Auf den ersten Blick sieht das neue iPad aus wie das alte: Es ist genauso groß, alle Tasten und Anschlüsse sitzen dort, wo Sie sie auch beim inzwischen "alten" iPad 2 finden. Auch am neuen iPad finden Sie also nur einen Dockinganschluss unten, einen Kopfhöreranschluss oben sowie den Einschalter, die Lautstärkewippe und den Knopf für die Displaysperre. Beim LTE-Modell kommt noch der Einschub für die Micro-Sim-Karte dazu.
Erst beim Nachmessen fällt auf, dass das neue iPad dicker und schwerer als der Vorgänger ist - allerdings nur minimal: Das iPad 2 ist 9 Millimeter dick, das neue iPad 9,65 Millimeter. Diesen Unterschied sehen Sie erst, wenn Sie die beiden Tablets direkt nebeneinander legen. Außerdem wiegt das neue iPad 667 Gramm (4G-Modell), das alte wiegt 606 Gramm in der 3G-Variante. Trotz der veränderten Dicke passt zum Beispiel das SmartCover auch aufs neue iPad. Auch mit anderem Zubehör dürfte es ebenfalls keine Probleme geben: Der Docking-Anschluss bleibt unverändert zum iPad 2.
Die Akkulaufzeit
Für das neue iPad gibt Apple die gleiche Akkulaufzeit an wie für das iPad 2. Unser Test zeigt: Hier verspricht Apple zu viel. Bei der Wiedergabe eines MP4-Videos (Auflösung 720p, H.264-Codec) bei voller Bildschirmhelligkeit hielt das neue iPad 7:02 Stunden durch. Das iPad 2 spielte das gleiche Video fast eine Stunde länger ab, nämlich 7:53 Stunden.Die Laufzeit des neuen iPad ist zwar immer noch sehr gut: Trotzdem zeigt der Akku-Test, dass die hohe Auflösung und der stärkere Prozessor nicht umsonst sind.
Der größere Akku im neuen iPad reicht also nicht für die gleiche Laufzeit aus. Und er hat noch einen Nachteil: Das Laden dauert deutlich länger als beim iPad 2. Dessen Akku war nach 4:13 Stunden wieder bei 100 Prozent, das neue iPad benötigte knapp sechs Stunden, bis der Akku wieder ganz voll war.
Zwischenfazit
Keine Überraschung im Test: Das neue iPad führt das hohe Niveau des iPad 2 fort. Die Bedienung funktioniert auch mit dem hochauflösenden Display flüssig und schnell. Das Tempo des Prozessors ist hoch: Auch rechenintensive Apps und grafiklastige Spiele sollte das neue iPad problemlos schultern.
Das große Plus des neuen iPad ist die hohe Bildschirm-Auflösung: Je länger Sie mit dem Tablet arbeiten, umso mehr werden Sie die gestochen scharfe Schrift schätzen oder die detailreiche Darstellung hochauflösender Fotos. Auch die Farbdarstellung beeindruckt: So knackig und satt wirken sie weder auf dem iPad 2 noch auf einem anderen Tablet.
Ansonsten hat Apple die Ausstattung kaum weiterentwickelt: Eine bessere rückseitige Kamera war überfällig, die Frontkamera bleibt schlecht. Greifen Sie zum Mobilfunk-Modell, können Sie die schnellen HSDPA-Geschwindigkeiten nur mit einem passenden Vertrag nutzen, LTE funktioniert mit dem neuen iPad in Deutschland gar nicht.
iPad-Neulinge sollten trotzdem zum neuen iPad greifen: Die höhere Bildschirmauflösung ist den Aufpreis von 80 Euro gegenüber einem vergleichbaren iPad-2-Modell schon wert. iPad-2-Besitzer müssen nicht aufrüsten: Wenn sie allerdings die beiden Bildschirme vergleichen, könnten sie trotzdem in Versuchung kommen. Denn gegen das neue iPad wirkt die Darstellung auf dem iPad 2 mit einem Mal ziemlich verschwommen und matt.
Noch fehlt in unserem Test allerdings die Prüfung der Akkulaufzeit: Apple verspricht zwar trotz der höheren Auflösung und des stärkeren Prozessors keine Einbußen und redet von zehn Stunden bei normaler Nutzung. Immerhin ist der Akku mit 42,5 Wattstunden fast doppelt so kräftig wie im iPad 2. Fällt die Laufzeit des neuen iPad deutlich ab, könnte dies ein entscheidendes Argument gegen den Kauf sein. Denn vor allem durch die großartige Akkulaufzeit konnte sich das iPad bisher von der Android-Konkurrenz absetzen.
Gegen das neue iPad spricht auch, dass es sich schneller deutlich stärker aufheizt als das iPad 2. Schon nach kurzer Betriebsdauer wird das neue iPad handwarm. Nach längerer Laufzeit maßen wir auf der Gehäuserückseite knapp unter 40 Grad, während das iPad 2 keine 32 Grad warm wurde.
Die Kamera
Bei der rückseitigem Kamera hat Apple kräftig nachgebessert: Das war auch nicht schwer, denn die Kamera im iPad 2 ist die große Schwachstelle des Vorgänger-Modells. Jetzt schießen Sie Fotos mit fünf Megapixel (2592 x 1936 Bildpunkte).
Die Bilder zeigen knackige Farben und ein verhältnismäßig geringes Rauschen. Nichts verändert hat sich dagegen bei der Frontkamera: Die arbeitet nach wie vor nur mit VGA-Auflösung. Damit hat Apple zwar einen Kritikpunkt beim iPad beseitigt. Allerdings wird das iPad wohl eher selten als Fotokamera zum Einsatz kommen. Eine bessere Frontkamera hätte dagegen hochwertigere Videotelefonate möglich gemacht und wäre deswegen sinnvoller gewesen.
Videoaufnahmen sind mit der rückseitigen Kamera jetzt in Full-HD-Auflösung (1920 x 1080) möglich. Sie zeigen kräftige Farben und aufgrund der hohen Auflösung auch viele Details, der Fokus reagiert schnell. Bei schlechten Lichtverhältnissen wirken die Aufnahmen allerdings verrauscht.
Die Bedienung
Trotz der höheren Auflösung lässt sich das neue iPad ebenso flüssig bedienen wie das iPad 2. Das gilt fürs Blättern durch die Menüs wie das Starten von Apps. Auch Fotosammlungen können Sie genauso schnell durchblättern, selbst in große Bilder zoomt das neue iPad per Pinch-Geste verzögerungsfrei hinein.
Beim Aufzoomen von Webseiten sehen Sie höchstens für den Bruchteil einer Sekunde, wie das iPad die Schrift nachschärft. Das gleiche tut auch das iPad 2, nur sieht beim neuen Tablet das Ergebnis durch das extrem scharfe Schriftbild deutlich besser aus.
Bei der Benutzeroberfläche und beim Browser sorgt im wesentlichen die verbesserte Grafikleistung des neuen iPad für das flüssige Bedienerlebnis. Anders ist es beispielsweise bei PDFs, wo CPU-Leistung abgefragt wird: Im Test benötigte das neue iPad rund zehn Sekunden für die Anzeige einer PDF-Seite: Je nach PDF baute es dabei die Seite erst Schritt für Schritt auf. Oder das iPad stellte sofort die ganze Seite dar, schärft aber dann die Schrift absatzweise nach. Wie bei Webseiten und E-Books sieht das Ergebnis dann deutlich angenehmer aus als auf dem iPad 2. Trotzdem dauert es störend lange, durch ein PDF zu blättern.
Ähnliches gilt beispielsweise für Google Maps: Beim Verschieben der Karte braucht das neue iPad länger für das Nachladen und Anzeigen des Kartenmaterials. Das bremst vor allem, wenn Sie viel zoomen oder den Kartenausschnitt großflächig verschieben.
Das neue iPad bringt zwar kein Siri mit. Mit der Diktierfunktion sollen Sie aber für Texteingaben weitgehend auf die Bildschirmtastatur verzichten können. Im Test funktioniert die Spracherkennung ziemlich gut, ganz fehlerfrei erkannt das iPad aber auch bei deutlicher Aussprache den Text nicht, für Korrekturen müssen Sie dann auf jeden Fall die Tastatur bemühen. Das Erkennen des Textes läuft übrigens ähnlich wie bei Siri über eine Serverbindung ab: Wenn Sie das iPad in den Flugzeugmodus versetzen, verschwindet das Mikrofon-Symbol daher von der Tastatur.
Die Geschwindigkeit
Im neuen iPad sitzt auch ein neuer Prozessor. Beim Apple A5X ist gegenüber dem Vorgänger A5 im iPad 2 aber im wesentlichten der Grafikteil verbessert. Der Dual-Core-Prozessor bringt jetzt vier Grafikkerne mit, die jeweils vier Shader- und zwei Textureinheiten besitzen. Der A5 hat nur zwei Grafik-Kerne.
In Benchmarks, die vor allem die CPU-Leistung testen, ergibt sich deshalb kein Unterschied zwischen neuem und "altem" iPad. Im Browser-Test Sunspider oder im Geekbench 2 sind die Ergebnisse sogar nahezu identisch.
Produkt |
Sunspider (in Millisekunden) |
Geekbench (Punkte) |
iPad 2 |
1689,1 |
765 |
iPad (3.Gen.) |
1675,7 |
760 |
Damit ist und bleibt das iPad eines der schnellsten Tablets. Selbst das Asus Transformer Prime mit dem Quad-Core-Prozessor Tegra 3 liegt im Sunspider-Test mit 1742,4 Millisekunden ganz knapp hinter den beiden iPads.
Apropos Tegra 3: Apple hatte bei der Vorstellung des neuen iPad kühn behauptet, dass die Grafikleistung des A5X viermal so hoch liege wie beim Nvidia-Quad-Core-Prozessor. Das sorgte für Verwunderung bei Nvidia - vor allem weil Apple keine Benchmark-Werte vorlegte, die diese Behauptung stützte.
Wir messen die Grafikleistung der Tablets mit dem GL Benchmark 2.1.2 - und zumindest dieser Test belegt, dass Apple fast Recht hat. In den meisten Einzeltests werden beide Tablets in diesem Benchmark durch den Vsync gebremst: Sie erreichen nicht mehr als 60 Bilder pro Sekunde. In den beiden Tests Egypt Offscreen und Pro Offscreen ist diese Bremse aufgehoben, weil der Benchmark die Berechnungen nicht auf dem Bildschirm ausgibt, sondern in einen Pufferspeicher ablegt. Hier erreicht das neue iPad 140 beziehungsweise 251 Bilder pro Sekunde, das Asus Transformer Prime kommt nur auf 60 und 81 Bilder pro Sekunde: Im Teiltest Pro Offscreen ist das neue iPad also immerhin mehr als dreimal so schnell wie der Tegra 3. Selbst das iPad 2 schneidet in diesem Test besser ab als das Asus Transformer Prime.
Tablet |
Egypt Offscreen |
PRO Offscreen |
Asus Transformer Prime<br><br> |
60 |
81 |
Apple iPad 2 |
90 |
147 |
Apple iPad (3.Generation) |
140 |
251 |
Der Bildschirm
Erst wenn Sie das neue iPad anschalten, erleben Sie den Unterschied: Der Bildschirm misst nach wie vor 9,7 Zoll in der Diagonale. doch er zeigt jetzt 2048 x 1536 Bildpunkte - Apple hat die Auflösung also verdoppelt und damit auch die Punktedichte: Sie liegt jetzt bei 264 ppi. Das iPad 2 zeigte 132 ppi, die meisten 10-Zoll-Tablets mit Android kommen auf 149 ppi. Durch die hohe Punktedichte sollen die einzelnen Bildschirmpixel nicht mehr zu unterscheiden sein: Apple nennt das Retina-Display, wie beim iPhone 4(S).
Auf dem Startbildschirm fällt die hohe Auflösung nicht sofort auf, bei genauerem Hinschauen wird sie deutlich: Die Schriften der App-Icons wirken klarer und runder, die Farben satter. Auf dem Hintergrundbild sind plötzlich Details zu bemerken, die auf dem iPad 2 noch versumpften. Auf Webseiten, in E-Books und PDFs überzeugt der scharfe Text noch mehr. Es ist nicht mehr auszumachen, dass die Buchstaben aus einzelnen Bildpunkten zusammengesetzt sind, auch wenn Sie die Schriftgröße erhöhen oder die Webseite stark vergrößern - das Retina-Display von Apple macht sein Versprechen wahr. Besonders beim Vergrößern von Webseiten fällt aber auf, dass die Schrift zwar gestochen scharf ist, die meisten Grafiken aber matschig und pixelig wirken - das ist auf dem iPad 2 natürlich nicht anders: Dort verliert aber auch die Schrift beim Vergrößern an Schärfe.
Auf Fotos sehen Sie nicht nur mehr Details, die höhere Auflösung macht auch feinere Farbverläufe möglich. Natürlich nur, wenn Sie Fotos mit entsprechend hoher Auflösung auf dem neuen iPad betrachten.
Der Bildschirm des neuen iPad leuchtet mit maximal 359 cd/qm. Das liegt auf dem Niveau des Vorgängers, der in unserem Test 379 cd/qm erreicht. Damit gehört der iPad-Bildschirm nach wie vor zu den hellsten Tablet-Displays: Es kann sich anders als bei der Auflösung aber nicht von Android-Tablets wie dem Samsung Galaxy Tab 10.1N oder dem Sony Tablet S absetzen, die ähnlich helle Displays haben.
(PC-Welt)