Cyberwomen 2019

Cybersicherheit geht über IT-Sicherheit hinaus

21.06.2019 von Alexandra Mesmer
Stefanie Frey hilft mit ihrem Unternehmen Deutor Security Solutions Staaten und Organisationen, sich vor Cyber-Angriffen zu schützen. Im Gespräch verrät sie, warum Cybersicherheit alle angeht und wie sich Frauen in einer Männerwelt behaupten.

200 IT-Security-Expertinnen tauschen sich am Dienstag, 25. Juni, auf der Cyberwomen in München aus. Warum ist eine solche Veranstaltung für Frauen aus der IT-Sicherheit und gleichzeitig für die Branche?

Stefanie Frey: Cybersicherheit beinhaltet nicht nur Fragen der IT-Sicherheit. Das Berufsfeld ist viel komplexer und umfasst auch wichtige organisatorische Aspekte. Daher ist die Plattform, die Cyberwomen erstmals schafft, wichtig für Frauen aus allen Branchen, die mit Cybersicherheit beschäftigt sind - etwa Strafverfolgung, Staatsanwaltschaften, Kommunikation oder Sicherheitspolitik. Es ist aber auch wichtig, Männer anzusprechen, damit diese Welten sich verbinden können.

Stefanie Frey, Managing Director von Deutor Security Solutions, entwickelt für Staaten, internationale Organisationen und Unternehmen Strategien und Lösungen gegen kriminelle Handlungen im digitalen Raum.
Foto: Deutor

Wie hat sich Ihr Karriereweg in der IT-Sicherheitsbranche gestaltet?

Stefanie Frey: Ich habe am King's College London am Department of War Studies promoviert. Das war auch eher von Männern dominiert. So bin ich in das Krisenmanagement und zu MELANI (Melde- und Analysestelle Informationssicherung beim Finanzdepartement der Schweiz) gekommen. Bei MELANI war ich die Koordinatorin zur Umsetzung der Nationalen Cyber-Strategie der Schweiz. Ich habe danach meine eigene Firma, die Deutor Cyber Security Solutions, gegründet und unterstütze Staaten und Unternehmen bei der Erhöhung der Cybersicherheit.

Welche Schwierigkeiten haben Sie als Frau auf Ihrem Weg in der IT-Sicherheitsbranche erlebt und wie sind Sie damit umgegangen?

Stefanie Frey: Fühlt man sich als Frau in einer von Männern dominierten Welt nicht wohl, kann das schon schwierig werden. Man muss viel dickhäutiger und robuster sein, um sich in dieser Branche durchsetzen zu können. Auch wird man oft unterschätzt. Ich denke aber, dass das nicht per se eine Geschlechterfrage ist. Es ist vielmehr ein Problem der IT-Industrie und der Staaten. Diese schaffen zu wenig Anreize, das Thema IT interessanter und zukunftsträchtiger zu gestalten. In der gesamten IT-Branche besteht deshalb zurzeit ein Fachkräftemangel. Insbesondere Frauen werden zu wenig angesprochen. Die Botschaft muss lauten: Jobs in der IT-Branche sind attraktiv und chancenreich. Damit wird jungen Menschen und vor allem Frauen ein Anreiz geboten, MINT-Fächer zu studieren.

Was raten Sie Frauen, die in der IT-Sicherheitsbranche erfolgreich Fuß fassen wollen?

Stefanie Frey: Entscheidend ist es, sich nicht einschüchtern zu lassen. Frauen, die erfolgreich sein wollen, sollten sich immer wieder sagen: Ich kann genauso viel wie ein Mann. Die meisten Fachexpertinnen, die ich kenne, sind sogar besser als der Durchschnitt.

Sie sind Geschäftsführerin in einem Schweizer Unternehmen. Haben Frauen in der IT-Sicherheitsbranche es in der Schweiz ähnlich schwer wie in Deutschland?

Stefanie Frey: Grundsätzlich sind die Probleme ähnlich. Wobei sich in der Schweiz mit nur knapp acht Millionen Einwohnern in der IT-Branche noch weniger Gelegenheiten für Frauen bieten als im deutschen Markt, der zehnmal so groß ist.

Stefanie Frey - Cyberstrategin und Firmengründerin

Als Geschäftsführerin der Deutor Cyber Security Solutions Switzerland entwickelt Stefanie Frey für Staaten, internationale Organisationen und Unternehmen Strategien und Lösungen gegen kriminelle Handlungen im digitalen Raum. Dabei arbeitet sie eng mit Strafverfolgungsbehörden und anderen Gremienzusammen.

Cybersecurity geht alle an, davon ist Stefanie Frey überzeugt. Die Cyerstrategin wird auf der Veranstaltung Cyberwomen 2019 am 25. Juni in München sprechen.
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Davor koordinierte sie für die Schweizer Regierung als Koordinatorin die Umsetzung der Nationalen Cyber Strategie. Zudem leistete sie Beiträge zur ENISA-Arbeitsgruppe für Cyber-Sicherheit und zur OECD Working Party on Security and Privacy in the Digital Economy (SPDE) und hat das Ergebnis der Digital Security Risk Recommendation maßgeblich beeinflusst. Sie gestaltet aktiv die regionale und globale Cybersicherheitsagenda mit internationalen und regionalen Organisationen.

Stefanie Frey hat am King's College in London promoviert und einen Abschluss als Master in Business Administration von der International School of Management (ISM) in Dortmund. Sie hat mehrere Bücher und Publikationen zu Cybersicherheit, dem Kalten Krieg und dem Zweiten Weltkrieg veröffentlicht.

Cyberwomen 2019

München wird am 25. Juni zum Treffpunkt der IT-Sichterheitsexpertinnen. Im Haus der bayerischen Wirtschaft findet mit der Cyberwomen die erste Sicherheitskoferenz statt, die sich vor allem an Frauen wendet. Auf den Panels werden Fachfrauen von Allianz, Airbus Deloitte, IBM, Kaufhof, PWC, Rohde & Schwarz, der Bundeswehr und dem BSI über heruasforderungen und kariereperspektiven in der IT-Security diskutieren. Hier gehts zum detaillierten Programm und zur Anmeldung.

Erwartet werden im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München 200 Besucherinnen. Partner der Konferenz sind die BSI Allianz für Cyber-Sicherheit, das Bavarian IT Security and Safety Cluster, Global Digital Women, der Bundesverband IT-Sicherheit TeleTrust, das Sicherheitsnetzwerk München, das Zentrum Digitalisierung Bayern, AFCEA, der Cybersicherheitsrat Deutschland sowie der Cyber Security Cluster Bonn e.V. Auch die COMPUTERWOCHE unterstützt die Konferenz.

Die Konferenz soll ein jährliches Forum für Frauen in der IT-Security werden, auf dem sie sich vernetzen und ihre Kar­riere vorantreiben können.