Business-Boss und Digital-Derwisch

Der CIO als Faktotum

11.11.2013 von Christiane Pütter
Er blickt beim Business genauso durch wie bei der IT und digitalisiert das gesamte Unternehmen - das hebt den besonders erfolgreichen CIO aus der Masse seiner Durchschnitts-Kollegen heraus. So sieht es zumindest Accenture.
Einige CIOs unter den rund 200 Studienteilnehmern scheinen wahre Alleskönner zu sein.
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Was machen besonders erfolgreiche CIOs besser als ihre Kollegen - das untersuchen die Berater von Accenture seit 2005. Nun liegt ihre vierte Analyse über sogenannte High Performer vor. Diese trägt den Titel "Defined by digital" und basiert auf den Angaben von IT-Entscheidern aus mehr als 200 global operierenden Unternehmen. Dreizehn von ihnen dürfen sich High Performer nennen.

Den überdurchschnittlichen Erfolg überprüft Accenture anhand der drei Dimensionen IT-Execution, IT-Agilität und IT-Innovation. Insgesamt 68 Einzelkriterien liegen dem zugrunde.

10 Stationen auf der "Digitalen Reise"
Laut einer Studie der US-amerikanischen Consultants von Accenture nehmen überdurchschnittlich erfolgreiche CIOs ihr Unternehmen auf eine digitale Reise mit. Zu dieser zählen zehn Stationen.
Punkt 1: Kunde im Mittelpunkt
Überdurchschnittlich erfolgreiche CIOs orientieren ihre Arbeit an der Erfahrung und dem Erleben der Kunden. Das Gros der IT-Chefs versteht sich dagegen noch immer vor allem als Kostensenker.
Punkt 2: den Kontext betrachten
High Performer in der IT blicken über den Tellerrand ihres Unternehmens hinaus. Sie beziehen geopolitische, soziale und ökonomische Aspekte in ihre IT-Strategie mit ein.
Punkt 3: IT- und Business-Strategie gehören zusammen
Erfolgreiche CIOs verzahnen IT und Business stärker als andere. Das zeigt sich auch am Budget: 55 Prozent des Etats fließen in den Aufbau strategischer Business-Fertigkeiten. Durchschnittlich stellen IT-Entscheider dafür nur 37 Prozent bereit.
Punkt 4: Hybride Umgebungen
Erfolgs-CIOs nutzen hybride Umgebungen. Jeder dritte von ihnen ersetzt Altsysteme Stück für Stück durch Private- und Public-Cloud-Elemente.
Punkt 5: Erfahrungen mit der digitalen Welt
Sehr erfolgreiche IT-Entscheider haben schon früh Erfahrung mit Social Media und Mobility gesammelt. Das gilt auch für Analyse-Tools und Daten-Management samt den damit verbundenen Sicherheitsaspekten.
Punkt 6: BYOD ist erwünscht
Während viele Unternehmen über den Trend zur Nutzung privater Gerät im Job noch diskutieren, haben ihn High Performer ihn schon aufgegriffen. 83 Prozent (andere Unternehmen: 40 Prozent) erlauben ByoD.
Punkt 7: Datenanalyse und Wettbewerbsvorteile
Knapp jeder zweite High Performer (46 Prozent) nimmt für sich in Anspruch, Daten - insbesondere Kundendaten - so analysieren zu können, dass seinem Unternehmen ein Wettbewerbsvorteil entsteht. Unter den Durchschnitts-CIOs behaupten das lediglich zwei von hundert von sich.
Punkt 8: Agile Methoden
CIOs in Vorzeige-Unternehmen nutzen überdurchschnittlich oft agile Methoden. Dadurch können sie neue Technologien schneller integrieren.
Punkt 9: Strategisch investieren
Nach eigenen Aussagen geben High Performer in der IT Geld für strategische Partnerschaften aus. Für Partner also, von deren technologischem Vorsprung sie profitieren können.
Punkt 10: Sicherheit von allen Seiten
Die überdurchschnittlich erfolgreichen CIOs legen sehr viel Wert auf die Zusammenarbeit mit Risk-und Security-Managern. So schützen sie das geistige Eigentum des Unternehmens.

Die dreizehn Super-CIOs unter den rund 200 Studienteilnehmern scheinen wahre Alleskönner zu sein. Sie denken wie ein Betriebswirt, stellen den Kunden in den Fokus und digitalisieren das gesamte Unternehmen. Der Großteil der Befragten dagegen versteht sich noch immer primär als Kostensenker, so Accenture.

Konkret sieht das so aus: Die Analysten haben alle Teilnehmer um eine Prioritäten-Liste ihrer Ziele gebeten. Die dreizehn High Performer setzen folgende Top-Drei-Prioritäten:

Der Rest des Feldes setzt dagegen folgende drei Themen an die Spitze:

Zum besseren Verständnis: Accenture hält die Prioritäten der Durchschnitts-CIOs nicht für unwichtig. Und diese tauchen auch auf der Agenda der High Performer auf, aber eben nicht an erster Stelle. Accenture schließt daraus, dass die High Performer sich und ihre Arbeit eben schon weiterentwickelt haben.

Die Consultants sehen überdurchschnittlich erfolgreiche CIOs auf einer digitalen Reise. Zu dieser gehört auch die Kontrolle ihrer eigenen Arbeit. So messen sie beispielsweise, inwieweit die IT tatsächlich agiler funktioniert und welche Verbesserungen das bewirkt. Außerdem analysieren sie Kosten und Nutzen IT-gestützter Geschäftsprozesse sehr viel häufiger als die meisten IT-Entscheider. Das gilt auch für die Performance der Anwendungen.

Stichwort Agilität: 18 Prozent der Super-CIOs arbeiten bereits unternehmensweit mit agilen Methoden, weitere 28 Prozent planen es. Unter den Durchschnitts-CIOs können das nur drei Prozent ("Wir nutzen agile Methoden unternehmensweit") beziehungsweise weitere 26 Prozent ("Wir haben das Ziel, agile Methoden zu nutzen") von sich behaupten.

Accenture redet mit der Studie der bekannten Forderung von IT- und Business-Alignment das Wort. Der überdurchschnittlich erfolgreiche CIO ist demnach nicht der beste Informatiker, sondern der, der sich auf seine Weise als Business-Macher versteht.