IDC-Prognose

Der deutsche IT-Service-Markt bis 2014

12.10.2010 von Thomas Pelkmann
Je 2,6 Prozent Wachstum über die nächsten vier Jahre: Nach der Krise investieren CIOs laut IDC wieder deutlich mehr. Am stärksten wächst der IT-Services-Markt.

Es wird wieder mehr investiert in Deutschland, und auch die Konsumausgaben sollen allen Vorhersagen nach deutlich ansteigen. Für die Marktbeobachter von IDC sind das "ideale Rahmenbedingungen" für den IT-Markt, die sich der Studie "Der IT-Markt in Deutschland nach Branchen, 2009-2014" zufolge insgesamt verbessert haben.

Auch wenn sich das konjunkturelle Wachstumsbarometer in den kommenden sechs Monaten geringfügig verschlechtern sollte, wie der Ifo-Index ausweist: Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen in IT soll darunter laut IDC nicht wesentlich leiden.

"Allerdings ist zu beobachten, dass sich nicht alle Branchen gleich entwickeln. Vorerst schwach bleibt beispielsweise die Lage bei den Finanzdienstleistern und im Handel", stellt der Autor der Studie, Joachim Benner, fest. "Hier werden die IT-Ausgaben nur langsam expandieren", meint IDC-Analyst Benner.

Positiv sei dagegen das Umfeld in den export-lastigen Wirtschaftszweigen, die von der steigenden Auslandsnachfrage der vergangenen Monate profitiert hätten. Zum Jahresende hin springe aber auch "in den meisten anderen Industriezweigen" der IT-Markt wieder an. Dennoch: Für den Rest von 2010 sind die Aussichten eher trübe. "Insgesamt", so IDC, "stagnieren die Ausgaben der Unternehmen in IT in diesem Jahr".

Erst in den folgenden Jahren, wenn sich der konjunkturelle Aufschwung weiter festigt, würden auch die Ausgaben der Unternehmen für IT zunehmend an Fahrt gewinnen, schätzt IDC. Im größten vertikalen IT-Markt, dem verarbeitenden Gewerbe, sei im kommenden Jahr mit einem Anstieg um 2,9 Prozent zu rechnen. Hier führte die sehr günstige Entwicklung in den vergangenen Monaten zu einer höheren Investitionsbereitschaft.

Positive Impulse kommen aber auch von Seiten der Energieversorger, die etwa in den Ausbau und die Modernisierung ihrer IT-Infrastruktur investieren. Besonders kräftig werde sich das Wachstum im Gesundheitswesen und in der öffentlichen Verwaltung auswirken. Gerade in diesen Branchen werde zunehmend in IT investiert, um Prozesse effizienter und kostengünstiger zu gestalten.

Branchen entwickeln sich unterschiedlich

Die unterschiedliche Branchenentwicklung zeigt sich sehr deutlich am "Branchen Leadership Grid" von IDC (s. Abbildung). Die horizontale Achse veranschaulicht die Größe und Struktur einer Branche, die vertikale Achse die derzeitige Dynamik. Öffentliche Verwaltung und das Gesundheitswesen sind demnach die derzeit attraktivsten Branchen für IT-Anbieter.

Die Fertiger gewinnen in Folge der konjunkturellen Belebung wieder besonders stark an Bedeutung. Auch die Energieversorger sind - trotz der relativ geringen Größe dieses Marktes - durchaus interessant für die Anbieter von IT. Die Banken weisen hingegen momentan noch eine geringe Dynamik aus, haben aber gegenüber dem Vorjahr an Stellenwert gewonnen.

Alles in allem werden die IT-Ausgaben der Unternehmen zwischen 2009 und 2014 mit einer annualisierten Rate von 2,6 Prozent expandieren, schätzt IDC. Damit bleibe das Wachstum allerdings hinter dem des zurückliegenden Aufschwungs zurück. Zum Ende des Prognosezeitraums wird der IT-Markt ein Volumen von gut 59 Milliarden Euro erreichen.

Foto: IDC

Vom gesamten IT-Markt wird IDC zufolge die Nachfrage nach IT-Services am stärksten expandieren. Im Rahmen der Verwaltungsmodernisierung seien zunehmend Beratungsdienstleistungen gefragt. Aber auch die Nachfrage nach Implementierungs-, Planungs- und Schulungsdienstleistungen würde steigen, schätzt IDC, nicht zuletzt aufgrund der Einführung von Lösungen für die Doppik (doppelte Buchführung).

Immer wichtiger werde zudem das Thema Private Public Partnership (PPP), in dessen Rahmen IT gemeinsam mit einem privaten Dienstleister betrieben wird. Impulse bekomme der Markt auch dadurch, dass die öffentliche Verwaltung immer größere Schwierigkeiten bekomme, IT-Fachkräfte zu gewinnen, und daher verstärkt auf externe Dienstleister zurückgreifen müsse. Alles in allem rechnet IDC mit einem Anstieg der Services-Ausgaben von 5,0 Prozent (Compound Annual Growth Rate, CAGR) in den Jahren 2009 bis 2014 auf über 4,3 Milliarden Euro.

Der IT Services-Markt im Gesundheitswesen

Im Gesundheitswesen werden vor allem Beratungs- und Systemintegrations-Dienstleistungen nachgefragt. Das Thema IT-Outsourcing wird im Gesundheitswesen ebenfalls an Bedeutung gewinnen, wenngleich noch nicht in dem Umfang wie in anderen Industriezweigen. Profitieren dürften die IT-Services-Anbieter dabei auch von der fortschreitenden Privatisierung und Konsolidierung im Gesundheitssektor, insbesondere bei Krankenhäusern. Alles in allem wird die Nachfrage nach Dienstleistungen um 4,7 Prozent (CAGR) zulegen und erreicht damit im Jahr 2014 ein Volumen von 872 Millionen Euro.

Verarbeitendes Gewerbe

Das verarbeitende Gewerbe war von der Krise besonders hart betroffen. Vor allem die export-lastigen Industriezweige wie Maschinen- und Anlagenbau, Metallverarbeitung oder Automobilindustrie mussten hohe Umsatzrückgänge hinnehmen. Eine rasche Erholung nach der Krise ermöglichte, dass seit Anfang 2009 die verarbeitende Industrie einen guten Teil des Umsatzeinbruchs wieder wettmachen konnte.

Die Entwicklung innerhalb der Branche dürfte hier jedoch durchaus unterschiedlich verlaufen. So waren etwa Maschinenbau und Automobilindustrie besonders stark von der Rezession betroffen, die Einschnitte bei der IT daher sehr hoch. IDC erwartet, dass die IT-Ausgaben in der diskreten Fertigung wohl auch in diesem Jahr nochmals zurückgehen werden. Allerdings habe sich gerade dieses Marktsegment recht rasch von der Krise erholt und so sei damit zu rechnen, dass sie in den kommenden Jahren wieder verstärkt in IT investierten.

Aufgrund der schwachen Nachfragesituation haben die Fertiger Ausgabenkürzungen vorgenommen. Insbesondere im Bereich der hardwarenahen Services, wie etwa der Hardware-Implementierung, hat IDC diesen Nachfragerückgang beobachtet. Inzwischen hat aber der Services-Markt auch diese Krise überwunden.

Weiter vorangetrieben wird die Standardisierung und Konsolidierung der IT im verarbeitenden Gewerbe. Gefragt sind hier unter anderem Dienstleistungen rund um die Virtualisierung der Hardwarelandschaft. Zudem setzen viele Unternehmen konsequent auf Standardlösungen, was sich in den Bereichen Application Management und Desktop Services in einer steigenden Nachfrage niederschlagen wird.

Auf zunehmendes Interesse werde auch das Thema Outsourcing stoßen, so IDC, weil viele Unternehmen ihre operativen Kosten senken und sich verstärkt auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren wollten. Gerade am Ende der Krise, in der die Industrie vor allem auf kurzfristige Kosteneinsparung gesetzt hat, rücken die mittelfristige Kostenoptimierung in der IT sowie eine höhere Transparenz durch Outsourcing in den Fokus.

Vorerst schwach dürfte der Bereiche Training bleiben. Erst wenn sich der Aufschwung verstetigt habe, werde auch hier die Ausgabenzurückhaltung überwunden, so IDC. Alles in allem erwarten die Marktforscher im Services-Bereich einen Anstieg der Ausgaben zwischen 2009 und 2014 von annualisiert 3,3 Prozent, wobei das Wachstum in der Prozessfertigung "etwas kräftiger" ausfallen werde.

Energie- und Wasserversorgung

Auch in dieser Branche bilden die Ausgaben für IT-Services den größten Absatzmarkt. Trotz der Krise wurden auch im vergangenen Jahr verstärkt IT-Dienstleistungen in Anspruch genommen. So legten Beratungs- und Implementierungsdienstleistungen zu, was auch auf das Unbundling zurückzuführen ist, in dessen Zuge auch die IT-Systeme getrennt werden mussten.

In den kommenden Jahren wird der Markt merklich an Schwung gewinnen, meint IDC. Vermehrt werde auch hier der IT-Betrieb an IT-Dienstleister ausgelagert. Auch bei Planung und Implementierung neuer IT-Lösungen seien in den kommenden Jahren deutliche Zuwächse zu erwarten. Dies passiere vor dem Hintergrund der Implementierung von Smart Metering, aber auch etwa durch das Vorantreiben von Elektromobilität. So müssen hier beispielsweise Abrechnungssysteme implementiert und betrieben werden.

IT-Service-Markt wächst bis 2014 auf 1,3 Milliarden Euro an

Alles in allem dürfte der IT-Markt im Jahr 2014 auf ein Volumen von über 1,3 Milliarden Euro anwachsen. Dies entspricht einem annualisierten Wachstum von 3,8 Prozent in den Jahren zwischen 2009 und 2014. Der IT-Markt in dieser Branche ist damit einer der am schnellsten wachsenden Märkte unter den hier betrachteten Branchen.