Vor einiger Zeit hatten wir schon darüber spekuliert, warum die oft und lange angekündigten iPad-Rivalen nicht so recht erfolgreich sind. Die US-Marktforscher von iSupply mischen sich nun mit einer verblüffend einfachen Antwort in diese Diskussion ein: Das Konzept des iPad, so das Fazit eines "Teardown" genannten Vergleichs von insgesamt acht Tablet-PCs, ist einfach besser.
Auch 15 Monate nach der Einführung des iPads, so das Resümee von iSupply nach dem Vergleichstest, können Wettbewerber noch immer nicht mit der Design-Effizienz des Apple-Tablets mithalten. Der Vorteil des Konzerns aus Cupertino liegt unter anderem darin, dass er sowohl die Hard- als auch die Software kontrolliere.
Das könnten andere Hersteller nicht oder nur eingeschränkt. "Bei Speicher und Akku kommt dieser Vorteil besonders zum Tragen, wo Apple Vorteile bei Kosten, Platzbedarf und Performance hat", kommentiert Wayne Lam von iSupply. Die Apple-Integration beim iPad geht so weit, dass sogar eigenes Prozessoren-Design verwendet wird, wo bei Android-Tablets Standardkomponenten von Nvidia, Qualcomm oder Texas Instruments ihre Dienste verrichten müssten.
Bei den Android-Geräten kommt auch das Betriebssystem von Drittanbietern. Sogar die Blaupausen der Produkte für die Hardware-Spezifikationen gingen mitunter an andere Unternehmen, die als Zulieferer ihren Beitrag zu den Tablet-PCs leisteten.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Resultate der Analyse von acht Tablet-Modellen (neben den beiden iPads das Samsung Galaxy Tab, Motorola Xoom, Blackberry Playbook, Asus Eee Pad und das HP TouchPad). Beim Vergleich spielen auch die Kosten für die Hardware und die Herstellung (Bill of Materials, BOM) eine Rolle, nicht aber Ausgaben für Lizenzen, Gebühren oder andere Posten.
iPad: Speicher und Akku bleiben dünn
Apples Kontrolle über das Betriebssystem erlaubt dem Konzern reduzierte Kosten durch das Limitieren des Arbeitsspeichers. Beim iPad 2 bringt das SDRAM-Modul 512 MBytes auf die Waage und damit nur halb so viel wie Wettbewerber. Auf der Kostenseite bringt das beim iPad 2 immerhin 14 Dollar Einsparungen im Vergleich zur Konkurrenz.
"Der effiziente Umgang mit dem Speicher wird von einer fundamental anderen Betriebssystem-Architektur begünstigt", kommentiert Wayne Lam. So handhabe iOS zum Beispiel das Multitasking anders und damit speicherfreundlicher als Wettbewerber.
Das schlanke Produktdesign wirke sich auch auf die Akku-Kapazität aus: In keinem Gerät kommt ein dünnerer Stromspeicher zum Einsatz als im iPad. Zugleich sei beim Apple-Modul die Ladekapazität am größten.
Tablet-Trends
Die Analyse von iSupply ergab auch, wie sehr Apple das Tempo im Tablet-Markt bezüglich Preisgestaltung und Bildschirmgröße bestimmt. Apple hat mit seinem Einstiegspreis von 500 Euro für die WiFi-Version mit 16 Gbyte Speicher Maßstäbe gesetzt. Samsung setzt mit dem ebenfalls 16 Gbyte umfassenden Galaxy Tab 10.1 die obere Grenze mit 750 Euro. Andere Hersteller bewegen sich im Umkreis dieser Preise. Ausnahmen: Das Eee Pad von Asus kostet mit rund 400 Euro etwa 100 Euro weniger als andere.
Apple gibt auch bei den Bildschirmgrößen die Marken vor. Der 9,7-Zoll-Monitor ist mittlerweile der de-facto Standard am Markt. Zwar gebe es auch Tablets mit Displays in 7-Zoll-Größe - das RIM Playbook und das angekündigte HTC Flyer etwa -, aber die meisten Hersteller orientierten sich doch an der Apple-Diagonalen, heißt es bei iSupply.
Die iSupply-Analyse verrät auch einen Trend hin zu Multicore-Prozessoren neuster Generation. Motorola Xoom und iPad 2 haben es vorgemacht, andere seitdem folgen dieser Linie, die mehr Rechenleistung und Grafik-Performance verspricht. Für das kommende Jahr 2012 erwartet iSupply noch mehr Power: Dann, schätzen die Analysten, werden auch Quad-Core-Prozessoren in den Geräten zum Einsatz kommen.