"Ich wette, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre zuerst der CIO gefragt wird."
Man erlebt es in der Informationstechnologie deutlicher als in irgendeinem anderen Bereich: Entwicklungen geschehen rasant, und in Zeiträumen, die früher noch überblickt werden konnten, passiert mittlerweile so viel, dass eine genaue Prognose schwerfällt. Dennoch muss man bei einem Blick in die Zukunft nicht im Trüben fischen: Betrachtet man vergangene Entwicklungen und die gegenwärtige Situation, stellen sich schnell Notwendigkeiten und Bedürfnisse heraus, auf die zukünftige Innovationen eine Antwort geben müssen. Zudem muss man sich schnell auf sprunghafte, neue Technologien einstellen - Facebook ist so ein Beispiel.
Wenn wir dieRolle von IT-Abteilungen ab der massiven Einführung des Internets und E-Mail-Verkehrs betrachten, sehen wir, dass sie oft einen unabhängigen Bereich darstellten, der die Infrastruktur für die tagtägliche Arbeit eines Unternehmens bereitstellte: Ohne Zweifel von großer Bedeutung für die Fortführung des eigentlichen Geschäfts, aber das ist - ein wenig überspitzt formuliert - das Gebäude, in dem Büros oder Produktionsräume untergebracht sind, auch. IT-Lösungen spielten in den meisten Unternehmen nur eine geringe Bedeutung für den eigentlichen Geschäftsplan, sie waren vielmehr ein Kostenfaktor. Der Einsatz war bestimmten Zielen zugeordnet und Teil der Finanz- oder Produktionsabteilung. Die Mitarbeiter waren mehr oder weniger zufrieden, wenn die Geschäftsprozesse weitestgehend in der IT-Struktur abgebildet waren oder E-Mails ohne Verzögerung gesendet und empfangen werden konnten.
So weit der Stand vor einer ganzen Reihe an Entwicklungen, die in den letzten Jahren die Verhältnisse vollkommen verändert haben: der exponentielle Anstieg der Daten durch die globale Nutzung des Internets, die Einführung von Smartphones, der Einsatz von Remote Offices/Home Offices sowie Virtualisierung und Cloud Computing, die derzeit größten Trends in der IT-Welt. All diese Entwicklungen haben dazu beigetragen, dass die alten Architekturen, die sehr lange gut genug ihren Dienst verrichtet haben, langsam aber sicher nicht mehr mit den gesteigerten Anforderungen und vielfältigen Aufgaben zurechtkommen. Für den Zeitraum von 2008 bis 2020 wird ein 17-facher Datenverkehrsanstieg erwartet. Es werden schon heute mehr Smartphones als Desktop-PCs verkauft, und im Jahr 2015 werden 70 Prozent der IT-Gesamtausgaben in Cloud Computing investiert, ob Private oder Public.
Unternehmen verlangen mittlerweile immer mehr von ihrer IT-Infrastruktur. Außendienstler wollen unterwegs auf ihre E-Mails und das Unternehmensnetzwerk zugreifen, natürlich auch über ihre Smartphones oder iPads; Kapazitäten sollen hochskalierbar sein, damit es jederzeit genug Ressourcen gibt, aber im Gegenzug auch nicht zu viele überschüssige Ressourcen finanzielle Mittel verbrauchen; durch länderübergreifende Zusammenarbeit müssen immer komplizierter werdende Compliance-Richtlinien erfüllt werden; der Energieverbrauch will reduziert werden, um Kosten zu sparen und gleichzeitig die Umwelt zu schonen, Stichwort "Green IT".
Darüber hinaus sind Unternehmen immer häufiger und komplizierter werdenden Sicherheitsangriffen ausgesetzt, die nicht nur einen erheblichen finanziellen Verlust nach sich ziehen können, sondern häufig auch einen Imageschaden bedeuten. Als wenn dies nicht schon genug Aufgaben und Erfordernisse sind, stehen IT-Abteilungen häufig auch unter einem enormen finanziellen Druck und müssen mit einem knappen Budget haushalten.
Welche Rolle die IT-Abteilung künftig spielt
Damit wären der gegenwärtige Zustand skizziert und die Problemstellungen umrissen. Wie sieht nun die Zukunft aus, wie können IT-Verantwortliche all diese Anforderungen erfüllen und welche Rolle werden sie und ihre Abteilungen zukünftig bei der Geschäftsplanung spielen?
Ich denke, dass sich Unternehmen ganzheitlich und intensiv mit den Möglichkeiten, die ihnen durch die neuen Technologien geboten werden, auseinandersetzen müssen und werden. Ganz konkret können zahlreiche Branchen ihre Geschäftsmodelle erweitern, wenn sie die Zeichen der Zeit erkennen und auf die Bedürfnisse ihrer Kunden, insbesondere der zukünftigen Generation, eingehen. Nehmen wir die Automobilbranche als Beispiel. Einige wenige Premiumhersteller bieten bereits heute zahlreiche spannende Applikationen und Anwendungsmöglichkeiten an. Dienste wie ein in den Bordcomputer integrierter Internetzugang mit der Möglichkeit für Hotelbuchungen und Parkplatzauskünfte oder ein automatisches GPS-Notrufsignal nach einem Unfall sind schon Realität und werden in zehn Jahren Standards für Neuwagen sein.
Meine These ist also, dass in zehn Jahren der CIO bei der Geschäftsplanung des eigentlichen Unternehmens unmittelbar und dauerhaft einbezogen wird wie jeder andere Vorstand oder Geschäftsführer. Das soll die heutige Bedeutung von CIOs in keinster Weise in Frage stellen, denn es gilt noch immer die Devise, dass man ohne technische Grundlagen auch die besten Ideen nicht umsetzen kann. Es geht dabei viel eher um den Gedanken, dass durch neue Entwicklungen die IT selbst zum Teil des Geschäftsmodells wird. Es wird sich nicht mehr die Frage stellen, wie das Geschäft aussieht und wie die IT die Umsetzung sicherstellen kann, sondern vielmehr, wie das Geschäft mittels IT erweitert werden kann, welche neuen Möglichkeiten dank der Technik geboten werden und sich monetarisieren lassen.
CEOs werden also CIOs nicht mehr die Frage stellen "Wie kann ich meine Ideen umsetzen?", sondern "Welche Ideen und Vorschläge hast Du selbst? Welche neuen Trends und Technologien gibt es und wie können wir daraus ein Geschäft machen?". Es kann durchaus sein, dass bereits heute einige Unternehmen so viel Weitblick besitzen und dies auf diese Art umsetzen. In den meisten Fällen bekommen CIOs aber Aufgaben und Ziele vorgesetzt, die sie erfüllen müssen und für die sie dann die richtigen Lösungen und Strategien zusammensuchen müssen. In zehn Jahren wird es sich kein Unternehmen mehr leisten können, bei seiner strategischen Planung nicht schon von Beginn an die IT-Verantwortlichen mit einzubeziehen. Doch diese neuen Geschäftsmodelle müssen auch umsetzbar sein - und dies ist mit alten Technologien und Lösungen nicht möglich.
Beispiel IPv4-Adressen für den Wandel der Konzepte
Ein Beispiel für die Konzepte, die vor vielen Jahren eigentlich sehr gut waren und ihre Aufgaben bei ihrer Einführung voll erfüllten, heute aber nicht mehr mit den neuen Dimensionen des Internets zurechtkommen, ist die Nutzung von IPv4-Adressen.
Die 32-Bit-Adressblöcke, die seit Einführung des Internets Standard waren, reichten für insgesamt 4,3 Milliarden Endpoints. Doch das Internet ist einfach zu umfangreich geworden, es gibt mehr Adressen und mehr Geräte, und so musste mit IPv6 ein neuer Standard eingeführt werden. Mit ihm können nun 340 Sextillionen Adressen angesprochen werden. Darüber hinaus werden wesentlich bessere Netzmöglichkeiten und -sicherheiten eingeführt, für die sich Juniper Networks bereits seit vielen Jahren engagiert. Es wird noch eine lange Phase des Übergangs geben, aber dieses Beispiel zeigt sehr deutlich, dass für einen exponentiellen Anstieg auch exponentielle Lösungen herhalten müssen.
Wir stehen vor einem Paradigmenwechsel. "Immer mehr und immer schneller - aber auf die gleiche Art und Weise" kann nicht mehr das Gebot der Stunde sein. Klassische Rechenzentren, die sich vor allem durch eine hohe Komplexität und Inflexibilität auszeichnen, kommen mit den dynamischen Anforderungen und Veränderungen nicht mehr zurecht.
Bei Juniper Networks verwenden wir zur Verdeutlichung der alten Rechenzentrumsnetzwerke das Bild eines Baumes. Um von einem Zweig zum nächsten zu gelangen, muss man im ungünstigsten Fall runter bis zum Stamm und wieder hoch bis zum Wipfel. Für jede Abzweigung im Baum steht im Netzwerk ein Switch-Übergang, und das Signal muss bei jedem Übergang eingelesen, dekodiert, geroutet und schließlich wieder ausgelesen werden. Oft kollidieren Übertragungen auch miteinander. Paketverluste und eine hohe Latenzzeit sind die Konsequenz, die immer größer und problematischer werden, je umfangreicher das Rechenzentrum und die Menge der zu verarbeitenden Daten werden.
Zu diesem Problem kommen die hohen Kosten und das komplizierte Management der Geräte hinzu. Selbst wenn man bei Neugeräten die aktuellsten und leistungsfähigsten Versionen kauft, verlangsamen die teilweise viel älteren Elemente im Netzwerk die Gesamtgeschwindigkeit. Schon ein veralteter Switch auf dem langen Weg von einem Endpunkt zum anderen kann den gesamten Datenverkehr erheblich einbremsen.
Hatten wir bisher eine klare Server-Client-Beziehung, so werden vor allem durch die Virtualisierung und durch den Einsatz von Cloud Computing immer mehr Machine-to-Machine-Beziehungen den Verkehr bestimmen.
Netzwerke müssen grundlegend anders aufgebaut werden
Wir bei Juniper sind der Ansicht, dass Netzwerke grundlegend anders aufgebaut werden müssen, um den neuen Anforderungen gerecht werden zu können. Es geht nicht mehr um einfache Switch-Updates nach demselben Prinzip, die schneller sind und höhere Durchsatzraten bieten, sondern um eine völlige Neuausrichtung der gesamten Netzwerkarchitektur. Bei einem 17-fachen Anstieg der Datenmenge können Rechenzentren nicht einfach 17-fach erweitert werden.
Anfang des Jahres haben wir den wichtigen Meilenstein in unserer Strategie hin zum exponentiellen Rechenzentrum vorgestellt: QFabric. Mit dem Fabric-Ansatz verfolgen wir eine revolutionäre Strategie, an deren Ende die universelle Konnektivität steht. Wir haben drei Jahre Entwicklungszeit, eine Million Arbeitsstunden und Hunderte von Millionen Dollar investiert sowie 125 Patente eingereicht. QFabric ist die logische Lösung des Strukturproblems heutiger Rechenzentren, denn jeder Punkt im Netzwerk wird mit jedem anderen verbunden. Grundlage dafür ist die innovative Fabric-Technologie, die mehrere miteinander verbundene Netzwerkgeräte in einem einzigen logischen Gerät zusammenfasst. Unsere Rechenzentrums-Fabric-Strategie reduziert die Netzwerkebenen von bislang drei auf eine einzige.
Die Ergebnisse entsprechen unserem Engagement und dem Umfang des Problems: ein Drittel weniger Geräte, zwei Drittel weniger Stromverbrauch, 90 Prozent weniger Raumbedarf, 90 Prozent weniger Verbindungen, eine bis zu 15-mal höhere Geschwindigkeit und durch ein einheitliches Betriebssystem, das alle Prozesse steuern kann, ein deutlich einfacheres Management. Dazu kommt noch ein hohes Maß an Skalierbarkeit.
Solche weitreichenden Innovationen wirken sich natürlich nicht nur auf die IT-Abteilung aus. Das gesamte Unternehmen erhält durch eine derartige Leistungssteigerung so viele Möglichkeiten, dass völlig neue Geschäftsmöglichkeiten entstehen. Es liegt am CIO, diese Trends frühzeitig zu entdecken und seinem Unternehmen Vorschläge zu unterbreiten, wie es aus diesen Entwicklungen Kapital schlagen kann. In der IT wird sich auch in den kommenden zehn Jahren viel ändern, aber wir bei Juniper Networks arbeiten schon jetzt an den passenden Antworten auf die Fragen der Zukunft.
CIOs werden an Bedeutung gewinnen
Der CIO wird also in seiner Bedeutung gewinnen und bei der Planung und Entwicklung neuer Ideen nicht mehr nur um die Umsetzung gebeten werden, sondern von Beginn an Teil des unternehmensweiten Geschäftsprozesses sein.
Ich freue mich auf Ihre Gegenwette!
Weitere Wetten finden Sie auf unserer Seite "Wetten auf die nächste Dekade". Alle Wetten finden Sie im CIO-Jubiläumsbuch 2012. Das Buch ist ab sofort im CIO-Shop erhältlich.