RAAD: BI-Projekte ohne Strategie

Datensalat für Führungskräfte

04.11.2010 von Werner Kurzlechner
Zahlenwirrwarr beim Meeting der Fachbereichsleiter gibt es immer noch - trotz Business Intelligence. Ein Grund: Insgesamt 40 Prozent der Anwender fehlt eine BI-Strategie.
Business Intelligence hat in den meisten Unternehmen ihren Stellenwert behalten - bei einigen nimmt die Bedeutung des Themas sogar zu. Allerdings gaben in einer Umfrage von RAAD Research vier von zehn Teilnehmern zu, im eigenen Unternehmen keine BI-Strategie zu erkennen.

Scharf wie eine Rasierklinge spaltet Business Intelligence (BI) die Welt der Unternehmen: Auf der einen Seite die eher kleinen Firmen, die Tools zur einheitlichen Datenverwaltung und –analyse für entbehrlich halten; auf der anderen Seite Konzerne, für die Datenfragen über Wohl und Wehe entscheiden. Selbst in diesen Unternehmen aber ist eine konsistente BI-Strategie die Ausnahme, wie aus einer Erhebung von RAAD Research hervorgeht.

Der vor einiger Zeit beschworene BI-Boom ist letztlich nicht eingetreten. Zwar stellt RAAD Research fest, dass dieses IT-Segment die Wirren der Finanz- und Wirtschaftskrise besser überstanden habe als andere. Die Forscher kleiden diesen Befund aber in ein eher graues als grelles Gewand.

„Tatsächlich ließ sich beobachten, dass der allgemeine Sparzwang und die Projektzurückhaltung sich nicht ganz so stark auf den Bereich Business Intelligence niederschlugen“, heißt es in der Studie. Nicht erledigte Hausaufgaben auf Anwenderseite wie auch Nachholbedarf auf der Produktseite lassen Euphorie auch kaum angebracht erscheinen.

Immerhin hat fast die Mehrheit der Firmen die Wichtigkeit von BI erkannt. 48 Prozent messen diesem Feld eine sehr hohe oder hohe Bedeutung bei, nur ein gutes Fünftel eine geringe oder sehr geringe.

Allerdings gebricht es den BI-Projekten zumeist an einer klaren Ausrichtung. Lediglich 23 Prozent bekennen sich zu einer ausformulierten BI-Strategie. Zwei Fünftel der Befragten erkennen diese in ihrem Hause jedoch nicht. Es wäre interessant, hier die „Nicht-BI-Strategie“ kennenzulernen, bemerkt RAAD Research trocken.

Fast ein Drittel ohne Data Warehouse

Die Folge des strategischen Defizits liegt auf der Hand. Ein „single point of truth“, also eine einheitliche Datenbasis für alle Fachbereiche, existiert nur in einer Minderheit der Firmen. Das Gros verzichtet also auf die Einlösung des wohl bestechendsten BI-Versprechens überhaupt.

41 Prozent der Befragten bejahen die Aussage, dass in Meetings die Führungskräfte aus allen Fachbereichen auf die gleichen Zahlen zurückgreifen können. Der Rest verneint oder antwortet ausweichend.

Im Bereich Data Warehouse stehen 29 Prozent nach eigener Wahrnehmung völlig blank da. Der Rest nutzt Standardsoftware, während der Anteil von Eigenentwicklungen äußerst klein ist.

22 Prozent der Warehouses stammen aus dem Jahr 2007 – diesbezüglich ein absolutes Rekordjahr. Die BI-Infrastruktur hat in aller Regel also schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Mit Ersatz, Erweiterung oder Neuinvestitionen beschäftigt sich nur ein Bruchteil der Anwender – wenn, erfolgen diese aber möglichst in diesem Jahr.

Immerhin ein knappes Viertel plant allerdings eine Konsolidierung im Bereich Datawarehouse, was RAAD Research freudig registriert: „Dies zeigt, dass viele Unternehmen die Bedeutung einer konsistenten Datenbasis für BI erkannt haben.“

Gute Ergebnisse beim Reporting

Aus Sicht der CIOs geben vor allem die Anforderungsbeschreibungen der Fachbereiche sowie der Betriebs- und Pflegeaufwand Anlass zum Grummeln über ihre BI-Landschaft. Jeder fünfte bis sechste IT-Chef ist hier unzufrieden oder gar sehr unzufrieden. Sehr gut ist hingegen weithin die Performance beim Reporting, auch die Antwortzeit bei Adhoc-Analysen ist in der Regel kurz genug.

Die Studie "Business Intelligence 2010 – Entwicklung und Potenziale in Deutschland" ist bei RAAD Research erhältlich.