RFID, Barcode, Smart Meter

Das Internet der Dinge treibt Big Data

05.08.2013 von Andreas Schaffry
Durch das Internet der Dinge schwillt die Datenmenge rasant an. CIOs brauchen eine Strategie für Big-Data-Storage und Business Analytics.
RFID-Chips, Barcodes und Sensoren, webfähige Geräte und Web-Anwendungen bilden die Grundlagen für das Internet der Dinge.
Foto: IDG News Service

Das Internet der Dinge (Internet of Things; IoT) galt lange Zeit als inhaltsleere Worthülse und technologische Spinnerei. Heute ist das anders. IoT-Anwendungen sind marktreif, und in Unternehmen werden die traditionellen Geschäftsmodelle durcheinander gewirbelt und verändert. Das meint jedenfalls der Autor Bob Violino in unserer US-Schwesterpublikation InfoWorld. Laut Violino ist das IoT ein "Ökosystem" physikalischer Objekte, die mit dem Internet verbunden sind, sich selbst identifizieren und steuern sowie Daten mit anderen Objekten in einem Netzwerk und mit Back-End-Systemen austauschen. Kernelemente eines IoT-Stacks sind Tracking-Technologien wie RFID-Chips oder Barcodes, die Informationen zu den Objekten enthalten, Embedded Software und eine drahtlose Internetverbindung. Sind auf physikalischen Objekten, ob Tablettenschachtel, Bauteil oder LKW, RFID- oder Barcode-Transponder angebracht, können die Waren sich selbst im Internet identifizieren. Web-fähige Gas-, Elektrizitäts- oder Wasserzähler wiederum können Verbrauchsinformationen direkt erfassen und diese automatisch IT-gestützten Geschäftsprozessen zur Verfügung stellen.

Produkte, die sich selbst steuern

Internet der Dinge und M2M
Industrie 4.0, M2M und das Internet der Dinge sind unterschiedliche Themen mit gleichem Hintergrund: Bessere Vernetzung, zunehmende Miniaturisierung und fallende Hardwarekosten bereiten den Boden für sich selbst verwaltende Systeme.
Internet der Dinge und M2M in Gartners Hype Cycle:
Während die Umsetzung des „Internet der Dinge“ nach Gartner-Einschätzung noch weit entfernt erscheint, könnte die M2M-Kommunikation in fünf bis zehn Jahren zum praktischen Einsatz kommen. Erste Projekte gibt es heute bereits, wie in Blick auf Beispielen aus verschiedenen Branchen zeigt.
Call a Bike:
Wer ein Fahrrad der Deutschen Bahn am Wegesrand sieht und es ausleihen möchte, wählt die darauf angegebene Nummer und bekommt eine Öffnungsnummer mitgeteilt. Schon kann man losradeln, einmalige Anmeldung vorausgesetzt.
John Deere:
In seine Mähdrescher packt der Landmaschinenhersteller die Rechen-Power von acht PCs. Via GPS lassen sich Geräte spurgenau steuern. Eine Vielzahl von Sensoren sollen drohende Probleme frühzeitig melden, damit die Maschinen nicht während der Erntezeit ausfallen.
GAP:
Die Modekette GAP begrüßt in einigen Warenhäusern auf Bildschirmen im Ein- und Ausgangsbereichen Kunden mit persönlichen Nachrichten. Erkennungsmerkmal ist das mitgeführte Smartphone.
Telemedizin:
Vitalparameter werden mittels Körperscanner gemessen und dem behandelnden Arzt übermittelt. So können beispielsweise Krankenhauszeiten verkürzt werden.
DriveNow:
BMW hat das Geschäftsmodell Autoverkauf und die Autovermietung erweitert. In einigen deutschen Städten gibt es BMW-Fahrzeugflotten die registrierte Nutzer über Smartphone-App orten, reservieren und mieten können.
Smart Energy:
Das intelligente Energie-Management beschränkt sich nicht auf die Energiemessung, sondern steuert den Energieverbrauch je nach Angebot.

IoT-Technologien übertragen Daten drahtlos und in Echtzeit an Web-Applikationen und Server, die mit dem Internet verbunden sind. Dadurch lassen sich physikalische Produkte und Systeme exakt und lückenlos überwachen und kontrollieren. Die hohe Konnektivität physikalischer Objekte gestaltete Betriebsabläufe effektiver.

Firmen aus der Agrarindustrie können auf diese Weise direkt ihre Aussaat überprüfen und so die Qualität der Ernte verbessern und gleichzeitig weniger Rohstoffe beim Ackerbau verbrauchen. Versorger erfassen mit webfähigen Messgeräten (Smart Meter) Daten zum Strom- oder Wasserverbrauch automatisch, die dann automatisch per per Funk an die IT-Systeme übermittelt werden. Behörden initiieren auf der Basis von IoT in Städten so genannte "Smart-City"-Projekte, um Staus zu vermeiden, die Abfallentsorgung zu verbessern oder die Straßenbeleuchtung zu kontrollieren. In der Fertigungsindustrie sorgt das Internet der Dinge derzeit unter dem Schlagwort "Industrie 4.0" für Furore. Gemeint sind die Vernetzung von Maschinen, Herstellungsprozessen und Lagersystemen, der automatische Informationsaustausch zwischen diesen Bereichen und deren selbstständige Steuerung.

Internet der Dinge im Gesundheitswesen

Nicht zuletzt beschäftigt sich auch das Gesundheitswesen mit IoT. Violino stellt ein Projekt am Great River Medical Center in West Burlington im US-Bundesstaat Iowa vor. Das Krankenhaus behandelt pro Jahr rund 6000 Patienten, 27.000 werden in der Notaufnahme versorgt. Das Hospital hat sein gesamtes Medikamenten-Management und medizinische Geräte, etwa die Anästhesie-Arbeitsstationen in den Operationssälen, mit Betriebssystemlösungen aus Microsoft Windows Embedded in einem zentralen Netzwerk miteinander verknüpft. Sämtliche Geräte sind mit einem zentralen Server verbunden auf dem das Betriebssystem Windows Server läuft und die Datenbank Windows SQL Server.

Firmen die das Internet der Dinge umsetzen, ächzen unter einer enormen Datenlast, die stetig steigt. Um dieses zu bewältigen brauchen CIOs ausgefeilte Big-Data-Strategien.
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Violino beschreibt die Vorteile des IoT am Beispiel der Patientenmedikation. Diese erfolgt in Einzeldosen über Behälter, die wiederum mit Barcodes versehen sind, die alle relevanten Informationen, die einzelnen Medikamente und die zu verabreichende Menge.

Medikation in 30 statt in 90 Minuten

Diese Daten werden mit Barcode-Scannern ausgelesen und automatisch in das Krankenhaus-Netzwerk übertragen. So lässt sich jeder Schritt bei der Medikation nachverfolgen - von der Krankenhausapotheke bis an das Krankenbett - und zugleich sicherstellen, dass jeder Patient die für ihn bestimmten Medikamente in der richtigen Dosierung erhält. Das System sei so sicher, dass heute nur fünf Prozent der Dosen, die die Apotheke verlassen, kontrolliert werden müssten. Früher waren es 100 Prozent. Außerdem sind die Medikamente heute in 30 Minuten statt wie bisher in 90 Minuten beim Patienten. Durch den automatisierten Medikationsprozess hat die Apotheke pro Jahr um rund 300.000 US-Dollar geringere Betriebskosten. Bei der Lagerhaltung konnten einmalig Einsparungen von 400.000 Dollar realisiert werden, denn jedes Medikament wird sofort und bedarfsgerecht geordert, sobald eine bestimmte Mindestmenge unterschritten ist.

Big Data ist die größte Hürde

Doch bei IoT-Projekten gebe es auch technische und organisatorische Hürden zu überwinden. Das größte Hindernis bei IoT-Projekte ist laut Violino Big Data. Durch die Informationen aus Barcodes, RFID-Chips und Sensoren schwillt die Datenmenge in Unternehmen enorm an - hinzu kommen noch Daten aus sozialen Netzwerken. CIOs brauchen daher eine klare Strategie, um die riesigen Datenberge, die sich in Zukunft noch weiter erhöhen, effizient zu verwalten. Zugleich müssen sie Analyseanwendungen entwerfen und bauen, mit denen es möglich ist, aus unstrukturierten Daten geschäftlich relevantes Wissen abzuleiten. Um die notwendigen Kompetenzen aufzubauen, werden Spezialisten benötigt, die sich mit modernen Business-Analytics-Technologien auskennen und ein solides Big-Data-Verständnis und der Bedeutung für ihre Branche haben.