Chris Möller von der Macwelt sagt

"Das iPad hat im Unternehmen nichts zu suchen"

03.11.2010 von Thomas Pelkmann
Das iPad ist wie das iPhone als Consumer-Gerät gestartet und dennoch auch in einigen Unternehmen gelandet. Die Frage, ob der Tablet-PCs von Apple nun was fürs Business ist oder nicht, ist offen. Christian Möller, leitender Redakteur unserer Schwesterpublikationen Macwelt und iPhone Welt hat eine klare Haltung zu diesem Thema.

CIO.de: Analysten und CIOs diskutieren durchaus kontrovers über die Business-Tauglichkeit des iPad, manche Unternehmen setzen es schon ein. Wie beurteilst du die Geschäftsfähigkeit des Tablet-PCs?

Chris Möller ist leitender Redakteur bei Macwelt und iPhone Welt.

Christian Möller: Apple hat das iPad nicht als Business-Device konzipiert. Es ist klar ein Casual Device, für zu Hause, zum Spielen, zum Surfen. Eigentlich hat es im Geschäftsumfeld nicht wirklich was zu suchen.

Aber mit dem iPad passiert das gleiche wie mit dem iPhone: Auch hier gibt es Versuche, es in die Unternehmen zu bringen. Einerseits bringen es die Anwender einfach mit, andererseits überlegen IT-Abteilungen und Manager, wie sie es im Business sinnvoll einsetzen können. Für mich wirkt das ganze aber ein wenig aufgesetzt, denn eigentlich gehört das iPad hier nicht hin.

CIO.de: Dessen ungeachtet, findet das iPad ja trotzdem seinen Weg in die Unternehmen. Allerdings eignet es sich nach übereinstimmenden Meinungen nicht für die Eingabe längerer Texte oder Tabellen. Welche Einsatzgebiete könntest du dir am Arbeitsplatz vorstellen?

Möller: Das iPad eignet sich allenfalls dafür, Daten ohne Texteingabe zu erfassen, also beispielsweise für das Abhaken von Auswahlfeldern oder zum Eingeben von Werten über Schieberegler. Da mag es durchaus Szenarien geben, zu denen das iPad passt. Aber schon beim Schreiben von E-Mails wäre ich skeptisch; da ist das iPhone aufgrund seiner kompakten Größe viel besser geeignet: Das stecke ich schnell in die Tasche und trage es mit mir rum; dafür ist das iPad schon zu groß.

CIO.de: Vergibt sich Apple mit der Platzierung des iPad als Consumer-Device nicht gute Chancen, in Unternehmen Fuß zu fassen?

Möller: Das iPad ist und bleibt vor allem ein Consumer-Gerät. Ich glaube nicht, dass der Fokus bei Apple darauf liegt, das Gerät unbedingt in die Unternehmen zu bringen. Vielleicht gibt es aber von dort bald so viel Druck, dass Apple es sich dennoch überlegen wird, weil es aufgrund der Marktsituation gar nicht anders kann. Und vielleicht wird es dann bei künftigen Gerätegenerationen die Funktionen geben, die es im Unternehmen braucht.

Freie Alternativen haben bessere Chancen in den Unternehmen

CIO.de: Die Mitbewerber von Apple im Tablet-PC-Markt haben rund 20 Alternativen zum iPad angekündigt, die teilweise mit offenen Betriebssystemen und Shops arbeiten. Wie siehst du die Chancen für die angekündigten Konkurrenten?

Möller: Gerade im Unternehmensumfeld sehe ich die freien Betriebssysteme im Vorteil, weil es dort keine Beschränkungen und Kontrollen gibt. Da können die Programmierer machen, was sie wollen, und ohne den eingeschränkten Zugang über den Apple-Store ihre Programme frei am Markt präsentieren und vertreiben.

Auch die Systemadministratoren profitieren von freien Systemen wie Android oder Linux: Sie können sich die Apps einfach an die Anforderungen und Bedürfnisse ihres Unternehmens anpassen. Alle zusammen müssen nicht auf den Segen und die Freigabe von Apple warten. Daher denke ich, dass auf lange Sicht die alternativen Betriebssystem und Geräte beim Business-Einsatz im Vorteil sind.

CIO.de: Schon bald wird es ein Update für das iPad geben. Was können sich die Anwender davon erwarten?

Möller: Mit dem Update kommt das iPhone-Betriebssystem iOS 4 zum ersten Mal auch auf das iPad. Die Version 4.2 bringt einige Funktionen mit, die auch für Business-Anwender interessant sind. Dazu gehört die Multitasking-Funktion, die man vom iPhone 4 schon kennt. Damit kann man wenigstens einige Programme gleichzeitig betreiben.

Mit dem Update lernt das iPad drucken

Mit dem Update kommt auch eine ganz wichtige Funktion, die es bisher weder für das iPhone noch für das iPad gibt: Mit der Version 4.2 kann man nun direkt vom iPad aus drucken. Das ist sicher eine der Funktionen, die im Unternehmensumfeld sehr wichtig sind. Das Drucken funktioniert direkt vom Gerät aus, ohne zuerst Daten auf den Rechner übertragen zu müssen. Das Update auf iOS 4.2 kommt übrigens im November.

CIO.de: Vielen Dank für das Gespräch.