Sachsen hat zum ersten Mal einen CIO. Die Staatsregierung hat Wilfried Bernhardt am 4. Mai zum Beauftragten für Informationstechnologie des Freistaates ernannt. Bernhardt ist Staatssekretär im Justiz- und Europaministerium und arbeitet Minister Jürgen Martens zu.
Der neue IT-Verantwortliche sitzt dem Lenkungsausschuss für IT und E-Government vor. In dem Gremium erarbeiten die Staatssekretäre der Ressorts Vorschläge zur IT-Strategie, die sie der Staatsregierung vorlegen. Außerdem vertritt Bernhardt den Freistaat in Bund-Länder-Gremien wie dem IT-Planungsrat.
Justiz Vorreiter für elektronische Verwaltung
Gegenüber CIO.de betont Bernhardt seine "besondere Rolle" im IT-Planungsrat. Weil sein Ministerium außer für E-Government speziell auch für E-Justice zuständig sei, habe er als einziger in dem Gremium Erfahrung mit beiden Themen.
Bernhardt verweist auf das elektronische Gerichts- und Verwaltungspostfach, das die Justiz bereits bundesweit nutzt. Sie sei damit Vorreiter in der flächendeckenden Einführung durchgängiger elektronischer Verwaltungsprozesse. "Diese Praxiserfahrungen sollten konsequent auf die übrigen Verwaltungsbereiche übertragen werden", sagt Bernhardt. Viel Geld lasse sich damit sparen, ist der neue IT-Beauftragte überzeugt.
Den zentralen IT-Dienstleister konsolidieren
Als eines seiner wichtigsten Projekte nennt Bernhardt die Konsolidierung des Staatsbetriebs Sächsische Informatik Dienste (SID), der zentraler IT-Dienstleister für den Freistaat Sachsen ist. Der 2008 gegründete SID soll künftig fast alle der 40.000 IT-Arbeitsplätze in der Landesverwaltung betreuen.
Außerdem will Bernhardt das Verwaltungsportal "Amt24" ausbauen und einen Entwurf für ein E-Government-Gesetz erarbeiten. Als weiteres Projekt steht eine Evaluierung der bisherigen Maßnahmen Sachsens zur Umsetzung der EU-Dienstleistungsrichtlinie an.
In den letzten Jahren habe Sachsen jeweils einen dreistelligen Millionenbetrag für Informations- und Kommunikationstechnologie ausgegeben, so der Landes-CIO gegenüber unserem Magazin.
Europäische Arbeitsgruppe für E-Justice
Wilfried Bernhard wurde 1954 in Lübeck geboren und ist promovierter Jurist. Er war von 1987 bis 1990 persönlicher Referent des mittlerweile verstorbenen Bundesjustizministers Hans A. Engelhard (FDP). Von 1991 bis 1996 verantwortete Bernhard unter anderem die Rechts- und Innenpolitik in der Landesvertretung von Sachsen-Anhalt beim Bund.
Seit 1998 arbeitete Bernhardt im Bundesjustizministerium. Zusammen mit französischen Kollegen brachte er unter anderem die Strafregistervernetzung mit auf den Weg. Während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2007 hat er außerdem eine Arbeitsgruppe zum Thema E-Justice mit eingerichtet. Seit 2008 war er Ressorbeauftragter IT im Bundesjustizministerium und Mitglied des IT-Rats.