Führungskräfte erwarten viel vom Collaborative Work Management. Doch der Integrationsaufwand ist immens und schnell kann der IT die Kontrolle entgleiten. So lautet eine Voraussage im "Hype Cycle for the digital Workplace 2017" von Gartner.
Technologisch versierte Sachbearbeiter helfen ihren weniger kompetenten Kollegen (P2P-IT-Support)
Schatten-IT wird als Bring-your-own-App (BYOA) salonfähig
Gartner untersucht insgesamt 40 Einzeltechnologien
Neben einer jährlichen allgemeinen Prognose für aufkommende Technologien - dem "Gartner Hype Cycle for emerging technologies" suchen sich die Analysten von Gartner einzelne Themen gesondert heraus. Im "Hype Cycle for the digital Workplace 2017" werfen sie einen Blick darauf, wie wir künftig arbeiten werden.
Dafür untersucht Gartner 40 einzelne Technologien. Jeder dieser Trends durchläuft fünf Phasen, wie beim allgemeinen Hype Cycle auch. In der ersten geht es noch um Innovationen. An diese Innovationen werden im zweiten Stadium überzogene Erwartungen gestellt, bis sie eine Phase der Desillusionierung hinter sich bringen. In Phase vier werden sie nüchtern betrachtet und am Ende des Zyklus erreichen sie ihr jeweiliges Höchstmaß an Produktivität.
Peer-to-Peer IT Support: Das neue Schlagwort "Level 0" umschreibt technologisch versierte Mitarbeiter, die weniger kompetenten Kollegen helfen. Das entlastet die IT-Hotline. Bis sich dieser Support nach dem Motto "Peer-to-Peer" (kurz: P2P) in den Unternehmen durchsetzt, vergehen allerdings noch mindestens zehn Jahre, so Gartner. Die Analysten warnen jedoch vor dem "Missbrauch" talentierter Mitarbeiter.
Collaboration birgt auch Risiken
Design Thinking: Gartner zählt Design Thinking aktuell noch zu den Innovationen. Die Methode steuert auf den Gipfel überzogener Erwartungen zu. Die Analysten betonen insbesondere das Intuitive am Design Thinking und den Mut, Fehler zu machen. IT-Entscheider sollten die Methode für ihre Teams einführen. Bis zur massenhaften Nutzung werden allerdings noch fünf bis zehn Jahre vergehen.
Collaborative Work Management: An das Collaborative Work Management stellen viele Entscheider derzeit zu hohe Erwartungen, beobachtet Gartner. Die Analysten sehen die Vorteile von Kollaboration, betonen aber auch, welcher Integrationsaufwand damit verbunden ist und wie schnell der IT die Kontrolle entgleiten kann. In den nächsten zwei bis fünf Jahren dürfte die Nutzung von Tools für das Collaborative Work Management deutlich steigen.
Das neue Sicherheitsrisiko BYOA
Bring your own app: Was mancher als Schatten-IT bezeichnen mag - den Umstand, dass Abteilungen ihre Applikationen an der IT vorbei einkaufen - wird sich als "Bring your own App" binnen zwei bis fünf Jahren etablieren, erwartet Gartner. CIOs werden das nicht verbieten, aber sie müssen Policies erlassen - und diese ständig aktualisieren. Definitiv bildet BYOA ein Sicherheitsrisiko.
Cloud Office: Unter dem Stichwort "Cloud Office" versteht Gartner eine Bandbreite an SaaS-Tools für Kommunikation und Zusammenarbeit. Eine solche Suite deckt üblicherweise E-Mail, Instant Messenger, File Sharing, Konferenz-Funktionen, Dokumenten-Management und Suchfunktionen ab. Ein solches Cloud Office ist bereits ziemlich weit verbreitet und wird sich in den nächsten zwei bis fünf Jahren massenhaft durchsetzen.
Gartner Hype Cycle for Emerging Technologies - 2005 bis 2017
2005 Bereits 2005 sieht Gartner das Thema "Augmented Reality" als ein mittelfristig wichtiges an und sagt voraus, dass es binnen fünf bis zehn Jahren - also spätestens 2015 - seinen Höhepunkt in der öffentlichen Wahrnehmung erreichen werde.
2006 Der Tablet-PC macht sich 2006 auf seinen Weg durch den Trend-Zyklus und verschwindet erst 2010, nachdem Apple das erste iPad vorstellt und ihn damit zu einem Massenprodukt macht.
2007 In diesem Hype Cycle taucht erstmals der 3D-Druck auf, der sich heute langsam auf dem Weg in die breite Anerkennung befindet.
2008 Es beginnt die Zeit des Cloud Computing - kaum ein anderer Begriff wird die IT-Branche in den folgenden Jahren so prägen. Heute - sechs Jahre später - ist die Wolke im "Tal der Desillusionierung" angekommen, wie auch der unten verlinkte Beitrag zeigt.
2009 Seit Jahren schon befindet sich das "Quantencomputing" im Bereich "Technology Trigger" mit der Aussicht, erst in ferner Zukunft wirklich relevant zu werden. Das war schon 2005 so und ist es bis heute.
2010 Das Internet-Fernsehen sollte diesem Hype Cycle nach bis spätestens 2020 ganz groß rauskommen. Mediatheken, Youtube und Streaming-Platformen befeuern diesen Trend, der sich derzeit auf dem Weg in die Massentauglichkeit befindet.
2011 Das Thema "Virtuelle Welten" beschäftigt Gartner seit dem Trend um Second Lífe in den Jahren 2007 und 2008. Ab 2012 hält es als "Virtual Reality" Einzug ins "Tal der Desillusionierung", wo es bis heute verharrt.
2012 Nachdem es viele Jahre lang eher ein nicht greifbarer Trend gewesen ist, sind die "Predictive Analytics" spätestens 2012 auf dem "Plateau der Produktivität" angekommen.
2013 In-Memory-Computing hat sich nach seinem Peak im Jahr 2011 aufgemacht, die überzogenen Erwartungen an die Datenverarbeitung direkt im Hauptspeicher ein wenig zu dämpfen - der produktive Einsatz kommt näher.
2015 Der Hype Cycle 2015 nimmt 37 Technologietrends unter die Lupe. Im Internet of Things bekommen CIOs nun künftig eine neue Kundengruppe: Dinge wie Roboter und smarte Maschinen. Big Data und In-Memory findet man allerdings nicht mehr in der Kurve, diese Technologien hält Gartner inzwischen für etabliert.
2016 Während sich Augmented und Virtual Reality im Jahr 2016 langsam in den Produktivbereich entwickeln, erlebt die Blockchain-Technologie einen rasanten Aufstieg. Machine Learning und Software-defined Security befinden sich auf dem Höhepunkt der übertriebenen Erwartungen.
2017 Die Blockchain spielt auch 2017 eine Rolle - allerdings geht es jetzt um die überzogenen Erwartungen an die neuartige Datenbank. Während es vor zehn Jahren (2007) noch um 3D-Druck ging, schreibt Gartner jetzt über 4D-Druck.
2018 2018 sieht Gartner den Hype Cycle im Mega-Trend Mensch und Maschine. Die Grenzen zwischen beiden verschwimmen, so die Analysten. Daher geht es etwa um Neuromorphic Hardware und Brain-Computer Interfaces.
2019 Das Zusammenspiel von Mensch und Maschine sowie die Einbindung Künstlicher Intelligenz stehen im Fokus von Gartners Hype Cycle for emerging Technologies 2019. Die US-Marktforscher geben für die kommenden zehn Jahre Prognosen für 29 Technologie-Trends ab.
2020 Im Hype Cycle for Emerging Technologies 2020 hat Gartner aus über 1.700 Technologien jene 30 herausgefiltert, die aus Sicht der Analysten das größte Transformationspotenzial für Gesellschaft und Wirtschaft bieten und einen hohen Nutzen versprechen. Dazu zählen in diesem Jahr unter anderem Technologien, die es Unternehmen erlauben, ihren Betrieb zu modularisieren, die das Vertrauen der Gesellschaft in Technologie wiederherstellen sollen und die den Zustand des menschlichen Gehirns verändern können.
2021 KI, Blockchain, digitale Menschen: Die Marktforscher von Gartner sagen, welche Technologien Gesellschaft und Wirtschaft in ein paar Jahren auf den Kopf stellen könnten.
2022 Zum Auftakt ihres IT Symposiums/Xpo in den USA haben die Analysten von Gartner die aus ihrer Sicht wichtigsten Technologietrends veröffentlicht, mit denen sich Unternehmen beschäftigen sollten.
2023 Dass KI ein Trendthema ist, ist uns allen bewusst. Für Gartner hat KI zudem das Potenzial in den nächsten zwei bis fünf Jahren einen transformativen Mehrwert zu erzielen.