IT-Dickschiffe wie Microsoft brauchen lange, bis sie Fahrt aufnehmen, einmal unterwegs, sind sie dann aber nur schwer zu stoppen oder von ihrem eingeschlagenen Weg abzubringen. So ist es auch wenig verwunderlich, dass es im Mobile-Bereich eine gefühlte Ewigkeit dauerte, bis man die mit Windows Phone ausgestatteten Smartphones mit gutem Gewissen als marktreife, konkurrenzfähige Produkte bezeichnen konnte. Maßgeblich für die positive Entwicklung verantwortlich war dabei weniger Microsoft als vielmehr Kooperationspartner Nokia, den die Redminder vor drei Jahren mit einer Milliardensumme zum Wechsel auf die Plattform überredeten und der jetzt zum Großteil übernommen wird.
Der Schritt war offenbar nötig, da sich der Anreiz der Plattform für Hersteller nach wie vor in Grenzen hält. Laut Strategy Analytics wurden 2013 nur knapp 36 Millionen Smartphones mit Windows Phone verkauft, das entspricht 3,6 Prozent Marktanteil. Hinzu kommt, dass mehr als 90 Prozent der Windows Phones das Nokia-Logo tragen. So gesehen ist es mehr als verständlich, wenn sich andere Hersteller nur schwer für die Plattform begeistern können und Microsoft nun - wie berichtet wird – als Entscheidungshilfe Playern wie Huawei, Samsung oder Sony mit dem Scheckheft winkt.
Nachzügler im Tablet-Bereich
Bei den Tablets, einer ursprünglich von Microsoft ins Leben gerufenen Produktgruppe, herrscht eine ähnlich unerfreuliche Situation vor. Auch hier erreichten die Microsoft-Plattformen - Windows 8 und die ARM-Version Windows RT - laut Strategy Analytics im vergangenen Jahr mit elf Millionen verkauften Geräten und 4,8 Prozent Marktanteil nur Platz Drei und rangierten damit - weit abgeschlagen hinter Android (141,4 Millionen Geräte, 62,3 % Marktanteil) und iOS (74,2 Millionen Geräte, 32,7 % Marktanteil). Damit hat sich Microsoft zwar deutlich gegenüber dem Vorjahr verbessert, als Windows lediglich 1,5 Prozent Marktanteil für sich beanspruchen konnte. Der Softwareriese hatte das Tablet-Segment allerdings auch erst im Herbst 2012 mit dem Start von Windows 8 wieder stärker ins Visier genommen. Auch wenn sich Microsoft dabei mit den etwa unausgegorenen Surface-Tablets nicht unbedingt mit Ruhm bekleckerte, gesellen sich inzwischen mehr und mehr attraktive Modelle von anderen Herstellern hinzu.
Während die Situation im Smartphone-Markt weiterhin schwierig ist, stehen die Chancen also nicht schlecht, die Dominanz von Android und iOS im Tablet-Markt etwas aufweichen zu können. Zum Einen rückt die neue Generation von Windows-Tablets preislich allmählich an die Konkurrenz heran, zum anderen holen die Geräte auch deutlich auf, was Akku-Laufzeit und Performance anbelangt. Last, but not least sind noch die integrierten Business-Funktionen zu erwähnen – auch wenn die Bedienbarkeit manchmal darunter leidet, handelt es sich bei Windows 8.1 um ein PC-Betriebssystem mit vollwertiger Office-Suite.
Neue Produktoffensive
Wohin die Reise geht, zeigen die ersten Modelle des Produktjahres 2014 wie etwa das Asus VivoTab Note 8. Das 380 Gramm schwere Gerät verfügt über ein acht Zoll großes IPS-Display mit 1280 mal 800 Pixel Auflösung und ist zur leichteren Eingabe mit einem Digitizer Stylus von Wacom ausgestattet. Als Betriebssystem kommt Windows 8.1 in der 32-Bit-Version zum Einsatz, Office 2013 Home & Student ist vorinstalliert. Die Recheneinheit besteht bei dem ab 300 Euro günstigen Tablet aus dem Intel-Atom-Chipsatz Z3740, dessen vier Kerne mit bis zu 1,86 Ghz takten. Je nach Modell stehen 32 oder 64 GB als Speicher zur Verfügung, der Bedarf an zusätzlichem Ablageplatz kann über eine MicroSD-Karte gedeckt werden.
Während auch Acer ein ähnlich ausgestattetes 8-Zoll-Tablet unter der Bezeichnung Iconia W4 für Privatanwender bereithält, soll das Lenovo Thinkpad 8 Tablet mit seiner gehobenen Ausstattung und dem höheren Preis primär professionelle Anwender ansprechen – quasi als Alternative zum iPad Mini. So löst etwa das 8,3-Zoll-IPS-Display mit 1920 mal 1200 Bildpunkten auf. Als Prozessor kommt außerdem ein Intel Z3770 Quad-Core aus der Bay-Trail-Plattform zum Einsatz. Dieser unterstützt Taktraten von bis zu 2,4 Ghz und hat auf 2 GByte DDR3-SDRAM Zugriff. Das Gerät wird in zwei Ausführungen mit 64 oder 128 GB interner Speicherplatz angeboten, besitzt aber auch eine MicroSD-Schnittstelle. Lenovo spricht beim ThinkPad 8 Tablet von bis zu acht Stunden Akkulaufzeit, das Gewicht soll bei 430 Gramm liegen.
Trend zu Hybridgeräten
An Nutzer, die zwischen einem Tablet und einem kleinen Notebook schwanken, hat Lenovo wiederum mit der Serie IdeaTab Miix 2 gedacht: Die hybriden Tablet-Geräte mit abnehmbarer Tastatur basieren auf Windows 8.1 und werden im 10- und 11,6-Zoll-Format angeboten. Wesentlicher Unterscheid zwischen den beiden Geräten ist dabei der Prozessor: Während im IdeaTab Miix 2 10 nur ein Intel Bay-Trail Z3740 mit bis zu 1,86 Ghz Taktung zum Einsatz kommt, ist im größeren Modell eine Intel Core i3 CPU verbaut. Dabei handelt es sich zwar nur um einen Dual-Core-Prozessor, leistungsmäßig dürfte er aber deutlich überlegen sein. Optional bietet Lenovo das IdeaTab Miix 2 11 auch mit dem noch stärkeren Core-i5-Prozessor an.
Wenig Entscheidungsfreudige adressiert auch Asus mit dem Transformer Book Duet TD300: Bei dem Gerät handelt es sich um ein 13,3-Zoll-großes Tablet (1080p) mit andockbarer Tastatur, das sich im Handumdrehen in ein schnelles Windows-Notebook verwandeln lässt. Oder aber in ein Android-Laptop. Der Wechsel des Betriebsmodus soll laut Asus nur vier Sekunden dauern, so dass der Anwender kaum Kompromisse eingehen muss. Auch hardwareseitig kann sich das Transformer Book Duet sehen lassen: Das Gerät wird von einem Intel Core i7-Prozessor angetrieben, dem 4 GByte RAM zur Seite gestellt sind. Der Speicher im Tablet-Teil beträgt bis zu 128 GByte und kann über MicroSD-Karte erweitert werden. Im Tastatur-Dock befinden sich weitere 1 TByte.
Das Doppelleben hat allerdings auch seine Schattenseiten. So ist der verbaute Akku lediglich für fünf Stunden im Windows-Modus gut, mit Android werden laut Asus geschätzte sechs Stunden erreicht. Außerdem schlägt die Kombination etwas auf die Taille, das Tablet ist knapp 13 Millimeter, das Laptop-Dock 16 Millimeter dick. Zusammen bringen die beiden Teile zudem 1,9 Kilo auf die Waage. Immerhin muss man mit 599 Dollar für das Quad-Mode-Dual-OS-Gerät kaum mehr zahlen als für ein einfaches Tablet oder Notebook.