Die Berater gehen davon aus, dass der CIO künftig vorwiegend Steuerungs- und Kontrollaufgaben übernimmt, während die Realisierung outgesourct wird oder bei internen Abteilungen liegt, die vom CIO unabhängig arbeiten. Im Idealfall sei die IT-Organisation in technischer wie organisatorischer Hinsicht modular aufgebaut. Konkret: Auf technischer Ebene sollte soweit wie möglich standardisiert werden, wenn nötig mit Hilfe von Web-Services und service-orientierten Architekturen (SOA).
Die Applikationsentwicklung sollte nach IT-Prozessen strukturiert sein, etwa mit einem Pool von Designern, einem Pool von Entwicklern und einem Test-Center. Dann können die einzelnen Prozess-Schritte je nach Erfordernis zentral, dezentral oder extern erbracht werden. Was die Unternehmensebene betrifft, sollten Services auf Basis von Standard- und Individualsoftware definiert und zu einem Geschäftsprozess integriert werden.
Capgemini proklamiert eine Informationstechnologie, die sich schrittweise industrialisiert und "erwachsen wird". Die Analysten meinen damit zum Beispiel folgende Punkte:
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Klare Kompetenzen: Der CIO und sein Team realisieren Konzern-Applikationen selbst, regionale und lokale Anwendungen setzen die dezentralen IT-Verantwortlichen um.
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Konzentration auf einen Ort: CIOs sollten dem Beispiel von Autobauern folgen, die einige Marken nur in Deutschland und andere nur in Osteuropa herstellen, aber überall alle Autos anbieten. Nach den bisherigen Erfahrungen scheitern global verteilte virtuelle Teams an den physischen, sprachlichen und kulturellen Barrieren.
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Reduktion der Fertigungstiefe: Noch einmal das Beispiel der Autohersteller: Sie weisen eine Fertigungstiefe von etwa 15 Prozent auf. Dagegen beträgt sie bei IT-Abteilungen weit über 50 Prozent. Also: Sinnvoll outsourcen. Infrastrukturleistungen raus, Applikationskompetenz wieder rein.
Die Berater sind davon überzeugt, dass die Bedeutung der IT zunimmt. Dabei spielen insbesondere Web-Services und SOA eine entscheidende Rolle. Was die Kosten betrifft, die zum Beispiel der IT-Support verursachen kann, wollen sie genau hinsehen. Studienteilnehmer haben berichtet, dass Filial- oder Abteilungsleiter Geld sparen wollen, indem sie das Helpdesk eben nicht einschalten. Durch diese "stundenlangen Problemlösungsversuche auf eigene Faust", in denen sich die Angestellten nicht um ihre eigentlichen Aufgaben kümmern, entstehen aber ebenfalls Kosten - und nicht selten viel höhere, die man eben nur nicht sieht.
Dazu einer der befragten CIOs: "Unsere Regionalleiter meinten zu mir, dass die Filialmitarbeiter die Druckerinstallation selbst machen können. Und dann erhielt ich Anrufe, dass versehentlich Druckerkabel durchgeschnitten wurden."
Gekillte Kabel und orientierungslose Kapitäne
Gekillte Kabel hin oder her - bis die Vision vom CIO als Steuermann durch bewegte, weil ständig re-organisierte, IT-Welten in der Praxis ankommt, dürfte noch einige Zeit vergehen. Ist doch den Studienteilnehmern häufig selbst nicht klar, wo genau sie eigentlich stehen. Einer gab zu Protokoll: "Ob es seit 2000 umfangreiche Re-Organisationen gab? Nun, erst waren wir dezentral, dann zentral und danach dezentral organisiert … ich glaube, bald geht es wieder in Richtung zentral."
Capgemini hat für die Studie "IT-Organisation im Wandel" zusammen mit Wirtschaftsinformatikern der Uni Köln 20 internationale Unternehmen, darunter elf DAX-30-Mitglieder, analysiert.