Angeblich soll der bayerische "Märchenkönig" Ludwig II. den Baumeister vom Schloss Neuschwanstein gefragt haben, ob es denn keine tragbaren Telefonapparate gäbe. Dann könne er seine Regierungsgeschäfte vom Pferd aus erledigen. Rund 130 Jahre später gehören mobile Endgeräte zum Alltag - im Privat- wie im Geschäftsleben. Der US-Marktforscher Forrester ruft daher den "Chief Mobile Officer" aus.
Die Schaffung einer solchen Stelle müssten CIOs vorantreiben, so Forrester-Analyst Ted Schadler in seinem Papier "Mobile is the new face of engagement". Sie sollten sich mit CEOs und anderen Führungskräften zusammensetzen. Aufgabe eines Chief Mobile Officers ist das Entwickeln und Implementieren einer firmenübergreifenden Mobile-Strategie.
Demnach sieht Forrester dies also nicht als CIO-Aufgabe, sondern als eigene Rolle. Ob der Chief Mobile Officer an den CIO oder den CEO berichten sollte, lässt Schadler offen. Dem Analysten geht es vor allem darum, bei CIOs und CEOs Bewusstsein zu schaffen. Mobile sei einer dieser Bereiche, die einen Entscheider kalt erwischen, wenn er sich nicht rechtzeitig darum kümmert.
Geräte-Management weniger wichtig
Schadler bezieht sich weniger auf das Management der Endgeräte als stärker auf mobile Apps und Services. Im Jahr 2016 werden US-amerikanische Firmen für mobile Apps etwa 55 Milliarden US-Dollar ausgeben, so eine Forrester-Prognose.
Aufgabe des Chief Mobile Officers solle vor allem sein, die Aktivitäten der verschiedenen Fachabteilungen zu koordinieren. Das Marketing entwickle Apps für die Kundenbindung, die Sales-Abteilung Tablet-Apps, der Chief Finance Officer (CFO) will mobile Anwendungen für das Expense-Management - hier soll der Chief Mobile Officer als Schnittstelle fungieren, so Forrester.
Alle Mobile-Projekte durchforsten
Der erste Job eines Chief Mobile Officers werde in einer Bestandsaufnahme der laufenden Mobile-Projekte bestehen. Welche Projekte gibt es derzeit, wem sollen sie nutzen und wie werden sie finanziert - viele Unternehmen wüssten das gar nicht. Forrester nennt hier das Beispiel einer Firma, die irgendwann feststellen musste, dass sie 114 verschiedene Versionen des Blackberry-Betriebssystems unterstützt.
Gleichzeitig warnen die Analysten davor, die Kosten für Mobile-Projekte zu unterschätzen. Derzeit gäben Unternehmen für eine durchschnittliche Kunden-App zwischen 50.000 und 150.000 US-Dollar aus. Das sei jedoch nur ein gutes Drittel dessen, was ein solches Projekt binnen eines Zeitraumes von zwei Jahren verbrauche.
Bei der Erfolgskontrolle wird Forrester zurückhaltend
Weniger konkret ist Forrester, wenn es um das Stichwort Erfolgskontrolle geht. Ein klassischer Return on Investment greife hier nicht, so die Analysten. Vielmehr gehe es darum, wie Kunden, Partner und Zulieferer die mobilen Apps und Services eines Unternehmens annehmen, welche Aktivitäten daraus entstehen, wie das Publikum die Apps und Services beurteilt und Ähnliches.
Forrester-Analyst Schadler sagt, die Idee eines Chief Mobile Officers sei gar nicht so neu - vor zwei Jahren sei darüber bereits gesprochen worden, Unternehmen hätten das mit Verweis auf die globale Finanz- und Wirtschaftskrise jedoch zurückgewiesen. Möglicherweise sei das ja jetzt anders, so Schadler.