Warum CIOs Bedenken haben

Das große Zögern bei der Virtualisierung

09.09.2008 von Alexander Galdy
Bei Virtualisierung gehen in deutschen Unternehmen Wunsch und Wirklichkeit deutlich auseinander. Sie haben zwar große Erwartungen an die Technologie, zögern aber, diese umzusetzen. Sie fürchten die Komplexität der Infrastruktur-Planung und Steuerung virtualisierter Umgebungen.

Virtualisierung setzt sich in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern nur zögerlich durch. Deutsche IT-Entscheider gehen davon aus, dass bis 2011 nur rund ein Drittel ihrer IT virtualisiert sein wird. Im Durchschnitt sind europäische CIOs deutlich offensiver mit ihrer Prognose: Sie erwarten, dass in drei Jahren die Hälfte der IT virtuell laufen wird.

Virtualisierung
Deutsche IT-Entscheider erwarten von Virtualisierung vor allem eine höhere Verfügbarkeit. Damit ist dieser Punkt deutlich wichtiger für sie als für den europäischen Durchschnitt. Auch sonst gehen die Ansichten der deutschen CIOs und ihrer Kollegen auseinander.
Deutsche Unternehmen setzen fast nur im Server-Bereich auf Virtualisierung. Bei Storage hinken sie im Vergleich zu den anderen europäischen Ländern deutlich hinterher.
Bei den Erwartungen, ob die Ziele auch tatsächlich erreicht werden, herrscht im Großen und Ganzen Einigkeit.
In Deutschland hat sich der Gedanke, dass Virtualisierung eine Strategie ud nicht nur eine Taktik ist, schon mehr durchgesetzt.
Deutsche CIOs gehen davon aus, dass bis 2011 35 Prozent der IT virtualisiert ist. Die Kollegen aus Europa glauben eher, dass es gut die Hälfte sein wird.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des britischen Marktforschers Coleman Parkes im Auftrag von HP. Demnach erwarten die meisten CIOs und IT-Leiter von einer Virtualisierung vor allem eine höhere Verfügbarkeit (63 Prozent) und eine Kostensenkung (61 Prozent). Danach folgen Senkung der Energiekosten und verbesserte Business Continuity (jeweils 50 Prozent).

Unerfüllte Erwartungen

Allerdings sind die IT-Verantwortlichen nicht allzu zuversichtlich, dass sie diese Ziele auch erreichen. Bei den Punkten Risikominimierung und Kostensenkung ergaben sich auf einer Skala von eins (überhaupt nicht zuversichtlich) und fünf (sehr zuversichtlich) die Werte 3,3 und 3,5. Ebenso durchwachsen fallen die Ergebnisse hinsichtlich erhöhter Business-Agilität (3,1), höhere Effizienz (3,4) und Wettbewerbsvorteilen (2,6) aus.

Für rund die Hälfte der deutschen CIOs ist Virtualisierung mittlerweile ein Werkzeug, um den Geschäftserfolg zu optimieren, und nicht nur eine Technologie. Fast neun von zehn IT-Entscheidern sehen sogar darin eine Strategie und nicht bloß eine taktische Maßnahme.

Dagegen steht allerdings laut HP die Tatsache, dass sich gerade deutsche Unternehmen sehr stark auf die Server-Virtualisierung fokussieren. Acht von zehn Firmen setzen die Technologien nur im Server-Bereich ein. Storage- und Client-Virtualisierung spielen dagegen nur bei zwölf Prozent eine Rolle.

Die Scheu vor Dynamik und Komplexität

Offensichtlich spielt hier laut Studie der Respekt vor der Dynamik und Komplexität virtualisierter Infrastrukturen eine Rolle. Die Infrastruktur-Planung bereitet bei der Virtualisierung die größten Sorgen, gefolgt von der Genehmigung durch die Geschäftsleitung und den Einführungskosten.

Auch die Steuerung virtualisierter Umgebungen mit Policies und Governance wird von vielen als große Herausforderung eingeschätzt. Hürden sehen CIOs auch darin, Kapazitäten zu planen und unterschiedliche Virtualisierungs-Plattformen zu managen.

Strategie für Management und Governance

Dementsprechend halten deutsche IT-Verantwortliche eine langfristige Strategie für Management und Governance für wichtig, um mit Virtualisierung Erfolg zu haben. Allerdings hat bisher nur rund ein Fünftel der Firmen eine solche Strategie definiert und implementiert. Im europäischen Vergleich liegt der Durchschnitt dagegen bei knapp über einem Viertel.

Coleman Parkes befragte für seine Studie "Virtulisation" im Auftrag von HP 500 IT-Entscheider in Europa und Südafrika. Darunter waren 38 CIOs aus Deutschland. Die Befragten stammen aus Unternehmen mit mindestens einer Milliarde US-Dollar Umsatz oder mit mindestens 250 Mitarbeitern.