Noch nie war die Arbeit als CIO so spannend wie heute. „Technologie ist der stärkste Möglichmacher in der heutigen Geschäftswelt“, sagen die Analysten von Gartner. Die Verantwortlichen erkennen das Potenzial der IT immer mehr. Damit wächst die Wertschätzung für den CIO – einerseits. Andererseits wächst der Druck, Ergebnisse zu liefern. Gartner glaubt, den Schlüssel dafür zu kennen: „Was die besten CIOs von anderen unterscheidet, ist die Art der Arbeit: durch Leute, von Leuten und mit Leuten.“ Es sind demnach die Soft Skills, die harte Resultate liefern.
Die Gartner-Analysten Graham Waller, George Hallenbeck und Karen Rubenstrunk plädieren in einem neuen Buch eindringlich dafür, auf die Karten Kommunikation und weiche Fertigkeiten zu setzen. „Es machte keinen Unterschied, ob die Firma neue Hardware beschaffte, ein große Business-Initiative implementierte oder die IT-Organisation umkrempeln wollte“, schreiben die Autoren. „Der Vorbote des Erfolgs war immer der gleiche. Wenn der CIO eine gute Arbeitsbeziehung mit allen Beteiligten hatte, von den Förderern im Management über die Anbieter bis hin zu den Kollegen im ganzen Unternehmen, funktionierte das Projekt stets.“
Diese Soft People Skills sind es laut Gartner also, die den Unterschied machen – mehr als das fachliche Know-how eines CIOs oder die besten Technologien. Vor allen Dingen entscheiden sie über die interne Wahrnehmung eines IT-Chefs. Viele CIOs beenden ihre Projekt rechtzeitig und im Budget, sorgen für störungsfreien Netzwerkbetrieb und halten die Firmendaten sicher und auf aktuellem Stand. Trotzdem gebricht es ihnen an Anerkennung. CIOs mit kommunikativem Gespür widerfährt das nach der Erfahrung der Autoren hingegen nicht, „weil sie ihre Soft Skills nutzen, um Erwartungen schon vor der Festsetzung der Prioritäten oder Projektbeginn zu beeinflussen“. Sieben Führungseigenschaften sind es demnach, die erfolgreiche CIOs zuallererst mitbringen müssen.
1. Führungspersönlichkeit vorleben: Alles andere komme danach, so Gartner. Die leistungsstärksten CIOs nehmen die Vorstellung an, nur mit Hilfe von Partnern im Unternehmen und außerhalb sowie mit den Mitarbeitern die Ziele erreichen zu können. „Sie sondern keine Lippenkenntnisse zu diesem Ideal ab“, so Gartner. „Sie leben es. Sie führen.“
2. Nicht nur eigene Vorstellungen durchpeitschen: Ein Top-CIO ist laut Gartner vor allem ein unglaublich komplex und kreativ denkender Mensch. Als Führungskraft vertraut er aber nicht allein auf die eigene überlegene „Klugheit“ oder auf analytische Fähigkeiten, um die bestmögliche Lösung zu finden. Er agiert kollaborativ, bindet also die Sichtweisen anderer ein.
Allen zuhören, proaktiv handeln
3. Die weiche Seite zeigen: Effektiven CIOs gelinge ein Paradox, berichten die Autoren. Sie gewinnen an Einfluss, in dem sie nicht alles immer unter Kontrolle haben wollen und sich den Luxus der Verletzbarkeit leisten. So schaffen sie es, tiefe und persönliche Verbindungen aufzubauen – und dadurch andere zu inspirieren.
Das soll nicht heißen, dass ein guter CIO ein Weichei ist. Aber er sollte offen sein und gut zuhören. Ein von Gartner befragter IT-Chef berichtet, er habe sich da immer für gut gehalten. Eine interne Evaluation habe tatsächlich eine gute Gesamtbewertung ergeben, ihn aber auch als selektiven Zuhörer ausgewiesen. „Jetzt höre ich allen geduldig zu – und das ist manchmal sehr anstrengend“, berichtet der CIO. „Der Nutzen ist, dass ich so viel mehr über viele Dinge Bescheid weiß und proaktiv handeln kann.“ Humor hilft laut Gartner übrigens auch immer. Sarkasmus hingegen kann demotivieren.
4. Auf die richtigen Verbindungen setzen, um die richtigen Ergebnisse zu erzielen: Klinge nicht überraschend, gestehen die Analysten ein – um dann doch mit einer ungewöhnlichen Beobachtung aufzuwarten. Erfolgreiche CIOs verbringen besonders viel Zeit und Energie damit, abseitige Beziehungen zu pflegen: mit Managern anderer Fachbereiche, mit Zulieferern und Kunden beispielsweise.
Gartner empfiehlt als ersten Schritt ein schnelles Gedankenspiel. CIOs sollten überlegen, welche drei direkten Berichte an den CEO den meisten Einfluss zeitigten und wer jeweils die drei einflussreichsten Menschen auf der nächst unteren Unternehmensebene und außerhalb der Firma seien. Und sich dann fragen, wie diese wohl ihre Beziehung zu einem beschreiben würden und wo man selbst mehr Zeit und Aufmerksamkeit investieren sollte.
5. Eine meisterhafte Kommunikation pflegen: Immer und auf jede erdenkliche Weise, so Gartner. Den hervorragenden CIOs sei bewusst, dass sie immer unter Beobachtung anderer stehen. Sie stehen gewissermaßen immer auf der Bühne oder vor einer Kamera. Diesen Umstand nutzen sie aus, indem sie immer wieder Kernbotschaften und Werte wiederholen – klar, konsistent, glaubwürdig und leidenschaftlich. Die Botschaft soll nämlich nicht nur verstanden, sondern auch gefühlt werden.
Inspirieren und an die Zukunft denken
6. Andere inspirieren: Mitarbeiter geben nach Einschätzung von Gartner nur dann ihr bestes, wenn sie sich eingebunden fühlen in etwas, das größer ist als sie selbst. Die besten CIOs geben ihnen dieses Gefühl und zeigen ihnen, dass ihre Beiträge wichtig und anerkannt sind.
7. Menschen bauen, nicht Systeme: Die Spitzen-CIOs erhöhen ihre Chance auf gute Ergebnisse, indem sie die Menschen in ihrem Umfeld entwickeln. Sie bauten so die nächste Generation an Führungskräften auf, weil dies das Beste für das Unternehmen sei, so Gartner: „Das wird ihr bleibendes Erbe sein.“
Ausführlich nachzulesen in: Graham Waller/George Hallenbeck/Karen Rubenstrunk, The CIO edge: seven leadership skills you need to drive results. Harvard Business Review Press, Boston 2010. 220 Seiten, 22,25 Euro bei Amazon.