Studie der Uni Gießen

Der Chef geht, der Interim-Manager kommt

26.11.2010 von Andrea König
Manager auf Zeit werden meist geholt, um ausscheidende Führungskräfte kurzzeitig zu ersetzen. Vor allem Großfirmen nutzen das Modell - auch zur Reorganisation.
Im Vergleich zu 2005 nutzen mehr Unternehmen Interim-Management.
Foto:

Experten betrachten Interim-Management als eines der innovativsten Werkzeuge der Unternehmensführung, um externes Know-how schnell und bedarfsgerecht in Unternehmen zu holen. Es ist der zeitlich befristete Einsatz einer erfahrenen Person für das mittlere bis höhere Management. "Sie haben im Gegensatz zu traditionellen Beratern ihren Fokus auf der organisatorischen Umsetzung und sind dafür mit den notwendigen Weisungsbefugnissen ausgestattet", heißt es in einer Erhebung der Universität Gießen zum Thema.

Über 70 Prozent der Unternehmen in Deutschland haben das Management-Tool noch nicht eingesetzt. Dies zeigt die aktuelle Befragung von 4.000 Personalverantwortlichen.

Die Anzahl der Unternehmen, die Interim-Management noch nicht genutzt haben, ist jedoch rückläufig. 28 Prozent der Unternehmen haben während der vergangenen drei Jahre Interim-Management in Anspruch genommen. Im Vergleich zu 2005 ist das eine Steigerung um acht Prozentpunkte.

Ob auf einen Interim-Manager zurückgegriffen wird, hängt unter anderem von der Unternehmensgröße ab. Mit ihr steigt der Einsatz von Interim-Management. In Unternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern hat mehr als die Hälfte in den vergangenen drei Jahren Interim-Manager eingesetzt. Die Bereiche Produktion und Controlling greifen am häufigsten auf die zeitlich befristet eingesetzten Manager zurück.

Zudem fiel auf: Interim-Management wurde am häufigsten genutzt, wenn der Personalbestand während der vergangenen drei Jahre abgenommen hat (33 Prozent). Blieb die Mitarbeiteranzahl gleich, setzten 20 Prozent der Unternehmen Manager zeitlich befristet ein. Nahm sie zu, griffen 27 Prozent der Firmen auf Interim-Manager zurück.

Interim-Manager überbrückt die Lücke

Am häufigsten beschäftigen Unternehmen Interim-Manager, weil sie die Zeit nach dem Ausscheiden einer Führungskraft überbrücken möchten (55 Prozent). 42 Prozent holen sich im Rahmen einer Reorganisationsmaßnahme zeitlich befristete Verstärkung, 24 Prozent zum Aufbau einer neuen Abteilung. Bei jedem fünften Unternehmen ist die Einführung eines neuen technischen Systems der Grund, bei elf Prozent die Entwicklung eines neuen Produkts.

Das Cranfield-Projekt ist eine postalische Befragung von 4.000 Personalverantwortlichen in Unternehmen. Die Erhebung fand 2005 und 2009 statt. Das Cranfield-Projekt ist in der Zusammenarbeit von Forschern der Universität Gießen mit Kienbaum entstanden. Es ist eine der empirischen Erhebungen, die in das Buch "Interim Management - Auf dem Weg zur Selbstverständlichkeit" eingeflossen sind.