"Unsere Informatiker werden in den kommenden drei Jahren einen maßgeblichen Beitrag zum Umsatzwachstum leisten" - diesen Satz würden 83 Prozent von 288 Top-Managern weltweit unterschreiben, so eine Studie der Economist Intelligence Unit. Die Analysten von Steria Mummert sehen für den CIO vier Perspektiven:
1. Als "Herr oder Frau der Daten" konzentriert er sich auf die intelligente Auswertung und Verknüpfung interner und externer Informationen über Kunden und Unternehmensprozesse. Mit dieser "Wissens-Schöpfung" unterstützt er Bestandskunden-Management, Neukundengewinnung und Unternehmenssteuerung.
2. Der fachbereichsübergreifende Prozess-Spezialist vertieft die Verbindung von IT und Geschäftsprozessen, damit der Technologie-Effekt nicht durch schlecht geplante Abläufe verpufft. Für diese Rolle muss meist zusätzliches Know-how aufgebaut werden, um das Arbeiten der Fachabteilungen zu begreifen.
3. Wer sich als Projekt-Manager positionieren möchte, sollte IT-Projekte in den Fokus stellen, die einen in Euro messbaren Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten. Das Projekt-Management kann so ausgebaut werden, dass es auch Partnern und Kunden zugute kommt.
4. Transformations- oder Change Manager haben viel eigene Erfahrung mit Wandlungsprozessen im Rahmen von Technologie-Projekten. Mit dieser Erfahrung unterstützen sie andere Abteilungen und damit das ganze Unternehmen, das sich als "lernende Organisation" immer wieder neuen Herausforderungen und Marktveränderungen stellen muss.
Welche Rolle auch immer ein CIO wählen mag - die Frage im Hintergrund ist immer die nach dem Wertbeitrag seiner Arbeit. Darauf eine Antwort zu finden, ist allerdings höchst kompliziert, wie Tim Weitzel erklärt. Er hat einen Lehrstuhl für Informations-Systeme in Dienstleistungsbereichen an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg inne und stellt nach der Lektüre diverser Studien über den Zusammenhang zwischen IT-Investitionen und Produktivitätsveränderungen fest: "Dabei kamen widersprüchliche Ergebnisse heraus. Je nach Studie findet sich ein positiver, gar kein oder sogar ein negativer Zusammenhang."
Entscheidend ist die Frage der IT-Nutzung
Für den Wissenschaftlicher ist das nicht überraschend. Der Beitrag der IT ist indirekt und besteht aus einem Geflecht unterschiedlicher IT- und Nicht-IT-Faktoren, so Weitzel. Fazit: Nicht unbedingt die IT als solche macht den Unterschied, sondern vielmehr ihre Nutzung. Schließlich scheitern IT-Projekte am häufigsten daran, dass keiner mit dem neuen System arbeitet.
Weitzel rät daher, nach den Treibern des IT-Wertbeitrages zu fragen. Treiber Nummer Eins ist für ihn das Alignment.
Um das gegenseitige Verstehen der Ziele und Vorgehensweisen von IT und Fachabteilungen zu fördern, sind regelmäßige Kommunikation und Interaktion unerlässlich, so der Wissenschaftler. Das heißt konkret: "Es ist günstig, wenn IT-Mitarbeiter Frontoffice-Erfahrung aufbauen und damit selbst erleben, wie die IT in den Fachabteilungen, die ja letztlich die Kunden der IT sind, eingesetzt wird und werden kann und was die fachlichen Herausforderungen und Chancen sind."
Darüberhinaus hat Tim Weitzel folgende Tipps parat:
1. Das Controlling kann durch Anpassung der Anreiz-Systeme an gemeinsame Ziele von IT- und Fachabteilungen dazu beitragen, dass die Mitarbeiter nicht nur ihre lokalen Ziele, sondern auch gegenseitige Abhängigkeiten berücksichtigen.
2. Auch über das Personal-Management kann das Alignment verbessert werden. Rotations- und Trainee-Programme zum Beispiel ermöglichen ein Verständnis für die Zusammenhänge zwischen den Teilprozessen eines Unternehmens.
3. Gemeinsame interne Service Level Agreements zwischen IT- und Fachabteilungen stärken das Alignment ebenfalls. Dazu Tim Weitzel: "Dabei kommt es weniger darauf an, wie im klassischen SLA-Management den Umfang eines Services und die Verantwortlichkeiten festzulegen. Vielmehr eröffnet der Prozess des gemeinsamen Aufbaus von Anforderungskategorien und Anspruchsniveaus die Chance, Möglichkeiten, Anforderungen und Nöte der anderen besser zu verstehen und die Beziehung zwischen IT- und Nicht-IT-Abteilung transparent und effektiv zu machen."
Die Bedeutung neuer Technologien ist unbestritten
Dabei sind CIOs in der glücklichen Position, dass neue Technologien grundsätzlich auf Zustimmung stoßen. In einer Befragung von Steria Mummert Consulting haben 57 Prozent von 360 Führungskräften in Deutschland angegeben, die Bedeutung neuer Technologien für das Unternehmenswachstum sei hoch. Zum Vergleich: Über neue Geschäftsmodelle sagen das nur 32 Prozent.
Ein erfolgreiches Beispiel für den Einsatz von IT liefert die Citibank Deutschland. Die hatte das Problem, dass ihre Kundenberater mehr Zeit mit administrativen Aufgaben zugebracht haben als im Gespräch mit Kunden. Für Peter Blatter, Vorstandsmitglied und Chief Operating Officer, hieß das: die Prozesse müssen effizienter werden. Sein Vorbild: die Industrie. "Ideen und Modelle aus der Fertigungs-Industrie wie etwa der Automobilproduktion werden konsequent auf die Finanzbranche übertragen", sagt Blatter.
Die Voraussetzung dafür sieht der Citibank-COO im Zentralisieren und Automatisieren von administrativen Aufgaben. Also wurden diese Aufgaben aus den Filialen ausgelagert und gebündelt. Folge: Nun haben die Berater mehr Zeit für die Kunden. Siebzig Prozent ihrer Arbeitszeit nutzen sie jetzt für Kundengespräche, so Blatter. "Der Branchendurchschnitt liegt deutlich darunter", erklärt er.
Kern der Industrialisierung sei das Management von Prozessen und Kapazitäten, unterstützt durch innovative Technologie-Lösungen, so Peter Blatter weiter.
Sieben Dimensionen für eine erfolgreiche IT
Die Analysten von Steria Mummert hören es gern. Sie haben einen Management-Kompass entwickelt, der die Richtung für eine wertorientierte Unternehmensführung vorgibt. Demnach müssen CIOs sieben Meere der modernen Informations-Technologie bereisen: Kosten-Management, Transformations-Management, Prozess-Management, Innovations-Management, Kunden-Management, Kooperations-Management und Risiko-Management.
Dazu die Analysten: "Wie der Management-Kompass zeigt, geht es nicht nur um technische, sondern auch um strategische Veränderungen - die Unternehmensentscheider aktiv angehen müssen, um Wachstum zu erzeugen." Wem das nun zu profan scheint, dem gibt Steria Mummert ein altes chinesisches Sprichwort mit auf den Weg: "Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Schutzmauern und die anderen Windmühlen". Können zwei Milliarden Chinesen irren?
Steria Mummert hat die Ausführungen unter dem Titel "Wachstumstreiber Technologie" zusammengefasst. Der Beitrag von Professor Tim Weitzel ist unter dem Titel "Wertsteigerung durch IT" erschienen.