Für die meisten Unternehmen spielen Tablet-PCs wie das iPadkeine Rolle. Mit diesem Befund widerspricht eine Umfrage der Marktanalyse- und Strategieberatungsgesellschaft Pierre Audoin Consultants (PAC) dem Bild, das Medienberichte mitunter entstehen lassen. Analysten erzählen vom großen Druck auf IT-Verantwortliche durch Firmenchefs und junge Mitarbeiter, die unbedingt mit den neuen Geräten arbeiten wollen. CIOs wie Martin Petry von Hilti berichten, dass sie die Firmennetzwerke auch für privat angeschaffte iPads öffnen.
Gegenüber Kunden innovativ wirken
Projekte wie das von Petry sind natürlich real, nur zeigen sie offenbar eher die Strategie einzelner Vorreiter, als dass sie einen Trend widerspiegeln, der schon in der Breite angekommen ist. Für drei Viertel der 151 von PAC befragten IT-Entscheider aus deutschen Unternehmen mit mindestens 50 Mitarbeitern sind Tablet-PCs als Arbeitsgerät jedenfalls derzeit kein Thema - nicht einmal theoretisch. 16 Prozent der Befragten nutzen nach eigener Auskunft Tablets. Vier Prozent haben konkrete Pläne für die nächsten zwei Jahre. Sieben Prozent sagten, dass darüber diskutiert werde.
Kleinere Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern finden Tablets laut der von Microsoft in Auftrag gegebenen Umfrage etwas häufiger attraktiv als größere. Von ihnen haben 18 Prozent schon Tablets im Einsatz. Von großflächigen Szenarien kann aber noch bei keinem der Studienteilnehmer die Rede sein: Die Befragten nannten Zahlen zwischen einem und 13 Stück.
Die IT-Verantwortlichen der Tablet-Nutzer und -Interessenten sehen den Vorteil solcher Geräte am häufigsten darin, dass sie darauf webbasierte Anwendungen leichter nutzen könnten als auf anderen. Zweitwichtigster Grund ist eine Art Show-Effekt: 88 Prozent gaben an, sie wirkten mit einem Tablet gegenüber Kunden und Partnern innovativ und professionell.
Solchen Vorteilen, die 43 der Unternehmen aus der Stichprobe von PAC sehen, steht allerdings eine ganz andere Großwetterlage gegenüber: 61 Prozent aller 151 Befragten sagten, dass sie keinen Mehrwert in den neuen Geräten sähen. Von vielen geäußerte Gründe gegen die Tablet-Nutzung sind auch schlechte Administrations-Möglichkeiten und mangelnde Eignung fürs Unternehmen.
Große Firmen sehen bei Tablets Compliance-Probleme
Die Argumente gegen Tablet-Computer unterscheiden sich je nach Firmengröße: Während vor allem kleine und mittelgroße keinen Mehrwert sehen, fehlt bei mittelgroßen die Freigabe durch die IT-Abteilung, während in Firmen mit mindestens 500 Mitarbeitern fehlende Sicherheit und Compliance und die geringen Administrations-Möglichkeiten größter Hinderungsgrund sind.
Trotz aller derzeitigen Zurückhaltung deutet die PAC-Umfrage an, dass sich der Einsatz von Tablet-PCs künftig ausweiten wird. Allerdings verzerrt die Umfrage in diesem Punkt das Bild etwas: Danach gefragt, ob sie Tablets als bloßen, kurzlebigen Hype sehen, wurden nur die Firmen, die schon mit iPad und Co. arbeiten. Wenn sie sich weiter verbreitet, wird die neue Geräteklasse nach Ansicht dieser Befragten bisherige eher ergänzen als ersetzen. Allerdings werden Tablets nach Meinung von mehr als der Hälfte der Tablet-Nutzer Notebooks zumindest zum Teil ersetzen.
IT-Abteilung eher Getriebener als Treiber
Die IT-Abteilung sitzt bei der Verbreitung von Tablets in Unternehmen nicht am Steuer: In den Firmen, die sie schon Nutzen oder den Einsatz diskutieren, treiben in mehr als der Hälfte der Fälle Fachabteilung oder Management das Thema voran, nur in jedem vierten Fall die IT. Unter den Fachabteilungen ist der Vertrieb die Abteilung, die am häufigsten Tablets fordert. Betrachtet man Nutzergruppen, so sind es wenig überraschend vor allem mobile Mitarbeiter.
Von den Firmen, die Tablets einsetzen oder das planen, hat fast die Hälfte vor, in den nächsten zwei Jahren weitere Tablets zu kaufen. Als am besten firmentauglich beurteilen die IT-Leiter dieser Firmen die Plattform von Playbook-Hersteller RIM, vor denen von Apple und Microsoft (Windows Phone 7). Erst dahinter wurde Google Android genannt.
Die befragten IT-Chefs, die Tablets-PCs einen Mehrwert bescheinigen, sehen Vorteile der neuen Arbeitsgeräte am häufigsten beim Empfang und Versand von E-Mails. 63 Prozent bewerten den Nutzen hierfür als sehr hoch. Bei Geschäftsanwendungen sehen dagegen nur 22 Prozent einen sehr hohen Nutzen in Tablet-PCs.
Konzept "Bring Your Own Device" kaum verbreitet
Das Konzept "Bring Your Own Device" ist laut der Umfrage auch in den Firmen noch nicht üblich, die Tablets nutzen. Bei 61 Prozent von ihnen kommen nur übers Unternehmen gekaufte Tablets zum Einsatz - wobei natürlich offen bleibt, ob parallel eine Schatten-IT aus privat angeschafften Geräten existiert.
Das Bild, dass der Einsatz von Tablet-PCs bisher eher noch im Versuchsstadium ist, runden zuletzt die Antworten auf die Frage nach der Strategie der Unternehmen ab: Der Einsatz wurde bei zwei Dritteln eher ad hoc entschieden, nur bei 37 Prozent steckt langfristige strategische Planung dahinter.