung zu erreichen: "Die Herausforderungen für die Branche und für uns nehmen weiter zu."
Zielke hatte angekündigt, in diesem Herbst einen Plan vorzulegen, wie die Bank, deren größter Anteilseigner seit der Finanzkrise der deutsche Staat ist, in den nächsten Jahren nach vorne gebracht werden soll. Dann läuft die seit Oktober 2016 verfolgte Strategie aus. (dpa/rs)