Zum 10. Geburtstag

Das Youtube-Imperium bekommt neue Konkurrenz

13.02.2015
Vor zehn Jahren begann die Erfolgsgeschichte von Youtube. Mittlerweile sind die Webvideos überall präsent, Youtube-Stars werden von ihren jugendlichen Fans bestürmt. Doch zum 10. Geburtstag droht Youtube auch neue Konkurrenz.

Alles begann mit Elefanten. Das erste Youtube-Video zeigt zwei gemütliche graue Tiere im Zoo. Nach 18 Sekunden ist der Clip vorbei. Heute sind auf Youtube Millionen Elefantenvideos zu sehen, und dazu ziemlich alles andere, was Menschen in bewegten Bildern festhalten können. Die Webseite selbst gibt es nur wenig länger als das Elefantenvideo: Mitte Februar 2005 registrierten die Gründer Chad Hurley und Steve Chen die Seite Youtube.com und legten so den Grundstein für das Video-Imperium. Dieses Jahr wird Youtube zehn Jahre alt.

Fast jeder kennt die Youtube-Videos, die in den letzten Jahren zum Massenphänomen geworden sind. Auf Youtube tanzen Passanten zu Pharrell Williams "Happy" durch Städte, Feuerwehrleute zappeln beim "Harlem Shake", junge Menschen zeigen anderen jungen Menschen, wie man Nudeln kocht, eine Kokosnuss schält, das nächste Level bei Minecraft erreicht oder den perfekten Lidstrich zieht. Unter Jugendlichen in Deutschland ist die Plattform das beliebste Online-Angebote überhaupt: 30 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen nennen Youtube als eine der Webseiten, die sie häufig nutzen (auf Platz zwei folgt Facebook).

Für Jugendliche sind die Videomacher die neuen Stars. Millionen Abonnenten verfolgen die Videos von bekannten Youtubern. Auch in Deutschland gibt es eine Handvoll dieser Stars mit hunderttausenden Fans, darunter Ratgeber Sami Slimani, die singenden Zwillinge DieLochis, Videospieler Simon Unge oder die Modebloggerin Daaruum.

"Youtuber sind oft Vorbilder, sind bester Kumpel, großer Bruder und Ersatzelternteil in einem", sagt Mirko Drotschmann. Der 28-Jährige erklärt in seinen Videos als "MrWissen2go" aktuelle Themen und hilft bei Schulaufgaben. Jugendliche fühlen sich den Youtubern näher als Popstars oder Fernsehschönheiten, sagt er. "Die Youtube-Stars sind eher Leute von nebenan, das spielt eine ganz wichtige Rolle. Die sind wie ihre Zuschauer."

Die Geschichte von Google
Der Investor
Mit einer Investition von 100.000 Dollar durch den Sun-Gründer Bechtolsheim beginnt die Geschichte von Google - der Investor verdient dadurch knapp zwei Milliarden.
Backrub
Die in Standford entwickelt Suchmaschine Back Rub ist Vorläufer von Googles Suche. Die Hand im Logo ist übrigens die von Larry Page - der das Foto mit einem Kopierer erstellte.
Hypermodern
Die heutigen Data Center sind weit moderner. Hier wurde eine finnische Papierfabrik an der Ostsee zum Rechenzentrum umgebaut, zur Kühlung kommt Meerwasser zum Einsatz.
Endloses Betastadium
Die erste Version der Google-Website bezeichnet Google noch als "Beta", was auch für viele weitere Projekte wie Google Mail übernommen wird. Die Suchmaschine ist aber bereits früh ein ausgereiftes Angebot.
Die Väter des Erfolgs
Serge Brin und Larry Page lernen sich in Standford kennen, sie gründen 1998 Google. Seit 4. April 2011 ist Page CEO von Google, ein Posten den er ab 2001 an Eric Schmidt abgegeben hatte.
Zwei weitere wichtige Köpfe: David Cheriton...
Der Stanford-Dozent David Cheriton vermittelt den beiden Firmengründern den Kon-takt zu Bechtolsheim und andern Investoren. Auch er ist durch die Investition in Google heute Milliardär.
... und Eric Schmidt
Der Infomatiker und Manager Eric Schmidt kommt 2001 zu Google. Nach Stationen bei Sun als CTO und Novell als CEO übernimmt er den Posten des CEO bei Google. Am vierten April 2011 wechselt er in den Verwaltungsrat von Google.
Ab an die Börse
Der Börsengang am 19. August 2004 ist für Google ein großer Erfolg. Ende 2013 er-reicht sie erstmals einen Stand von 1000 Dollar, was einem Firmenwert von 327 Milli-arden entspricht.
Es geht nur in eine Richtung...
Seit der Gründung von Google sind Umsatz und Gewinn kontinuierlich gestiegen. Auf-fällig sind die Umsatzsteigerungen der beiden letzten Jahre, obwohl hier durch den Kauf von Motorola hohe Verlusten entstanden.
Alle wollen zu Google
Bei der Frage nach dem beliebtesten Arbeitgeber ist Google auch in Deutschland im-mer auf einem der ersten Plätze. Grund dafür ist ein Ruf als innovativer Markführer, der sich gut um seine Mitarbeiter kümmert.
Männerdomäne
Die Anzahl der Frauen bei Google ist eher gering, 70 Prozent der knapp 48.000 Ange-stellten (und 83 Prozent der Entwickler) sind männlich. Auch Minderheiten sind nur schwach vertreten, was von Google als Problem angesehen wird.
Wettbewerber Facebook
Facebook ist zwar keine Suchmaschine, die Plattform von Mark Zuckerberg hat aber eine Nutzerzahl von 1,23 Milliarden und ist als Anbieter von Werbeplatz eine echte Bedrohung für Google - sinkt doch der Stückpreis für Werbung und ist das Mobilge-schäft noch im Aufbau.
Kreativer Freiraum
Google macht immer wieder mit coolen Büro-Fotos auf sich aufmerksam, hier etwa mit einem als Iglu gestalteten Besprechungsraum.
Venedig-Feeling
Wahlweise kann eine Besprechung in einer Gondel abgehalten werden.
Die alles beherrschende Suchmaschine
Google ist als Suchmaschine Marktführer, Konkurrenten wie Bing, Yahoo und DuckDuckGo haben da wenig Chancen. Vor allem bei der Suche nach deutschen Seiten ist ihnen Google klar überlegen.
Spielchen für Zwischendurch
Die Suchmaschine bietet viele versteckte Funktionen wie „zerg rush“: Gibt man den Befehl in der Suchleiste ein, zerschießen kleine Buchstabe alle Suchtreffer auf der Website.
Immer ausgefeiltere Angebote
Eine Neuerung bei der Google-Suche ist der so genannte Knowledge Graph - sucht man beispielsweise Informationen zu einem Film, sind diese im rechten Seitenbereich zu sehen. Dabei greift Google auf fremde und eigene Quellen zurück.
Google Plus
Google Plus ist eine direkte Antwort auf Facebook, Google soll etwa tausend Angestellte auf dieses Projekt angesetzt haben.
Google Maps
Seit 2005 gibt es den Dienst Google Maps, der immer mehr Funktionen erhält. Beein-druckend sind die hoch aufgelösten Satellitenfotos, das Schwesterprodukt Google E-arth ist mittlerweile in Google Maps integriert. Interessant für Android-Nutzer: In einigen Städten werden auf Android-Geräten bereits Daten öffentlicher Verkehrsmittel angezeigt.
Das eigene Tablet
Googles Tablet Nexus 7 ist eines der erfolgreichsten Android-Tablet. Vor allem in Deutschland ist Android sehr erfolgreich und erreicht bei Smartphones bereits einen Marktanteil von über 75 Prozent.
Der ewige Kampf ums Straßenbild
Nur dank einer ganzen Flotte an Kamera-Fahrzeugen konnte Google Streetview anbieten. Das Angebot stieß aber unter dem Gesichtspunkt des Datenschutzes bald auf Kritik. In Österreich ist Streetview seit kurzem sogar verboten.
Google Glass
Wenig Begeisterung bei Datenschützern löst Google neues Produkt Google Glass aus. Die in den so genannten Google-X-Labs entwickelte Brille kann Informationen im Sichtfeld des Benutzers einblenden, die integrierte Kamera wird aber zum Hauptthema und sorgt für einige Verbote - unter anderem in britischen Kinos.
Die Zukunft: Ab auf die Straße
Selbstfahrende Autos sind schon länger ein Thema für Google, im Mai 2014 präsentiert das Unternehmen einen ersten Prototyp. Dank Laser-Scanner und vieler Sensoren soll es äußerst sicher sein. Laut Brin sei es schließlich Verschwendung, wenn Autos ungenutzt herumstünden. Selbstfahrende Autos könnten einfach neue Passagiere aufnehmen.

So kommt es, dass die Jugendlichen ihre Youtube-Lieblinge auch um Rat im Alltag fragen. "Wir bekommen sehr viele persönliche Mails", sagt Lamiya Slimani. Sie ist die Schwester von Sami Slimani und selbst erfolgreiche Videomacherin mit mehr als einer halben Million Fans. "Das ist eine Riesen-Verantwortung."

Manche Youtuber sind so bekannt, dass sie mit ihren Videos Geld verdienen. Sie bekommen einen Teil der Einnahmen aus Werbung, die vor und während ihrer Videos angezeigt wird. Andere wollen auch den Offline-Markt erobern: Die drei Slimani-Geschwister haben etwa ein Buch auf den Markt gebracht. Andere Youtuber halten Produkte in die Kamera oder arbeiten mit Unternehmen zusammen. In Deutschland rief das bereits die Medienaufsicht auf den Plan, die in einem Fall prüfte, ob das Anpreisen als Schleichwerbung zu werten sei.

Das zeigt: Zehn Jahre nach der Gründung ist Youtube auch ein Milliarden-Geschäft geworden. Unternehmen wollen über die Youtube-Stars junge Käufer erreichen und rangeln um den nächsten viralen Hit im Netz. Edeka landete so einen Treffer mit dem "Supergeil"-Spot, in dem Schauspieler Friedrich Liechtenstein singend Lebensmittel anpreist ("Es ist supergeil, supergeil").

Andere Firmen versuchen, ihre Anzeige wie ein Nutzervideo aussehen zu lassen. Das geschah bei dem schwarz-weiß Video "First Kiss", in dem sich Fremde zum ersten Mal küssten. Millionenfach geteilt, entpuppte sich der Clip schließlich als Werbung für eine Kleidungsmarke. Das verletzt die oberste Youtube-Regel: Sei du selbst. Ehrlichkeit sei wichtig, sagt Nilam Farooq alias Daaruum, eine der erfolgreichsten deutschen Youtuberinnen. "Wenn du das lange machen willst, merken die Leute sehr schnell, ob du dich verstellst."

Dabei geht es auf Youtube nicht immer freundlich zu. "Die Kommentarkultur auf Youtube ist nicht so ganz Knigge-konform", gibt Youtuber Dortschmann zu. Er startete jüngst mit anderen Videomachern eine Kampagne gegen Fremdenfeindlichkeit - auch wegen rassistischer Kommentare unter den eigenen Filmen. Auch an anderer Stelle rumort es: In Deutschland streitet Youtube sich seit Jahren mit der Verwertungsgesellschaft Gema über die Vergütung für Musikvideos. Viele bekannte Clips werden deswegen hier nicht angezeigt.

Youtube hat Videos im Internet zum Massenphänomen gemacht, doch zum 10. Geburtstag wächst die Konkurrenz. Denn immer mehr Nutzer filmen und teilen Videos. Auch andere Firmen wollen davon profitieren. Facebook hat seine Videofunktion ausgebaut. Das Netzwerk ermutigt seine Nutzer, Videos gezielt zur Verbreitung auf Facebook zu filmen. Mit 1,3 Milliarden Mitgliedern ist Facebook eine ernstzunehmenden Konkurrenz für Youtube. Auch andere Online-Dienste wie Twitter oder Instagram bauen ihre Videofunktionen aus. Youtube selbst arbeitet daran, mehr Geld zu verdienen: Die Werbemöglichkeiten auf der Plattform sollen ausgebaut werden. (dpa/tc)