Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser. Dieses Motto scheint bei europäischen Banken und Finanzdienstleistern zu herrschen. Hintergrund ist eine Studie des Beraters Steria Mummert über den Kostendruck im Bereich Compliance. Demnach muss die Prävention von Wirtschaftskriminalität offenbar vor allem eins sein, nämlich billig.
Konkret: Banken sehen sich gezwungen, das Kosten-Nutzen-Verhältnis ihrer Abwehrstrategien zu überprüfen. Am besten schneiden dabei die Maßnahmen ab, denen Sicherheitsexperten "die beste Wirtschaftlichkeit attestieren", wie Steria Mummert es ausdrückt. Und so kommt denn das Vieraugen-Prinzip mit 66 Prozent Zustimmung am besten weg. Die Funktionstrennung, etwa bei der Kreditvergabe zwischen Vertrieb und Aufsicht, erreicht 58 Prozent Zustimmung.
Zum Vergleich: Die IT-Überwachung von Konten kommt nur auf 41 Prozent der Stimmen. Dies vor dem Hintergrund, dass jeder zweite Befragte über inkompatible IT-Systeme klagt, die den Ausbau der Compliance-Vernetzung erschweren. 45 Prozent nennen zudem mangelndes Know-how.
Das passt zu einer Studie über Risk Management in Finanzunternehmen, die der Berater Deloitte vor wenigen Wochen vorlegte. Darin erklärten nur 36 Prozent der Banken, sie verfügten über ein integriertes ERM-Programm (Enterprise Risk Management). Weitere 46 Prozent gaben an, gerade eines zu implementieren oder das zumindest zu planen. Immerhin 18 Prozent sagten jedoch, dass sie auf ein ERM-Programm verzichten - jetzt und auch künftig.
Hinzu kommt: Fast neun von zehn Befragten (88 Prozent) erklärten offen, in Sachen ERM Probleme mit den Daten zu haben. Bei 84 Prozent hapert es zusätzlich an der Firmenkultur.
Interview mit 220 europäischen Unternehmen
Steria Mummert Consulting hat für die Studie "Wirtschaftskriminalität in der Finanzbranche" mit Entscheidern aus 220 europäischen Unternehmen gesprochen.