Supply Chain Management

Der Europamarkt für Supply Chain Event Management

16.01.2003
SCEM ergänzt das Supply Chain Management um eine Event-Steuerung. Die zunehmende Komplexität der Beschaffungsketten steigert den Bedarf an Software zur Überwachung, Benachrichtigung und Steuerung. Zudem wird die Notwendigkeit, Kosten zu senken sowie die Kundenzufriedenheit zu verbessern, die Nachfrage nach SCEM-Produkten deutlich steigern, argumentiert Frost & Sullivan.

Immer mehr Unternehmen koordinieren ihre Waren- und Produktströme mittels Supply Chain Management Software (SCM) und binden hierbei Lieferanten und Kunden in die Informationskette ein. Doch was geschieht, wenn eine Planabweichung eintritt und beispielsweise eine Lieferung nicht pünktlich eintreffen kann? Mittels sogenannter Supply Chain Event Management Software (SCEM) wird dann anhand vorher definierter Parameter eine Planabweichung festgestellt und Alarm geschlagen. Die Information wird an die relevanten Stellen im Unternehmen kommuniziert und dank Kontroll- und Eingriffsoptionen kann der Produktionsprozess entsprechend angepasst werden. SCEM-Software ist somit der Wachhund in der Zulieferkette, der bei Ärger anschlägt und den Unternehmen Kosten durch höhere Effizienz und schnellere Reaktionszeiten spart.

Da sich SCEM-Funktionalitäten zu einem festen Bestandteil des breiter gestreuten SCM-Anwendungsmarktes entwickeln, werden laut einer aktuellen Analyse der Unternehmensberatung Frost & Sullivan die Umsatzzahlen für europäische SCEM-Lizenzierungen von derzeit 10,4 Millionen US-Dollar (2002) auf voraussichtlich 147 Millionen US-Dollar (2007) ansteigen. Die zunehmende Komplexität der Beschaffungsketten, die Bemühungen, Kosten zu senken sowie die Kundenzufriedenheit zu verbessern, und die Fähigkeit der neuen Technologie zur Überwachung, Benachrichtigung und Steuerung werden den Einsatz von SCEM-Systemen weiterhin ankurbeln.

Verständnis für den Geschäftsablauf und Definition des Meldesystems sind ausschlaggebend

Andrew Ball, Industrie-Analyst bei Frost & Sullivan bemerkt: "Verbesserungen in der Kommunikationstechnik und die weiterhin bestehenden Kostenunterschiede zwischen den einzelnen Ländern drängen Hersteller, Distributoren und den Handel dazu, die Netzwerke ihrer Geschäftspartner zu nutzen, um ihre Produkte zu gestalten, zu bauen und zu liefern." Die Komplexitäten solcher Netzwerke und Lieferbeziehungen erhöhen jedoch das Gefahrenpotential, das mit Ausnahmefällen, Pannen und Verspätungen verbunden ist. Um diesem Risiko planerisch zu begegnen, fährt Ball fort, können die Hersteller zwar einen größeren Warenbestand als notwendig anlegen, was aber gleichzeitig beachtliche Mehraufwendungen mit sich bringt. SCEM verwaltet dieses Risiko ohne die Kosten für einen unnötigen Lagerbestand. Ball betont, dass das Verständnis für die Geschäftsabläufe von entscheidender Wichtigkeit ist, um ein sinnvolles Regelwerk installieren zu können. "Ein zentraler Teil des SCEM Nutzens ist, dass Manager nur über wesentliche Ausnahmefälle benachrichtigt werden. Ein solcher Sonderfall muss durch Geschäftsparameter definiert werden - und diese Normen festzulegen ist nicht einfach. Ein Unternehmen muss sich bemühen, zweierlei zu lernen: welche Parameter im Wort 'spät' verborgen sind und wer muss im Falle einer Parameterverletzung informiert werden soll", erklärt er. "Dieser Lernprozess braucht Zeit und wird dadurch verkompliziert, dass die Auslösemomente auf einem geeigneten Schwellenwert festgelegt werden müssen. Wird dieser Wert zu früh überschritten, läuft der Manager Gefahr, von Warnmeldungen überschwemmt zu werden. So ist er unfähig zu unterscheiden, ob akuter Handlungsbedarf besteht oder nicht. Die spezifischen Eigenschaften der Lieferkette - vor allem die 'wunden Punkte' - muss man daher verstanden haben, bevor das SCEM implementiert wird. Oftmals erwächst dieses Verständnis nur aus tiefgreifenden Kenntnissen der entsprechenden Branche", führt Ball weiter aus.

SCEM - Wertschöpfung durch Verknüpfung interner und externer Datenquellen

Die Integration von SCEM erfolgt mittels Schnittstellen zu vorhandenen Anwendungen - und dieser Anpassungsprozess kostet Zeit und Geld. So bleibt die Anbindung an Geschäftspartner der Warenkette vorläufig noch begrenzt. SCEM arbeitet aber am effektivsten, wenn das System geschäftliche Kennzahlen aus verschiedenen Quellen erfassen kann - und zwar sowohl quer durch die Lieferkette wie innerhalb und außerhalb des Unternehmens. Derzeit investieren jedoch die Unternehmen vornehmlich in interne Systeme, bevor sie sich an externe Datennetze anschließen wollen. Die Frost & Sullivan Analyse belegt, dass Unternehmen ihre eigene Datenstruktur am liebsten selbst kontrollieren wollen. Selbst wenn die Anbindung der Beschaffungskette an Geschäftspartnern einen Teil der SCEM-Implementierung darstellt, gibt es eine gewisse unwillige Zurückhaltung, die SCM-Daten für die Geschäftspartner freizugeben. In Verträgen lässt sich aber klar festschreiben, welche Informationen dem Datenzugriff freistehen. So abgesichert können alle Partner von der Lösung profitieren.

Deutliche Marktvorteile für übergreifende Lösungen

Die in der Analyse erwähnten Marktakteure sind Anbieter von SCEM (Categoric, Eqos und Yantra), ERP-Komplettlösungen (SAP, Intentia, IFS und Baan) und SCM-Komplettlösungen (Manugistics, Descartes und Manhattan Associates). Ball merkt an, dass die Hersteller von Komplettlösungen besonders betonten, den Wert der SCEM-Installation an der Qualität der Warnmeldung festzumachen. Je präzise der Schwellenwert einer Warnmeldung definiert werden kann, desto besser. Um etwa den Dominoeffekt einer Meldung auf die Produktionsplanung oder eine Kundenbestellung realistisch nachvollziehen zu können, muss man beispielsweise unbedingt über ein Planungssystem verfügen, so die Argumentation. "Anbieter von Komplettlösungen, die auch ein Planungssystem entwickeln, könnten daher einen höheren Nutzwert präsentieren als Hersteller von reinen Basislösungen, deren Angebot als zu dünn beschrieben wurde. Daher war es ein logischer Kritikpunkt, dass Anbieter von Basislösungen sehr große Probleme hätten, ihre Event-Management-Anwendung passgenau auf die zugrunde liegende Planungs- und Durchführungssoftware aufzusetzen", fügt Ball hinzu. Die Kritik an der Integrationsfähigkeit ist allerdings schwächer zu bewerten als das positive Argument, dass die Anbieter reiner Basislösungen auf eine komponentenbasierte Architektur und eine umfangreiches API-Funktionsset ('Application Programming Interface') verweisen können. Gleichzeitig ist aber eine Schwellenwertdefinition nicht ausreichend, wenn sie lediglich einfache, undifferenzierte Warnmeldungen auszulösen vermag. Generell lässt sich sagen, dass ein Softwarehaus einen deutlichen Wettbewerbsvorteil besitzt, wenn es sowohl Planungs- wie auch Durchführungsprogramm entwickelt.

Reine Event-Managementlösungen nur als Verbundlösung oder in anderen Marktbereichen überlebensfähig

Die Anbieter von Basislösungen haben daher zwei Marktstrategien zur Hand: entweder übernehmen sie einen Hersteller von SCM-Anwendungen bzw. lassen sich von diesem übernehmen, oder sie suchen neue Marktchancen außerhalb der Warenbeschaffungskette, wo Event-Management ebenfalls sinnvoll eingesetzt werden kann. Beispiele dieser divergierenden Entwicklung kann man beim Zusammenschluss des SCM-Anbieters Viewlocity mit SynQuest, einem Hersteller von Planungssoftware zur Warenbeschaffung, mitverfolgen und dem Event-Management-Anbieter Categoric, der sein Produkt auch für andere Arten von Unternehmenssoftware zur Kontrolle, Benachrichtigung und Steuerung anbietet.

Die vollständige Analyse kann bei Frost & Sullivan erworben werden.