In der Automobilbranche deutet sich eine Abkehr von der seit Jahren vorfolgten IT-Strategie an, die eigene Fertigungstiefe stetig zu verringern. "Wir haben heute einen Eigenanteil in der IT von 25 Prozent und werden auf maximal 35 Prozent gehen", sagte Michael Gorriz, Chief Information Officer (CIO) des Daimler-Konzerns, in einem Interview mit der Fachzeitung Automobilwoche. "Wir haben festgestellt, dass der Wechsel von IT-Providern sich nicht nur negativ auf die Qualität auswirkt, sondern auch ganz schön viel Geld kostet", begründete der CIO den Schritt.
Der Konzern kündigte an, weite Teile des SAP-Betriebs wieder in den Konzern zurückzuholen, um damit Kosten zu reduzieren. "Bis Ende 2016 haben wir uns eine Kostensenkung von 150 Millionen Euro zum Ziel gesetzt", ergänzte Personal- und IT-Vorstand Wilfried Porth gegenüber der Automobilwoche. "Bei heutigen Kosten von 600 Millionen Euro bedeutet das eine Einsparung von 25 Prozent."
Dazu wird Daimler in Indien ein Kompetenzzentrum für SAP-Services aufbauen und dort 700 SAP-Spezialisten beschäftigen. Zudem sollen vorhandene Kapazitäten in der Türkei ausgebaut werden.
Die Rückholaktion namens "Save for Growth" wird bereits im kommenden August starten, bis Ende 2015 sollen alle SAP-Systeme unter eigener Verantwortung laufen. Das Save-for-Growth-Projekt erstreckt sich auch auf die Konsolidierung der Data-Center und das Management der Endgeräte.
Insgesamt will Daimler die laufenden Kosten für die IT-Landschaft senken, um dieses Geld in neue Systeme und Services investieren. "Der Daimler-Konzern hatte einmal ein IT-Budget von zwei Prozent vom Umsatz. Heute liegen wir mit 2,1 Milliarden Euro bei 1,8 Prozent - und das obwohl wir massiv investiert haben", so Porth.