In Bezug auf ihre ERP-Systeme müssen sich IT-Entscheider heute mit zahlreichen Fragestellungen beschäftigen, um die Ziele des Unternehmens in der IT bestmöglich zu verankern. Sollen sie beispielsweise ihr Alt-System funktional und technologisch aufrüsten oder zugunsten einer neuen Software ablösen?
Steigende Anforderungen erfüllen
Und: Welche Anforderungen soll ein neues betriebswirtschaftliches System erfüllen? IT-Verantwortliche erwarten von modernen ERP-Anwendungen, dass sich damit Prozesse unternehmensübergreifend automatisieren lassen und Entscheidungsgrundlagen auf Basis harmonisierter Produkt- und Stammdaten liefern.
Vor allem sollen ERP-Systeme Unternehmen dabei unterstützen, sich auf die wertschöpfenden Prozesse zu fokussieren. Strukturen und Prozesse entlang der Wertschöpfungskette müssen ökonomisch gestaltet und operativ effizient umgesetzt werden. Dazu gehört auch der zeit- und ortsunabhängige Zugriff auf Geschäftsinformationen.
Dem Bericht zufolge begegnen die Software-Hersteller diesen Anforderungen mit funktionalen Erweiterungen ihrer kaufmännischen Anwendungen. Die Lösungen durchdringen mit Lieferantenanbindungen, Kundenportalen, Online-Shops, und kollaborativen Prozessen wie integrierten CRM-, SCM-, E-Procurement- sowie E-Business-Funktionalitäten sowie Business Intelligence inzwischen nahezu sämtliche Unternehmensbereiche.
Gegenüber der Vorjahresuntersuchung ist besonders im Bereich von Business Intelligence eine signifikante Zunahme von 5,5 Prozent auf mehr als 85 Prozent zu verzeichnen. Erfreulich ist auch, dass fast alle Lösungsanbieter eine Workflow-Unterstützung bereitstellen. Hier stieg der Wert gegenüber dem Vorjahr um 2,2 auf mehr als 95 Prozent. Der Abdeckungsgrad bei Funktionen für Lager- sowie Waren- und Materialwirtschaft liegt inzwischen bei nahezu 100 Prozent.
Knapp 87 Prozent der untersuchten Lösungen haben integrierte CRM-Funktionalitäten, etwa 72 Prozent umfassenFunktionen für das Supply Chain Management. 77 Prozent der Lösungen verfügen über E-Business-Funktionen und rund 64 Prozent stellen eine Beschaffungsfunktionalität bereit.
Schwachstelle PLM-Integration
Langsam entwickeln sich dagegen Lösungserweiterungen, um ein Product Lifecycle Management (PLM) für die lückenlose Dokumentation einzelner Produkte, wie es etwa in der Luftfahrtindustrie oder im Automobil-Sektor gefordert wird. Hier stieg der Anteil auf 45,9 Prozent gegenüber 43,8 Prozent in 2006.
Auch Produktionsabläufe in der Fertigung werden nur von etwas mehr als der Hälfte der untersuchten Lösungen abgebildet. Gleiches gilt für die Bereiche einer bedarfsorientierten Produktionssteuerung nach dem Kanban-Prinzip (Toyota-Prinzip) sowie Fließfertigung.
Mit SOA an den Prozessen orientieren
Darüber hinaus stehen bei den Anbietern inzwischen Prozess-fähige IT-Konzepte auf SOA-Basis weit oben auf der Agenda. Flexible Architekturen, die sich auf Grundlage von Service-orientierten Applikationen dynamisch an Prozessen orientieren, liefern etwa SAP, Ramco, Infor, Microsoft, Alpha Business Solutions, IFS, Ordat, Coda oder Greenax. Allerdings sind service-basierte Anwendungen derzeit noch keine Selbstverständlichkeit.
Was die Basis-Architektur der Lösungen angeht, dominieren nach wie vor Lösungen auf Client-Server-Basis (88,5 Prozent), 70,5 Prozent sind als Multi-Tier-Lösung sowie 69 Prozent als Web-basierte Lösung im Einsatz. Zu den web-basierten Applikationen gehören unter anderem Demand Software Solutions mit Genesis4Web, Webreb von Fibunet, SoftM mit Semiramis sowie der Bison-Co-Produktion Greenax. Mehr als 76 Prozent sind als Portallösung installiert.
Bei den verwendeten Kommunikationsprotokollen teilen sich Web Services (67,2 Prozent) den Markt mit Java Message Service (JMS) mit XML (31,1 Prozent).
Im Rahmen der Studie "ERP - ERP II" untersuchte die Hamburger Unternehmensberatung Softselect insgesamt 61 Lösungen von 52 Lösungsanbietern.