Jahresrückblick

Das IT-Jahr 2017 brachte Ärger, aber auch viel Staunen über neue Technik

22.12.2017 von Martin Bayer
Im IT-Jahr 2017 ging es hoch her. Das lag nicht nur an der schillernden Figur im Weißen Haus, die so manchen IT-Riesen aus der Fassung brachte, sondern auch an einigen Softwarehäusern, die sich mit ihren Kunden anlegten. Andererseits bahnten sich spannende neue Technologien, darunter Machine Learning und Blockchain, ihren Weg.

Das internationale IT-Jahr 2017 brachte einiges Ungemach mit sich. Gleich zu Jahresanfang verstörte der frischge­backene US-Präsident Donald Trump die internationale IT-Szene mit seiner Absicht, per Dekret ein Einreiseverbot für Flüchtlinge und Besucher aus verschiedenen Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit durchzudrücken. Viele Verantwortliche der großen IT-Konzerne, die traditionell Mitarbeiter aus aller Herren Länder beschäftigen, liefen Sturm gegen diesen Versuch, die freiheitlichen Grundwerte der USA zu untergraben.

Manches im IT-Jahr 2017 war schlichtweg zum Weinen.
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Amazon-CEO Jeff Bezos bemühte sich, Staatsbeamte und Abgeordnete zu formieren, um den Beschluss zu Fall zu bringen. Auch Apple-Chef Tim Cook, Facebook-Gründer Mark Zuckerberg sowie Googles Sundar Pichai und Microsofts Satya Nadella protestierten vehement. Das juristische Tauziehen rund um das Einreiseverbot zog sich durch das ganze Jahr. Nachdem einzelne Bundesrichter das Dekret immer wieder zu Fall brachten, errang die Trump-Regierung zuletzt einen Teilsieg. Der Supreme Court kippte die Entscheidungen der unteren Instanzen. Experten werten dies als Signal, dass eine mehrfach korrigierte Version des Dekrets letztendlich doch in Kraft treten könnte.

Trump lässt Kritik abprallen

Im Sommer eskalierte der Streit zwischen Trump und Wirtschaftsvertretern erneut. Nach rechtsradikalen Ausschreitungen in Charlottesville, Virginia, bei denen eine Demonstrantin getötet wurde, weigerte sich der US-Präsident tagelang, Nazi-Gewalt öffentlich zu verurteilen. Schließlich zog Intel-Chef Brian Krzanich die Konsequenzen und verabschiedete sich aus Protest aus dem American Manufacturing Council, einem Beratergremium der Wirtschaft für die US-Regierung.

Viele in Washington seien damit beschäftigt, jeden anzugreifen, der nicht ihrer Meinung sei, schrieb Krzanich in einem Blog-Beitrag. „Wir sollten diejenigen ehren, die für Gleichheit und amerikanische Werte eingestanden sind – und sie nicht attackieren.“ An Trump prallte die Kritik jedoch ab. Der US-Präsident löste das Beratergremium kurzerhand auf, nachdem weitere Mitglieder ihren Austritt erklärt hatten.

US-Präsident Donald Trump ließ kaum ein Fettnäpfchen aus, und schaffte es immer wieder, Industrie und Wirtschaft gegen sich aufzubringen.
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Das Verhältnis der amerikanischen IT-Industrie zu ihrem Präsidenten blieb indes zwiegespalten. Neben den Protesten gegen Trump bemühten sich etliche Bosse auch darum, sich beim Republikaner lieb Kind zu machen. Dabei drehte es sich in erster Linie darum, Produktionskapazitäten zurück in die USA zu holen. Schließlich hatte Trump seinen Wählern Tausende neue Arbeitsplätze versprochen und US-Unternehmen an den Pranger gestellt, die in Billiglohnländern fertigen ließen.

Und der Slogan "America first" zog: Gleich nach der Amtseinführung Trumps im Januar hatte Intel-Chef Krzanich bei einem Treffen mit dem US-Präsidenten angekündigt, sieben Milliarden Dollar in den Bau einer Halbleiterfabrik in den USA investieren zu wollen. Auch Apple erklärte, gemeinsam mit dem chinesischen Auftragsfertiger Foxconn Milliarden Dollar in den Bau von Fabriken in den USA stecken zu wollen. Allerdings blieb es bis dato bei den Ankündigungen.

Mehr zu den Konflikten zwischen der IT-Industrie und Donald Trump lesen Sie hier:

Silicon Valley applaudiert US-Berufungsgericht
Amazon-CEO Bezos prüft juristische Mittel gegen Trump-Dekret
Donald Trump schafft auch im ITK-Markt Fakten

Home, sweet Home

Die neu erwachte Heimatliebe Apples dürfte auch daran liegen, dass dem iPhone-Hersteller in Europa ein schärferer Wind ins Gesicht bläst. Die EU-Kommission hat im Oktober 2017 eine Klage gegen Irland vor dem Gerichtshof der Europäischen Union eingereicht. Der Hintergrund: Die Wettbewerbshüter ordneten die Steuervereinbarungen zwischen Apple und Irland als unrechtmäßige staatliche Beihilfen ein.

Der US-Konzern habe auf der grünen Insel nur einen Bruchteil der sonst üblichen Steuern entrichtet. Daher müsse der irische Staat rund 13 Milliarden Dollar von Apple einfordern. Der US-Konzern wehrt sich dagegen, genauso wie die irische Regierung, die fürchtet, Apple könnte sein europäisches Headquarter inklusive der daran hängenden Arbeitsplätze kurzerhand in ein anderes Land verlegen.

Mit seiner Steuerreform, die vor allem den Konzernen zu Gute kommt, will US-Präsident Donald Trump, die in ausländische Steuerparadise geflüchteten US-Unternehmen wieder nach Hause locken.

Steuervermeidung war überhaupt ein heiß diskutiertes Thema in den zurückliegtenden Monaten. Nachdem 2016 bereits die Panama Papers für Aufsehen gesorgt hatten, heizten weitere Veröffentlichungen eines Netzwerks investigativer Journalisten, die Paradise Papers, die Diskussionen rund um die Machenschaften international agierender Konzerne neu an. Den Recherchen zufolge steuern Firmen wie Apple, Facebook und Twitter ihre Geldflüsse so, dass nahezu jedes Steuerschlupfloch ausgenutzt wird. Immerhin lenken einige Anbieter angesichts des wachsenden öffentlichen Drucks ein. So erklärte sich Google im Steuerstreit mit Italien bereit, über 300 Millionen Euro nachzuzahlen.

Die Lizenz zum Ärgern

Geärgert haben sich im ablaufenden Jahr auch viele Anwenderunternehmen – und zwar darüber, wie ihre angeblichen IT-Partner mit ihnen umspringen. So eskalierte im Sommer der Streit zwischen Oracle und seinen Kunden. Anwendervertreter warfen dem US-amerikanischen Datenbankspezialisten vor, die Beziehungen massiv zu beschädigen.

Stein des Anstoßes waren Ora­cles Lizenzkonditionen, speziell in virtualisierten Umgebungen. Anwender, die Oracles Virtualisierungstechniken einsetzen, müssen deutlich weniger bezahlen als Kunden mit gängigen Lösungen anderer Anbieter wie VMware, Hyper V oder Xen. Mit ihrem Anliegen, über diese Lizenzpolitik zu sprechen, stießen die Anwender bei ihrem Softwarelieferanten allerdings auf taube Ohren. Oracle habe den Dialog abgebrochen, hieß es. Dieses Geschäftsgebaren kritisierten die Anwendervertreter als nicht akzeptabel und drohten Konsequenzen an. Umfragen zufolge soll die Hälfte der Kunden an Exit-Strategien arbeiten, um Oracle-Produkte abzulösen.

Auch SAP hat seine Kunden in den zurückliegenden Monaten geärgert, vor allem aber auch massiv verunsichert. Im Zentrum der Diskussionen: die indirekte Nutzung von SAP-Software. So droht dem britischen Getränkehersteller Diageo eine saftige Nachzahlung in Höhe von 55 Millionen britischen Pfund. SAP zufolge gelten allein Named User als Abrechnungsbasis für den Zugriff auf SAP-Systeme. Dieser Maßstab sei auch für die von Diageo eingesetzten Cloud-Lösungen von Salesforce anzuwenden, die mit SAP Daten austauschten. Den Einwand des Diageo-Managements, dass man über "SAP Process Integration" (PI) bereits Gebühren dafür bezahle, wollte Richterin Finola O‘Farrell nicht gelten lassen.

Alle Informationen zu SAPs Lizenzregeln und der indirekten Nutzung finden Sie in einem kostenlosen Insider-PDF der COMPUTERWOCHE:

Durchblick im SAP-Lizenzdschungel

Um 600 Millionen Dollar geht es in dem Streit zwischen SAP und dem weltweit größten Bierbrauer Anheuser-Busch InBev. SAP wirft dem Konzern vor, mehrfach gegen ein Software-License-Agreement verstoßen zu haben. Das InBev-Management räumte ein, dass man dementsprechend Rücklagen bilden musste, machte aber auch klar, sich gegen die Forderungen aus Walldorf zur Wehr setzen zu wollen.

Die SAP-Verantwortlichen bemühten sich zwar, Dampf aus dem Kessel zu nehmen, doch das misslang. Der Versuch, Klarheit in lizenzrechtlichen Grauzonen zu schaffen, sei unzureichend, kritisierten Vertreter der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG). Grundsätzlich scheint vielen Anwendern vor einer Auseinandersetzung mit SAP nicht bange. Man glaube gar nicht, welche Dynamik in die Gesprächs­bereitschaft komme, wenn man den Support-Vertrag kündige, erzählte mit einem süffisanten Lächeln ein Anwender, der nicht namentlich genannt werden möchte.

Eine digitale Spur der Verwüstung

An anderer Stelle half Konfrontation dagegen wenig. Im Gegenteil: Es drohte der Verlust von geschäftskritischen Daten bis hin zum Stillstand der gesamten Systeme. Dieses Szenario entfachte im Mai die verheerende Cyber-Attacke durch "WannaCry". Der Kryptotrojaner zog eine Spur der Verwüstung durch die Netze dieser Welt. Er legte Krankenhäuser lahm, sabotierte Schrankenanlagen in Parkhäusern und machte Anzeigetafeln in Bahnhöfen unbrauchbar.

Das Fatale an WannaCry: Die Ransomware verschlüsselt Daten auf befallenen Rechnern und gibt diese – wenn überhaupt – nur gegen Zahlung eines Lösegelds wieder frei. Gleich­zeitig verfügte der Schädling über die Eigenschaften eines Wurms, das heißt: Sobald er einmal in einem Netzwerk auftauchte, verbreitete sich der Trojaner unkontrolliert weiter.

Viele Anwender haben 2017 wegen des WannaCry-Trojaners ihre Daten verloren. Die Schäden lassen sich nicht genau beziffern, dürften aber in die Milliarden gehen.
Foto: Michael Kan

Im Windschatten von WannaCry wurde im Lauf des Jahres weitere Malware aktiv, beispielsweise sorgte Ende Juni "NotPetya" für Schrecken. Unternehmen wie Rosneft, Maersk, Fedex und der Pharmariese Merck zählten zu den Opfern. Das ganze Ausmaß des Schadens ist immer noch nicht bekannt, dürfte aber gewaltig sein. Maersk räumte einen im Zuge der Attacke erlittenen Verlust in Höhe von 300 Millionen Dollar ein. Auch Fedex bezifferte die Schäden durch die Trojaner auf 300 Millionen Dollar. Merck beklagte im dritten Quartal einen Umsatzrückgang von 200 Millionen Dollar, für den das Management direkt den Trojaner verantwortlich machte.

Lesen Sie mehr zu WannaCry und Ransomware-Attacken:

"WannaCry" FAQ
Das sollten Sie über WannaCry wissen
So schützen Sie Ihr Unternehmen vor Ransomware
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Schreckgespenst DSGVO

Die Tatsache, dass IT-Security 2017 ein Top­thema war, lag indes nicht allein an WannaCry und anderer Malware. Auch die DatenschutzGrundverordnung (DSGVO), die ab Ende Mai 2018 greift, sorgte dafür, dass IT-Sicherheit einen neuen Stellenwert in den strategischen Überlegungen vieler Unternehmen erhielt. Dazu beigetragen haben sicher auch die drohenden Bußgelder: Bis zu vier Prozent des Jahresumsatzes beziehungsweise 20 Millionen Euro Strafe müssen die Firmen berappen, denen Verstöße im Datenschutz nachgewiesen werden und die nicht in der Lage sind, zu belegen, wie sie mit Daten umgehen oder Datenlecks rechtzeitig entdecken und melden.

Wie Sie sich richtig auf die neuen Regeln der DSGVO vorbereiten, lesen Sie im kostenlosen Insider-PDF:

DSGVO - so bereiten Sie sich richtig darauf vor

Viele Umfragen der vergangenen Monate haben gezeigt, dass sich zahlreiche Unternehmen schwertun, die Regularien der DSGVO umzusetzen. Das hat verschiedene Gründe: Etliche Firmenverantwortliche wissen schlichtweg nicht, was sie tun sollen, beziehungsweise gehen davon aus, dass das Regelwerk sie gar nicht betrifft. Andere hoffen wohl darauf, dass es schon gut gehen wird und sie bei keinem Verstoß ertappt werden.

Alles dreht sich um Digitalisierung

Die IT-Verantwortlichen waren im zu Ende gehenden Jahr vielfach mit Digitalisierungsprojekten beschäftigt. Der Wandel nimmt immer stärker Fahrt auf. Hatten viele Unternehmen 2016 noch eine digitale Blaupause und eine Vision für das eigene Geschäft entwickelt, ging es 2017 daran, das Ganze konkret umzusetzen. Wichtige Aspekte in den laufenden Projekten sind Speed und Agilität, was letzten Endes eine neue Denke und einen Kulturwandel in den Unternehmen nach sich zieht.

Nicht mehr das Projekt steht im Mittelpunkt, alles dreht sich um das Ergebnis – also das Produkt oder den Service, der herauskommt. Dabei muss nicht alles gleich perfekt sein. Am Anfang reicht das Minimum Viable Product (MVP), das iterativ in weiteren Releases in Zusammenarbeit mit dem Kunden verbessert wird.

Herausragende Digitalisierungsprojekte haben sich auch 2017 für den Digital Leader Award beworben:

Die Gewinner des Digitale Leader Award sind gekürt

Die technische Basis für diese Veränderungsprozesse steht heute jedem Unternehmen zur Verfügung. Das reicht von neuen Bezugsmodellen wie Cloud Computing bis hin zu Technik­innovationen rund um künstliche Intelligenz und Machine Learning. Die Einstiegshürden waren noch nie so niedrig wie heute. Musste man früher noch aufwendig und mit viel Geld eigene Ressourcen aufbauen und betreiben, lassen sich heute Rechenkapazitäten inklusive Entwicklungs-Frameworks und Tools in der Cloud nutzen – und wieder abschalten, wenn sie nicht mehr benötigt werden.

Die Sieger der Digital Leader Awards 2017.
Foto: Foto Vogt

Das Thema Cloud kommt immer mehr in der IT-Realität an. Winkten viele IT-Verantwort­liche vor zwei, drei Jahren noch ab, wenn es um die Frage ging, Teile ihrer Infrastruktur in die IT-Wolke zu verlagern, sind sie heute viel offener. Gedankenspiele, sich komplett vom eigenen Rechenzentrum zu verbschieden und die gesamte Business-IT einem Cloud-Provider anzuvertrauen, sind kein Tabu mehr.

Dem­entsprechend bauen die großen Anbieter wie AWS, Microsoft und Google mit Hochdruck ihre Infrastrukturen aus. Und das geht über das Bereitstellen der reinen Compute- oder Storage-Power längst weit hinaus. Rund um die Plattformen bilden sich regelrechte Ökosysteme, in denen sich Anwender ihre IT-Umgebungen mit verschiedensten Tools und Services anreichern können.

KI – der Superstar 2017 ff.

Ein Beispiel dafür sind Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML), die 2017 immer wieder aufhorchen ließen. Die Entwickler scheinen dem Ziel, die Fähigkeiten der menschlichen Intelligenz mit Hilfe von Technik, Schaltkreisen und Maschinen nachzuahmen oder gar zu übertreffen, immer näher zu kommen. Für Schlagzeilen sorgten etwa die Poker-KI "Libratus" und "DeepStack", die Profi-Spieler regelrecht abzockten. Der Clou dabei: Poker stellt eine besonders komplexe Herausforderung für KI dar.

Während bei Spielen wie Schach und Go mit offenen Karten gespielt wird und den Spielern jederzeit alle Informa­tionen wie Stellung, Position und Zahl der Figuren und Spielsteine zugänglich sind, gilt es beim Pokern, mit unvollständigen Informationen klarzukommen. Niemand weiß, welche der 52 Karten aktuell im Spiel sind. Dazu kommen Bluffs, um die Gegner in die Irre zu führen. Die KI-Systeme lernten, sich auf die menschliche Spielweise und die damit ver­bundenen Unwägbarkeiten einzustellen.

Künstliche Intelligenz aus der Cloud
Microsoft Machine Learning
Azure Machine Learning ist ein vollständig verwalteter Cloud-Dienst, mit dem Anwender Predictive Analytics-Lösungen generieren und bereitstellen können.
Microsoft Cognitive Services
Die Cognitive Services von Microsoft enthalten unter anderem Dienste für Bildanalyse und Gesichtserkennung.
Amazon ML
Amazon Machine Learning unterstützt den Anwender bei der Fehleranalyse von Vorhersagemodellen.
Amazon Bot
Mit Amazon Lex können Chatbots beispielsweise für Verbraucheranfragen erstellt werden.
Google API
Über APIs lassen sich Google AI-Services in eigene Anwendungen integrieren.
Google Tensorflow
Das von Google stammende Open-Source Framework Tensorflow ist die Basis von Cloud ML.
IBM Bluemix
IBM bietet auf der Cloud-Plattform Bluemix zahlreiche Watson-basierte AI-Anwendungen.
IBM ML
IBM Machine Learning ermöglicht die Entwicklung und den Einsatz selbstlernender Analysemodelle in der Private Cloud.
HPE Haven
Mithilfe der Gesichtserkennungs-API von HPE können Entwickler in Fotos gefundene Daten importieren, extrahieren und analysieren.
Salesforce Einstein
Salesforce Einstein: Predictive Content liefert Kunden auf Basis von maschinellem Lernen eine individuelle Empfehlung für das beste Produkt.

Weitergelernt hat auch "AlphaGo", das von Googles KI-Tochter Deepmind entwickelte System, das 2016 Lee Sedol, einen der weltbesten Go-Spieler, vom Brett fegte. Benötigten die ersten AlphaGo-Versionen noch rechenstarke Compute-Boliden, kommt die jüngste Variante "Zero" mit deutlich einfacherer Hardware aus. Der Grund: Zero muss nicht mehr Tausende von Partien analysieren. Die Entwickler brachten dem neuronalen Netz lediglich die Spiel­regeln bei und ließen es dann gegen sich selbst spielen. In drei Tagen spielte Zero etwa 4,9 Millionen Go-Partien und trat dann gegen seinen KI-Vorgänger an, der zuvor Sedol gedemütigt hatte. Das Ergebnis: Zero siegte mit 100 zu 0.

Die Fähigkeiten neuer Entwicklungen rund um Künstliche Intelligenz und Machine Learning haben viele Experten zum Staunen gebracht.
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Die Fantasie beflügelt hat 2017 auch eine andere Technik: Blockchain. Sie soll den Traum von sicheren Transaktionen im Netz wahr machen. Daten und Dokumente liegen nicht mehr auf dem zentralen Server eines Mittlers, sondern in einer verteilten Datenbank in einem weltweiten Peer-to-Peer-Netz. Die Technik könnte das Geschäftsmodell von Banken und Versicherungen auf den Kopf stellen.

Spekulationsblase Bitcoin

Die Blockchain ist allerdings auch ein Beispiel dafür, welch absurde Blüten ein Technik- Hype treiben kann. Der Bitcoin, eine auf Blockchain-Technik basierende Kryptowährung, hat sich zum Jahresende zu einer gigantischen Spekulationsblase aufgebläht. Anfang 2017 noch zu Kursen von 1000 Dollar gehandelt, durchbrach der Bitcoin Anfang Dezember die 10.000-Dollar-Grenze.

Mitte Dezember kratzte das Kryptogeld auf der Handelsplattform Coinbase sogar an der 20.000-Dollar- Marke. Banker warnen schon vor einem Platzen der Blase. „Bitcoin ist kein Gelod, sondern ein Spekulationsobjekt“, sagte Bundesbankvorstand Carl-Ludwig Thiele. Der Preis des Bitcoin sei praktisch beliebig, "bis hin zum Totalverlust".

Die Kryptowährung Bitcoin hat einen regelrechten Goldrausch im Netz entfacht. Experten warnen vor einer Spekulationsblase, die schnell wieder platzen kann.
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Doch noch scheint der Bitcoin-Rausch zu wirken. Vor vier Jahren hat angeblich ein Informatiker eine Festplatte mit 7500 Bitcoin-Schlüsseln versehentlich weggeworfen, wie britische Medien jüngst berichteten. Angesichts des Kursverlaufs würde er nun gerne die Müll­kippe, auf der die Disk damals gelandet ist, umgraben. Doch das wollen die Verantwortlichen nicht genehmigen – zu groß seien dabei die Gefahren für die Umwelt. Auch das Angebot, die Hälfte des Bitcoin-Schatzes abzutreten, konnte die Stadtoberen nicht erweichen. So rostet der Speicher wohl weiter vor sich hin, bis ihn vielleicht in ein paar Jahrhunderten Archäologen bergen – und sich über einen Milliardenschatz freuen, wenn der Kurs weiter so steigt.

Die Deals des Jahres 2017

Das große Geld wurde 2017 vor allem in der Halbleiterbranche auf den Tisch gelegt.

Die Menschen des Jahres 2017

Tops und Flops des Jahres 2017