Ernö Rubik heißt der Mann, der Anfang der 1980er Jahre Millionen Jugendlicher und Erwachsener in den Wahnsinn trieb - mit einem mechanischen Geduldsspiel, umgangssprachlich als "Zauberwürfel" bekannt. Manch einer pflückte das Ding einfach auseinander - heute gibt es im Internet Lösungen zum Download. Nicht ganz so einfach, aber doch hilfreich soll das Modell werden, mit dem die Commerzbank die IT-Komplexität messbar machen will.
Noch unter Federführung ihres vormaligen CIOs Peter Leukert hat sich die Frankfurter Bank mit dem Berater Capco zusammengetan. Ihre Einschätzung: CIOs wie auch Chief Technical Officer (CTO) versuchen meist, IT-Komplexität mittels Erfahrung und Intuition zu erfassen. Manchmal auch über die Methode Versuch und Irrtum oder diverse Analysen.
Dem soll das neue Komplexitätsmodell abhelfen. Bis es verfügbar ist, dürfte allerdings noch etwas Zeit ins Land gehen. Denn die erste Stufe des Modells wurde nach den Worten eines Sprechers innerhalb von drei Jahren statistisch validiert. Wie viele Stufen noch folgen und wann das Instrument einsetzbar ist, könne man derzeit noch nicht sagen.
Nach den jetzigen Vorstellungen von Leukert decken die Komplexitätsindikatoren des Modells vier Dimensionen ab: Funktionalität, Schnittstelle, Daten und Technologie. Das heißt im Einzelnen:
Die vier Komplexitätsindikatoren
1. Funktionalität: Beispielsweise gilt als ein Treiber der funktionalen Komplexität der Funktionsumfang eines Anwendungs-Clusters. Hier können Zahlen von "eins" für einfache Anwendungsfälle (wie das Ändern von einem Adress-Datenfeldes), bis "vier" für Anwendungsfälle mit einbezogener Logik vergeben werden. Andere Indikatoren messen die funktionale Redundanz und standardmäßige Konformität der Lösung.
2. Schnittstelle: Schnittstellen-Komplexität wird durch die Summe der gewichteten Schnittstellen bestimmt. Die Gewichte werden nach der Art der Schnittstelle berechnet, wie zum Beispiel API, Datei-Austausch, Datenbankaussicht und Broker Web Service. Das Verhältnis von Innen- zu Außenschnittstellen ist ein weiterer Indikator.
3. Daten: Daten-Komplexität wird durch die Anzahl der Datenbankobjekte in einem Anwendungs-Cluster gemessen.
4. Technologie: Technologische Komplexität wird durch eine Reihe von Treibern bestimmt, zum Beispiel die Frage, wie geschäftskritisch Anwendungen sind. Ein anderer Technologie-Indikator ist die Vielfalt von Betriebssystemen, die in einem Anwendungs-Cluster zum Einsatz kommen.
Ziel des Komplexitätsmodell ist letztlich, Kosten senken zu können. Doch die Urheber haben durchaus auch Höheres im Sinn: Sie wollen "einen konstruktiven Dialog fördern".