Die Meldungen über drastische Sparmaßnahmen in Unternehmen reißennicht ab. Budgets werden zusammengestrichen, Projekte gekippt,Mitarbeiter entlassen. Das tut weh, aber es geht wohl nicht anders.
Allerdings droht die Gefahr, dass gute Ideen dadurch in Vergessenheitgeraten.
Wo sparen die Unternehmen? Hört man sich um, erfährt man: Dem Druckder sinkenden Konjunktur halten in den IT-Abteilungen noch am ehestenAktivitäten stand, die einen schnellen Ertrag versprechen, weil siesich direkt und zügig auf Kernprozesse auswirken. Mehr Geld in dieHand nehmen CIOs für Technik und für Maßnahmen, die Daten undAnwendungen sicherer machen sollen – allen voran ausfallsichereSpeicherkonzepte. Das ist bestimmt der richtige Weg, denn dabeientstehen schlankere und gleichzeitig stabilere IT Strukturen.
Zugedreht wird der Geldhahn dagegen für Technologien, derenrevolutionäres Potenzial in der Euphorie am Ende der neunziger Jahreüberschätzt wurde. Das gilt für viele E-Business-Projekte, weil das„E“ zu lange im Vordergrund stand, das Business sich dagegenpartout nicht wie erwartet rechnen wollte. Auch dagegen lässt sich nurschwer etwas einwenden.
Scheinbar logisch ist es da, dass Projekte, die mit einer kaumbezifferbaren Ertragserwartung verbunden waren, nun erst recht demSpardiktat zum Opfer fallen. Das Knowledge-Management gehört dazu. Bisvor einem Jahr hielt man es sich zugute, vorhandenes Wissen ausEntwicklungs- und Produktionsprozessen zu extrahieren, damit es nichtverloren geht und mit hohem Aufwand neu entwickelt werdenmuss. Image-trächtige Schlagworte wie „E-Culture“ und„Learning Company“ verbreiteten sich über Branchengrenzenhinweg. Viel Geld wurde ausgegeben für Intranets mit „YellowPages“, über die alle Mitarbeiter ihr Wissen, ihre Ideen für dasgesamte Unternehmen verfügbar machen sollten. Komplexe Data-Warehousessamt raffinierter Werkzeuge zur Aufbereitung und Analyse galten alsZukunftsinvestitionen.
Jetzt heißt es oft: „Das Wissens-Management war eineBlase.“ Zur Begründung wird darauf verwiesen, dass Menschen sichnicht davon abbringen lassen, Herrschaftswissen zu sammeln und es fürsich zu behalten. Die Idee freiwilliger Beiträge als Grundlage zurAnhäufung von Wissenskapital sei gescheitert.
Das stimmt. Aber das Wissens-Management ist damit nichtgescheitert. Es bleibt richtig, dass ein Unternehmen umso mehr wertist, je mehr Prozesswissen seine Mitarbeiter angehäuft undstrukturiert haben und je glatter dieses Wissen wieder in Entwicklung,Produktion, Vertrieb und Kundenkommunikation zurückfließt. DieEntwicklung von Datensammlungs- und Analyse-Technologien ist inletzter Zeit deutlich vorangekommen und noch längt nicht am Ende.
Wie schnell sich Investitionen in diese Technologien rechnen, lässtsich nicht auf Cent und Euro beziffern. Controller tun gut daran,ihren Rotstift unter Kontrolle zu halten. Denn die Unternehmen, diejetzt nicht alles als überflüssigen Ballast über Bord werfen, was derSammlung und Bewirtschaftung von Wissen dienen sollte, werden aufDauer einen Wettbewerbsvorteil haben.