Arbeitgebersiegel gibt es mittlerweile etliche, für Bewerber erschließt sich deren Aussagekraft auf den ersten Blick meist nicht. Die Unternehmen, die am Great-Place-to-Work-Wettbewerb teilnehmen, hatten den Mut, ihre Personalarbeit durch ihre Mitarbeiter anonym bewerten zu lassen. Die Ergebnisse dieser Befragung bestimmen zu zwei Drittel, ob es ein Unternehmen ins Ranking der besten Arbeitgeber schafft. Das restliche Drittel basiert auf dem Kultur-Audit, in dem Experten von Great Place to Work die eingereichten Personalmaßnahmen der Unternehmen beurteilen.
Heuer haben sich 163 Firmen mit insgesamt knapp 40.000 Beschäftigten dem Wettbewerb gestellt. 76 Unternehmen sind gestern als beste ITK-Arbeitgeber in fünf Größenklassen ausgezeichnet worden - in Zeiten der Restriktionen im Kampf gegen die Corona-Epidemie natürlich in einem virtuellen Veranstaltungsformat.
Dieses Mal konnten nicht nur Unternehmens- oder Personalchefs, sondern auch die im Home Office verteilten Mitarbeiter am Bildschirm erleben, wie ihr Arbeitgeber abgeschnitten hat.
Starke Gemeinschaft und viel Spielraum, um Potenzial zu entfalten
Sebastian Diefenbach, Projektleiter des Wettbewerbs, stellte den teilnehmenden Unternehmen schon im Vorfeld ein hervorragendes Zeugnis aus: Die ITK-Branche sieht sich hohen Anforderungen der Bewerber gegenüber, darum sei sie auch "ein Vorreiter, wenn es darum geht, Personalarbeit erfolgreich zu gestalten und ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen". So schnitten ITK-Firmen auch im branchenübergreifenden Wettbewerb "Deutschlands beste Arbeitgeber", die Ende Februar in Berlin gekürt wurden, überdurchschnittlich gut ab.
Was verbinden die befragten Mitarbeiter mit einem guten Arbeitgeber? "Am wichtigsten für ein positives Arbeitserlebnis ist es in den Augen der Mitarbeitenden, in einer starken Gemeinschaft zu arbeiten, aber gleichzeitig viel Spielraum für unterschiedliche Persönlichkeiten und Kompetenzen zu haben. Gemeinschaft ist hier auch so zu verstehen, dass jeder unabhängig von seiner Position sein Potenzial entfalten kann" so Sebastian Diefenbach.
So organisieren die Sieger ihre Weiterbildung
Vor dem Hintergrund bleibt die Weiterbildung ein wichtiges Versatzstück der erfolgreichen Personalarbeit. Hier investieren die besten Arbeitgeber viel, im Schnitt 52 Stunden pro Jahr und Mitarbeiter. Zum Vergleich: Der Durchschnitt in Deutschland liegt laut Berufsbildungsbericht des Bundesbildungsministeriums bei 30 Stunden.
Auch kleinere IT-Unternehmen engagieren sich hier: Im Systemhaus Erick Sterck, Sieger der Größenklasse der Firmen mit weniger als 50 Beschäftigten, gibt es bewusst kein festes Bildungsbudget, da mit jedem Mitarbeiter gemeinsam nach der passenden Maßnahme gesucht wird. In der Agentur sitegeist, Sieger in der Größenklasse 50 bis 100 Mitarbeiter, erklärt jeden Freitag ein Kollege den Auszubildenden Anwendungen und Projekte.
Salesforce, Sieger in der Größenklasse der Unternehmen mit 501 bis 1000 Mitarbeiter, setzt zum Beispiel auf eine kostenlose Lernplattform, die jederzeit abrufbar ist. Dazu Joachim Schreiner, Chef von Salesforce Deutschland: "Jeder lernt im eigenen Tempo. Die Lerneinheiten können jederzeit unterbrochen und fortgesetzt werden. In unseren Teams finden regelrechte Wettbewerbe statt, wer in kurzer Zeit die meisten Abschlüsse verdient - aus reinem Spaß am Lernen."
Sieger Adesso: Home Office funktioniert, dank IT-Infrastruktur und Vertrauen
Wie entscheidend eine gute Arbeitskultur ist, zeigt sich vor allem in Krisenzeiten. Seit sich die Corona-Epidemie auch in Deutschland rasant ausbreitet, schicken immer mehr Unternehmen ihre Wissensarbeiter ins Home Office, um deren Gesundheit zu schützen. So auch Adesso. Der IT-Dienstleister mit Hauptsitz in Dortmund beschäftigt weltweit 4000 Menschen, davon 2700 hierzulande.
Die Freude bei Adesso-Personalchefin Kristina Gerwert über den ersten Platz bei Great Place to Work in der ITK (Größenklasse über 1000 Mitarbeiter) ist ebenso groß wie die Erleichterung, dass das Arbeiten auch remote und verteilt klappt: "Die Zusammenarbeit funktioniert dank einer belastbaren IT-Infrastruktur und modernster Collaboration Tools reibungslos." Nicht minder wichtig sei aber die Unternehmenskultur, so Gerwert weiter: "Gerade wenn - wie aktuell - der direkte, persönliche Kontakt wegfällt, müssen Menschen einander vertrauen und sich aufeinander verlassen können. Das funktioniert bei uns gut."
Sieger QAware: Fürsorge für Mitarbeiter und Informatiker gegen Corona
Auch das Münchner IT-Projekthaus QAware, Sieger in der Größenklasse 101 bis 500 Mitarbeiter, hat alle 150 Mitarbeiter vor über einer Woche ins Home Office geschickt. CEO Christian Kamm und sein Führungsteam beschäftigen sich seit Ende Februar täglich mit dem Corona Virus, haben die Weichen für verteiltes Arbeiten früh gestellt und unterstützen die Mitarbeiter fortlaufend in der ungewohnten, isolierten Arbeitssituation. In Chats teilen sie ihr Wissen über verteiltes Arbeiten oder Home Office mit Kindern. "Ein Facharzt für Arbeitsmedizin berät per Telefon zu Covid-19, eine Psychologin und ein Business-Coach liefern Beratung und Coaching per Videokonferenz in schwierigen Lagen", ergänzt Kamm.
Eine Fürsorge für Mitarbeiter, die zugleich mit großem Freiraum einhergeht. Im Great-Place-to Work-Wettbewerb punktete QAware zum Beispiel mit den QAlabs. Bis zu zehn Arbeitstage im Jahr kann jeder für innovative Projekte aufwenden. Am Wochenende hat sich ein 12er Team am Hackathon wir-vs-virus beteiligt und eine Software entwickelt, die lokale Läden per Videotelefonie unkompliziert mit den Kunden zusammenbringt.
Niedrige Fluktuationsrate bei den besten ITK-Arbeitgebern
Belohnt werden die Sieger des Great-Place-to-Work-Wettbewerbs nicht nur mit dem Arbeitgebersiegel, sondern auch mit einer überdurchschnittlich hohen Treue ihrer Mitarbeiter: Die 76 Unternehmen, die 2020 als beste Arbeitgeber in der ITK ausgezeichnet werden, haben eine Fluktuationsrate von sieben Prozent. Ein wichtiger Indikator für eine erfolgreiche Personalarbeit, und zugleich ein niedriger Wert, wenn man bedenkt, dass fast die Hälfte ihrer Mitarbeiter unter 35 Jahre alt und schon aufgrund dessen generell wechselwillig sind. Überdies haben die meisten Wettbewerber in der IT-Dienstleistung mit doppelt so hohen oder noch höheren Fluktuationsraten zu kämpfen.
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Die besten ITK-Arbeitgeber 2020
Über 1000 Mitarbeiter: 1. adesso 2. Daimler TSS 3. msg 4. Delivery Hero 5. in-tech
501 bis 1000 Mitarbeiter: 1. salesforce.com Germany 2. Adobe Deutschland 3. PPI 4. NetCologne Gesellschaft für Telekommunikation 5. Controlware
101 bis 500 Mitarbeiter 1. QAware 2. MaibornWolff 3. viadee 4. itdesign 5. Accso - Accelerated Solutions 6. iteratec 7. Cadence Design Systems 8. congstar 9. Workday 10. shopware 11. Red Hat 12. b.telligent 13. Novatec Consulting 14. baramundi software 15. QuinScape 16. Brockhaus 17. ConVista Consulting 18. CAS Software 19. ModuleWorks 20. SAS Institute 21. CompuSafe Data Systems 22. Paessler 23. ISR Information Products 24. InnoGames 25. GWS Gesellschaft für Warenwirtschafts-Systeme 26. FNT Facility Network Technology 27. TechniData IT-Gruppe 28. HENRICHSEN Gruppe 29. Inxmail 30. Mercedes-Benz.io
50 bis 100 Mitarbeiter: 1. sitegeist media solutions 2. ORAYLIS Business Intelligence 3. BRICKMAKERS 4. collaboration Factory 5. Yext 6. GAMBIT Consulting 7. Adacor Hosting 8. BUCS IT 9. AMCON Software 10. apollon
10 bis 49 Mitarbeiter: 1. Erik Sterck 2. status C 3. QUNIS 4. CAXperts 5. Bitech - Beratungsgesellschaft für Informationstechnologie 6. Evora IT Solutions 7. Bösch 8. R.iT 9. Pentland Firth Software 10. Xenium 11. COMPLEVO 12. unique projects 13. Profihost 14. COMPIRICUS 15. Modelyzr 16. ATIX Informationstechnologie und Consulting 17. utilitas 18. FIVE1 19. lise 20. IPG Information Process Group Deutschland 21. Tools4ever Informatik 22. Digitalagentur LOY 23. INFORMATION WORKS 24. Promethos 25. Viaboxx 26. CALEO Consulting
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Die besten ITK-Arbeitgeber stellen sich in unserem Online-Special und in dem Heft der Sieger vor und erzählen, für welche Bewerber sie Jobs haben, was sie ihnen bieten und warum die Mitarbeiter, die schon an Bord sind, die Arbeitskultur schätzen.