Man muss nur ein PDF dabei haben oder über das Internet organisieren, und schon spukt die "Espresso Book Machine“ ein oder mehrere Exemplare in klassischer, gebundener Buchform aus. Mit farbigem Titel und Textseiten in schwarz-weiß. In den USA gibt es immer mehr dieser Mini-Druckereien in unabhängigen Buchläden oder in öffentlichen Bibliotheken, und auch im Rest der Welt findet die Idee Anklang.
Die Technik hat schon jetzt einigen Buchläden das Überleben ermöglicht, indem sie ihr Geschäft dank der "Espresso Book Machine“ in Richtung Buchdruck erweitern. Personen, die anderen etwas in Buchform mitteilen wollen, aber bisher an den Mechanismen des gewinnorientierten Buch- und Druckwesens scheiterten, haben damit eine neue Publikationsmöglichkeit gefunden. Auch vergriffene oder nicht mehr urheberrechtlich geschützte Titel können so reproduziert werden.
Mit Print-on-Demand gelang es schon bisher einigen Autoren, ihre Bücher auch ohne mächtige Verlage in den Handel oder direkt an den Leser zu bringen. Allerdings sind die technischen Anforderungen und Kosten, um bestimmte Mindestanforderungen an ein "echtes“ Buch einzuhalten, teilweise recht hoch. Print-on-Demand-Books haben sich denn auch nicht so richtig durchsetzen können oder sind nichts für Buchliebhaber.
Mit den Möglichkeiten des digitalen Buchdrucks, der E-Books, E-Book-Reader, Tablets und des Internets gerät auf der einen Seite das klassische Buchgeschäft unter starken Druck, wie niedrigere Verkaufszahlen in den Läden oder zahlreiche Pleiten zeigen. Doch auf der anderen Seite erweitern sich die Möglichkeiten, etwas zu veröffentlichen und über neue Kanäle zu verbreiten.
"Self-publishing“ machte in den USA 2008 einen Schritt vorwärts, als das Unternehmen On Demand Books die erste "Espresso Book Machine“ vorstellte. Über eine Kooperation mit Xerox wurden bisher über 70 Maschinen weltweit ausgeliefert, darunter nach London, Amsterdam, Tokyo und in Reihe von Entwicklungsländern. Deutschland ist bisher nicht dabei. Neben dem Kauf gibt es auch Leasingoptionen (näheres unter: http://ondemandbooks.com/retail_markets.php).
Vertrag mit Google Books
Laut einem Bericht der International Herald Tribune vom 12. Juni 2012 geht man bei On Demand Books davon aus, dass die neue Technik Buchhändler in zwei Richtungen unterstützen kann: Zum einen könnten sie sich damit ein riesiges virtuelles Lager an digitalen Titeln aufbauen (und bei Bedarf sofort drucken) und damit sogar mit Amazon gleichziehen. Zum anderen erhält der Buchhändler die Möglichkeit, Bücher zu publizieren oder anderen Personen diesen Dienst anzubieten.
Google Books hat einen Vertrag mit On Demand Books geschlossen, der den Abnehmern der Druckmaschine den Zugriff auf zwei Millionen Public-Domain-Bücher eröffnet. Mit einigen großen Verlagen wie Random House, Hachette oder McGraw-Hill bestehen ebenfalls Abkommen, um eine gemeinsame digitale Plattform für Bücher aufzubauen.
Der Buchmarkt ist in Bewegung. 3,4 Millionen E-Books sind allein in den USA im Jahr 2011 verkauft worden, was einer Steigerung um 300 Prozent gegenüber 2010 entspricht. Mit der "Espresso Book Machine“ erhalten klassische, teilweise vom Untergang bedrohte Buchhandlungen ein Mittel an die Hand, sich zu behaupten und sogar neues Terrain zu erobern. Und Autoren können sich über die Restriktionen des herkömmlichen Verlagswesens hinwegsetzen.
Vom langfristigen Tod des papiergebundenen Buches zu reden, dürfte etwas verfrüht sein.
Auf YouTube finden sich mehrere Videos, die die Funktionsweise der „Espresso Book Machine“ erklären: http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=ZDe_Jy4HnMY.