Insgesamt betrachten Immobilienfirmen die Digitalisierung heute realistischer als vor zwei Jahren, schreibt der Berater EY in der Studie "Das digitale Büro - unternehmerische Utopie oder Nutzerwunsch?" Dennoch schätzen die Anbieter gewerblicher Immobilien die Wünsche der Nutzer solcher Immobilien in einigen Punkten falsch ein.
EY Real Estate und der zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) legen mit diesem Report bereits die dritte gemeinsame Digitalisierungsstudie vor. Sie dokumentiert Daten von 300 Immobilien-Unternehmen und von rund 3.000 Menschen, die in Büros arbeiten.
Smart Office und Smart Desk
Die unterschiedlichen Einschätzungen zeigen sich an den Stichworten Smart Office (etwa Licht- und Heizungssteuerung oder Sicherheitssysteme) und Smart Desk (App-unterstützte, intelligente Platzzuweisung nach persönlicher und täglicher Präferenz): 15 Prozent der Immobilienfirmen bieten das Smart Office bereits an, weitere 37 Prozent wollen binnen fünf Jahren nachziehen, insgesamt setzen also 52 Prozent auf dieses Angebot.
Den Smart Desk offerieren aktuell dreizehn Prozent, weitere 27 Prozent planen es. Unter den Büro-Angestellten halten jedoch nur 32 Prozent solche Konzepte für "eher" oder "sehr wichtig". Deutlich mehr - nämlich 52 Prozent - stufen sie als "weniger" bis "gar nicht wichtig" ein.
Ladestationen für E-Fahrzeuge
Noch deutlicher ist die Diskrepanz bei Ladestationen für E-Fahrzeuge. 33 Prozent der Immobilienfirmen bieten sie schon an, weitere 26 Prozent wollen folgen. Das ist aber nur 24 Prozent der potenziellen Nutzer wichtig oder sehr wichtig. 44 Prozent finden es "gar nicht wichtig".
Ein weiteres Ergebnis: Eine große Mehrheit von 61 Prozent der klassischen Unternehmen der Immobilienwirtschaft gibt derzeit bis zu drei Prozent ihres Jahresumsatzes für Maßnahmen zur Digitalisierung aus. Weitere 24 Prozent stellen zwischen drei und fünf Prozent bereit. Offenbar zeigen sich in den Unternehmen positive Effekte: 93 Prozent der Befragten sprechen von gesteigerter Nutzerfreundlichkeit. In der Vorjahresumfrage waren es mit 45 Prozent deutlich weniger.
Trends in der Digitalisierung
Mit Blick in die Zukunft sehen die Studienteilnehmer Mobility und mobile Arbeitsgeräte als Trend, der sich binnen fünf Jahren auswirken wird. Als mittelfristige Trends (fünf bis neun Jahre) nennen sie Big Data und Data Mining, Data Analytics, Plattformen und digitale Ecosysteme, Virtual sowie Augmented Reality, das Internet of Things (IoT) und Building Information Modeling (BIM). Ebenfalls in diesem Zeitraum erwarten sie den Einfluss von KI (Künstliche Intelligenz) und Machine Learning sowie 3D Druck. Dagegen entfaltet sich die Wirkung der Blockchain, von Smart Contracts und Robotics erst in rund zehn Jahren, erwarten sie.
Die größten Herausforderungen
Die Autoren der Studie haben sich nach den Herausforderungen erkundigt, die die Unternehmen bei der Umsetzung von Digitalisierungsstrategien sehen. Im Vergleich der Umfragen von 2017 und 2018 bleiben die ersten drei Nennungen identisch, nämlich fehlende personelle Ressourcen (jetzt: 74 Prozent, 2017: 72 Prozent), das Fehlen einer Digitalisierungsstrategie (69 Prozent/66 Prozent) sowie mangelnde Datenqualität und eine intransparente Datenstruktur (67 Prozent/65 Prozent). Dagegen ist der Fachkräftemangel, voriges Jahr noch auf Rang fünf, jetzt auf den vierten Platz vorgerückt.
Die größten Hindernisse
Unabhängig von der Frage nach den Herausforderungen sollten die Studienteilnehmer auch die größten Hindernisse für den Einsatz digitaler Technologien nennen. Insgesamt 77 Prozent halten den Datenschutz für ein "starkes" bis "sehr starkes" Hindernis. Es folgen regulatorische Vorgaben und Standards (69 Prozent), fehlende Fachkompetenz (64 Prozent) und Unkenntnis der Einsatzmöglichkeiten im Geschäftsmodell sowie IT-Sicherheit (jeweils 63 Prozent).
Martin Rodeck, der Innovationsbeauftragte des ZIA, attestiert seiner Branche, "die richtige Marschrichtung eingeschlagen" zu haben. Dennoch stehe man erst am Anfang des Wandels.