Mac Tuning

Den Mac schneller machen - so geht's

03.02.2016 von Stephan Wiesend
Das neue Macbook ist kaum schneller als der fünf Jahre alte Vorgänger, der Mac wird immer langsamer? Diese Tipps helfen.

Meist passiert es nach einigen Arbeitsstunden am Mac: Per E-Mail erhält man eine Excel-Datei und will sie öffnen. Aber das Microsoft-Programm braucht dazu endlos und öffnet sich wie unter Zeitlupe. Oder man möchte eine Webseite unter Windows testen und startet Parallels - plötzlich scheint der Rechner eingefroren zu sein, und erst nach einigen quälend langen Minuten ist die Weiterarbeit möglich.

Was schafft hier Abhilfe? Soll man auf Verdacht mehr Arbeitsspeicher installieren, eine SSD einbauen, oder bringt nur ein neuer Mac mit schnellerer CPU Veränderung? Wir zeigen, wie man den Konditionsproblemen des Macs auf den Grund geht und die günstigste Lösung findet

Mac auf Schwachstellen prüfen

Zuerst sollten die Schwachstellen des Macs identifiziert werden. Eine schnelle und einfache Analyse der Performanceprobleme ist mit dem Dienstprogramm Aktivitätsanzeige möglich. Fünf Anzeigen informieren über die aktuelle CPU-Last, den Speicherverbrauch, den Energieverbrauch, die Festplattennutzung und die Netzwerkaktivitäten. Unter dem Menüpunkt "Darstellung" sollte man die Anzeige auf "Alle Prozesse" stellen, sonst entgehen einem bestimmte Systemaktivitäten.

Akuten Speichermangel erkennt man in der Grafik an gelber und roter Einfärbung.
Akuten Speichermangel erkennt man in der Grafik an gelber und roter Einfärbung.

Der erste Schnellcheck über die Aktivitätsanzeige

Einsteigern empfehlen wir, sich erst einmal auf die Grafiken im unteren Programmbereich zu konzentrieren und die App länger im Hintergrund laufen zu lassen. Ist das Programm aktiv, zeigt es nämlich die Auslastung der letzten zwei Minuten als Diagramm: Beim nächsten Performance-Einbruch kann man so schnell feststellen, was gerade den Rechner ins Stolpern brachte.

Die wohl wichtigsten Anzeigen bei der Aktivitätsanzeige sind die Grafiken für CPU-Last und Speicherdruck. Ein starker Ausschlag bei einer der beiden Anzeigen bedeutet, dass der Kern des Problems wohl im betreffenden Bereich liegt. Ist beispielsweise bei der Anzeige Speicherdruck ein gelber oder roter Bereich zu sehen, herrschte in dieser Zeit starker Mangel an Arbeitsspeicher.

Man sollte sich dann vorrangig um dieses Thema kümmern, Ähnliches gilt für hohe Ausschläge bei der CPU-Grafik. Nützlich ist für die Überwachung der CPU-Auslastung das Docksymbol des Dienstprogramms, das sie als Grafik anzeigen kann. So kann man gut beobachten, ob Performance-Einbrüche nur bei hoher CPU-Last auftreten. Über das Menü "Darstellung > Symbol im Dock" lassen sich diverse Angaben im Dock einblenden.

Für Mangel an Arbeitsspeicher ist oft Safari verantwortlich, hier beansprucht der Browser gerade mehrere GB Arbeitsspeicher.
Für Mangel an Arbeitsspeicher ist oft Safari verantwortlich, hier beansprucht der Browser gerade mehrere GB Arbeitsspeicher.

Auf den ersten Blick wirkt die Anzeige un­übersichtlich, da neben den aktuellen Programmen viele sonst unsichtbare Hintergrund­aktivitäten aufgelistet sind. Der Prozess backupd ist beispielsweise die Backup-Funktion des Programms Time Machine. Profis können mit dem Entwicklerwerkzeug Instruments noch tiefer gehende Systemanalysen durchführen, die Bedienung ist aber kompliziert.

Problem: Hoher "Speicherdruck"

Besitzt man einen Rechner mit weniger als 8 GB Arbeitsspeicher, sollte man regelmäßig auf die Grafik "Speicherdruck" achten, eine Anzeige der Speicherauslastung. Bleibt die Anzeige grün, ist alles in Ordnung. Problematisch ist es dagegen, wenn die Anzeige gelb oder sogar rot wird. Dann ist der installierte Speicher nicht mehr ausreichend, das System muss Speicherinhalte auf die Festplatte auslagern (sogenannter "Swap"), und es kommt zu verzögerten Reaktionen.

Typisch dafür ist, dass man ein Programm startet, aber es öffnet sich erst nach ungewöhnlich langem Warten bei hoher Plattenaktivität. Zusätzlich sollte man auf die Anzeige "Verwendete Swap" achten. Ist der Wert höher als Null, ist dies ebenfalls ein Symptom für Speichermangel.

In diesem Fall hat man zwei Möglichkeiten: Die erste ist einfach - den Arbeitsspeicher erweitern. Ist dies nicht mehr möglich oder schlicht zu teuer, bleibt nur eine umständliche Alternative - Sie müssen das Sys­tem ausmisten und nach Arbeitsspeicherfressern suchen.

Mac-System mit wenig RAM optimieren

Für die Suche nach der Ursache des Speichermangels wählt man in der Aktivitätsanzeige die Rubrik Speicher und klickt in der Liste auf den Reiter "Speicher". Automatisch sortiert das Tool dann alle Programme und Prozesse nach ihrem Speicherverbrauch. Am Speicherverbrauch des Prozesses "kernel_task" kann man leider wenig ändern, das gilt auch für den Icon Services Agent.

Bei weiteren Diens­ten und Programmen wird man aber meist schnell fündig. Häufig findet sich Safari (dazu gehören ab Mavericks mehrere Prozesse bzw. Tabs) unter den Hauptverbrauchern. Der erste Tipp, um schnell Speicher freizugeben: Safari oder einen anderen Browser beenden. Statt sich in teure Aufrüstaktionen zu stürzen, kann man schließlich sein Nutzungsverhalten ändern: beispielsweise Programme wie Safari und iTunes beenden, bevor man Lightroom oder Parallels öffnet - mit mehreren offenen Seiten belegt Safari nämlich schnell ein oder mehr Gigabyte an Speicher.

Hilfreich kann ebenfalls der Verzicht auf Hintergrundprogramme wie Menüleistentools und Synchronisierungsdienste wie Dropbox sein. Sogar ein unaufgeräumter Schreibtisch mit sehr vielen Dateien kann den Arbeitsspeicherbedarf erhöhen. Vor allem wenn man in den Darstellungsoptionen für den Schreibtisch die Symbolvorschau aktiviert hat.

Sind 4 GB RAM für meinen Mac ausreichend?

Leider sind die RAM-Bausteine in vielen neueren Macs fest verlötet, man muss sich vor dem Kauf für eine bestimmte Arbeitsspeicherausstattung entscheiden. Will man für sein Macbook Pro Retina 16 GB Arbeitsspeicher statt 8 GB, kostet dies 200 Euro Aufpreis, für hundert Euro Mehrpreis gibt es das Macbook Air mit 8 statt 4 Gigabyte. 4 GB Arbeitsspeicher ist bei aktuellen Macs die Minimalausstattung, für Büroanwendungen und Heimvideo oder Fotobearbeitung sind sie gerade ausreichend.

Swap und Speicherkomprimierung

Das Betriebssystem verwaltet den Arbeitsspeicher eines Macs und teilt jedem Prozess einen bestimmten Anteil des wertvollen Speichers zu.

Werden aber immer mehr Programme geöffnet und Arbeitsspeicher benötigt, beginnt die Speicherverwaltung des Sys­tems lange nicht benötigte Speicherbereiche auf die Festplatte auszulagern, in den sogenannten Swap-Speicher. Statt nur echten und schnellen Arbeitsspeicher zu verwenden, nutzt das System dann zusätzlich langsamen Festplattenspeicher als Notlösung.

Das führt dazu, dass sich ein Programm sehr zäh verhält und nur zeitverzögert auf Befehle reagiert, wenn es Daten aus dem Swap-Bereich braucht. Das passiert oft, wenn man bei knappem RAM ein im Hintergrund ruhendes Programm aufruft. Gelegentliche Auslagerungen des Arbeitsspeichers sind kein Problem, oft handelt es sich nur um wenige MB. Unter Mavericks findet dieses „Swapping“ glücklicherweise weit seltener statt, da Apple eine Funktion zur Komprimierung von Speicher eingeführt hat.

Bei nicht benötigten Programmen komprimiert das System den Arbeitsspeicherinhalt in Echtzeit und dekomprimiert ihn bei Bedarf wieder – das belastet die CPU nur wenig, kann aber vor allem das lästige Swapping zur Ausnahme machen. Anders formuliert: Tritt unter Mavericks trotzdem Swapping auf, hat man eindeutig zu wenig Speicher. Ideal ist natürlich, wenn auch keine Speicherkomprimierung notwendig ist.

Für professionelle Anwender sind min­des­tens 8 GB Arbeitsspeicher zu empfehlen. Spürbar schneller wird ein Mac dann nicht erst bei Nutzung von Virtualisierungssoftware wie Parallels oder Videoschnittprogrammen, sondern schon bei der gleichzeitigen Nutzung von mehreren Produktivprogrammen wie Photoshop, Indesign und Outlook.

Negative Auswirkungen von zu viel RAM sind dagegen selten, so soll laut Tests der Macworld bei 16 GB verbautem Arbeitsspeicher der Datenimport bei Aperture und iPhoto langsamer ablaufen als bei Rechnern mit weniger Arbeitsspeicher. Es dauert auch länger, wenn ein Macbook seinen Speicherinhalt vor dem Ruhezustand auf der Festplatte sichert. Das sind aber eher kuriose Ausnahmen: Ist genug Arbeitsspeicher frei, profitieren alle Aktivitäten. Selbst viele Dateioperationen werden beschleunigt, da mehr RAM als Pufferspeicher die Zahl der Festplattenzugriffe minimiert. (Macwelt)