Dirk Altgassen bringt es auf den Punkt: „Den CIO macht unverzichtbar, dass heutzutage keine Business-Initiative, keine strategische Richtung, kein neues Business Modell mehr ohne IT funktioniert", sagt der CIO der Grohe AG. Das Business sei gut beraten, die IT einzubinden. Eine klare Ansage – aber der IT-Chef des Düsseldorfer Sanitärtechnikers betont auch, dass man diese Einladungen nicht einfach abwarten sollte. „Es bedarf auch einer IT mit entsprechender Attitüde", so Altgassen.
Auch das ist eine Antwort auf die Leitfrage unserer Serie: Damit der CIO tatsächlich unverzichtbar ist, benötigt er ein selbstbewusstes Auftreten und muss sich unternehmensweit einbringen. Und er muss weniger wichtige Dinge delegieren können, um sein potenzielles Gewicht auszuspielen. ITIL, die IT Infrastructure Library, liefert dafür ein Beispiel. Niemand im Unternehmen weiß besser als die IT, wie man eine Service-Einheit aufbaut und betreut. Mit der dabei mit dem ITIL-Rahmenwerk gesammelten Erfahrung kann der CIO wuchern – indem er anderen Unternehmensteilen beim Aufbau von Service-Organisationen hilft.
Trend zur Konsolidierung
Gartner-Analyst Simon Mingay erkennt einen anhaltenden Trend in Richtung Zentralisierung, Konsolidierung und Nutzung von IT Shared Services. In diesem Zusammenhang seien die IT-Abteilungen immer stärker gefordert, ihre Services zu entpacken, um ein Portfolio an Services anbieten zu können. Darauf könnten die Fachabteilungen dann bei der Ausgestaltung IT-bezogener Lösungen zurückgreifen, so Mingay – und zwar in dem Maße, indem sich ein Mehrwert für die Business-User abzeichnet.
Der Gartner-Analyst zeigt am Beispiel ITIL und IT Service Management also auf, wie sich das unverzichtbar machen im Unternehmen umsetzen lässt. „Eine Fachabteilung kann IT fürs Projektmanagement nutzen", so Mingay. „Oder um Anforderungen zu spezifizieren – oder vielleicht auch nur, um eine Applikation in einem sicheren Umfeld zu hosten."
Umfassende Sicherheit auf diversen Ebenen ist für heutige Unternehmen ohnehin eine unerlässliche Pflicht – und der CIO erscheint prädestiniert als Gewährsmann dafür, dass sie erfüllt wird. „Mit der Aufstellung einer IT-Governance und von IT-Richtlinien auf Basis von Frameworks wie Cobit, ITIL oder ISO 2700x schafft der CIO den nötigen Rahmen, um den steigenden Sicherheits- und Compliance-Anforderungen gerecht zu werden", sagt Pietro Tomasino, IT-Leiter bei Gruner + Jahr.
Tagesgeschäft delegieren
„Vom CIO wird erwartet, dass ein reibungsloser Betrieb der IT-Infrastruktur zu günstigsten Konditionen sowohl über interne als auch externe Dienstleister stattfindet", analysiert Luis Praxmarer von der Experton Group. Mithin sei der CIO für die Kundenorientierung, das Management der Service Level Agreements (SLA) und das Benchmark der Serviceleistungen verantwortlich, so Praxmarer weiter.
Die Bedeutung der vom Analysten genannten Themen für den geschäftlichen Erfolg von Unternehmen ist anschaulich und evident. Derjenige, der dafür verantwortlich ist, spielt deshalb zwingend eine Schlüsselrolle im Unternehmen – eben der CIO. „Den reinen Betrieb darf er aber ohne weiteres einem fähigen Mitarbeiter überlassen, um sich aus dem Tagesgeschäft etwas fernzuhalten", empfiehlt Praxmarer.
Serie: Warum der CIO unverzichtbar ist |
Teil 2: Die Spinne im Abteilungsnetz |
Teil 3: Der CIO als Service-Makler |
Teil 5: Die vielen Profile des CIOs |