Nur noch die Hälfte täglich im Büro

Der Arbeitsplatz 2020

05.11.2012 von Andrea König
Im Jahr 2020 gibt es in Deutschland nur noch acht Schreibtische für zehn Mitarbeiter. Die anderen arbeiten zu Haus oder unterwegs, so eine Citrix-Umfrage.

Ein Mitarbeiter, sechs Endgeräte und zwei Drittel Schreibtisch - so fasst Citrix Systems die Ergebnisse seines "Workplace of the Future"-Reports zusammen, für den 1900 IT-Verantwortliche befragt wurden. Im Jahr 2020 wird es im weltweiten Durchschnitt nur noch 6,7 Schreibtische für zehn Mitarbeiter geben. In Deutschland sollen es 7,9 sein.

Das traditionelle Büro bekommt immer mehr Konkurrenz von flexibleren Arbeitsmodellen.
Foto: obs/Vodafone D2 GmbH

Die Zahl der Endgeräte, mit denen deutsche Arbeitnehmer täglich auf das Firmennetz zugreifen, bleibt dagegen gleich: Bereits heute nutzen Arbeitnehmer vom Smartphone zum PC durchschnittlich sechs unterschiedliche Geräte (weltweit: 4,35). Die Mehrheit der befragten Unternehmen wollen Bring your own Device-Programme einführen, um die große Zahl an Endgeräten zu verwalten. Aktuell gibt es BYOD in jedem dritten Unternehmen in Deutschland (weltweit: 31 Prozent), weitere 44 Prozent (weltweit: 37 Prozent) planen dies innerhalb der nächsten beiden Jahre.

Arbeiten an vielen Orten

In acht Jahren hat der herkömmliche Büroarbeitsplatz zwar nicht ausgedient, doch seine Nutzung nimmt ab. Nur noch rund die Hälfte (Deutschland: 53 Prozent, weltweit: 67 Prozent) der Angestellten wird im Jahr 2020 vorwiegend vom Büro aus arbeiten. 46 Prozent (weltweit: 58 Prozent) der Befragten in Deutschland werden in Zukunft die größere Flexibilität am Standort ihres Arbeitsgebers nutzen und an verschiedenen Orten innerhalb der Firma arbeiten.

Noch mehr Angestellte wählen andere Orte, um ihre Arbeit zu erledigen. 57 Prozent (weltweit: 66 Prozent) arbeiten dann überwiegend von zu Hause aus. Die Reisezeit in öffentlichen Verkehrsmitteln, Flugzeugen oder im Auto werden laut Umfrage 60 Prozent (weltweit: 68 Prozent) der Mitarbeiter für Berufliches nutzen.

Mobile Arbeitsmodelle machen diese Entwicklung überhaupt erst möglich. Aktuell hat ein Drittel der deutschen Unternehmen solche Modelle eingeführt (weltweit: 24 Prozent). Diese Zahl wird in den kommenden Jahren kräftig zulegen. Bis 2020 wollen 94 Prozent der Arbeitgeber in Deutschland ihren Mitarbeitern mobiles Arbeiten ermöglichen (weltweit: 90 Prozent). Jedes zweite deutsche Unternehmen erfüllt bereits heute die technischen Voraussetzungen, um allen Angestellten mobile Arbeitsmodelle anzubieten. Bis 2020 steigt der Anteil auf 82 Prozent.

Im Jahr 2020 sind die Büroflächen um mehr als 14 Prozent kleiner als heute.
Foto: Citrix

Auch die Flexibilisierung wollen Unternehmen vorantreiben: 59 Prozent der Umfrageteilnehmer aus Deutschland (weltweit: 54 Prozent) planen die Einführung flexibler Arbeitsmodelle bis 2020. "Der traditionelle Büroarbeitsplatz wird auch in Deutschland vom Standard zu einer Option unter vielen", kommentieren die Studieninitiatoren die Ergebnisse.

Bis 2020 Büroflächen um 14 Prozent reduzieren

Arbeitgeber werden darauf reagieren, dass die Büroplätze zukünftig weniger gefragt sind. Bis zum Jahr 2020 wollen Unternehmen weltweit ihre Büroflächen um rund 14 Prozent reduzieren. Neben den geringeren Ausgaben für Immobilien versprechen Firmen sich davon weitere Vorteile: Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen erwartet flexiblere, wandlungsfähigere Arbeitsplätze (weltweit: 66 Prozent).

Auch dem Talentmanagement soll das Angebot zur mobilen Arbeit nutzen. Firmen hoffen, so ihre Attraktivität bei Fachkräften steigern zu können (Deutschland: 42 Prozent; weltweit: 39 Prozent) und wichtige Mitarbeiter zu halten (Deutschland: 24 Prozent, weltweit: 35 Prozent).

Psychische Beschwerden durch Pendeln

Andere Studien belegen, dass bei einer Belastung durch übermäßiges Pendeln psychische Beschwerden wie Erschöpfung oder Niedergeschlagenheit zunehmen. Belastungen, die durch mobilere und flexiblere Arbeitsmodelle sinken könnten. 46 Prozent der deutschen Unternehmen rechnen zukünftig mit einem geringeren Zeitaufwand beim Pendeln (weltweit: 59 Prozent).

Als weitere Vorteile für die Mitarbeiter nennen die Umfrageteilnehmer eine höhere Flexibilität (Deutschland: 56 Prozent; weltweit: 58 Prozent), mehr Produktivität (Deutschland: 52 Prozent; weltweit: 51 Prozent) sowie eine bessere Work-Life-Balance (Deutschland: 39 Prozent; weltweit: 50 Prozent).

Bessere Work-Life-Balance erhofft

Die Befragung zum Citrix Workplace of the Future-Report wurde vom Marktforschungsunternehmen Vanson Bourne durchgeführt. Die Studie basiert auf Interviews mit 1900 IT-Verantwortlichen weltweit. In 19 Ländern, darunter Frankreich, Deutschland, Russland, Schweden, die Niederlande, Großbritannien, Brasilien, Kanada, die USA, Australien, China, Hongkong, Indien, Japan, Malaysia, Singapur, Südkorea, Taiwan und Thailand, wurden je 100 IT-Entscheider verschiedener Branchen befragt. Drei Viertel der Befragten kommen aus Unternehmen mit mindestens 1000 Mitarbeitern, ein Viertel aus Firmen mit 500 bis 999 Angestellten.