"Wird zu viel zugekauft, sind wir nicht mehr Siemens", sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Es werde allenfalls kleinere Zukäufe geben. Er sei ein "Freund von organischem Wachstum. Die Welt kommt allmählich aus der Krise, das eröffnet doch gewaltige Marktpotentiale aus eigener Kraft."
Mehr denn je werde die neue Welt nach Corona durch die Digitalisierung und den verstärkten Einsatz von Software in allen Bereichen bestimmt sein. Noch mehr dürfte künftig der Klimaschutz das Handeln bestimmen und ein "Riesengeschäft" mit sich bringen. "Welche Folgen könnte ein Preis für eine ausgestoßene Tonne CO2 von 100 Euro haben, was kein utopisches Szenario ist", fragt Snabe. "Spätestens dann kommt die Erkenntnis, schleunigst zu handeln."
Globalisierung funktioniert in bisheriger Form nicht mehr
Die derzeitigen Lieferengpässe zeigten, dass Globalisierung in bisheriger Form nicht mehr funktioniere. Wertschöpfungsketten müssten kürzer und flexibler werden. Es gehe darum, statt möglichst große Produktionen durch viele kleinere Werke über wichtige Absatzmärkte zu verteilen. "Hinzu kommt, dass die Produktion nicht mehr der billigsten Arbeit folgen wird, sondern den geringsten Energiekosten." Das gebe sogar Europa die Chance, Fertigung zurückzuholen.
Snabe plädiert für einen besseren digitalen Zugang zu Hauptversammlungen, um Dialogmöglichkeiten für nicht anwesende Aktionäre zu ermöglichen. "Aber dazu muss man erst die Regeln neu formulieren, um Missbrauch zu vermeiden", sagt Snabe. "Eine hybride Veranstaltung kann man nur erfolgreich durchführen, wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen geändert werden." (dpa/rs)