Wie unpopulär das Thema Backup allgemein ist, zeigt ein schneller Blick in die Fachliteratur: So ergab die Suche nach dem Begriff „Backup“ in einem IT-Handbuch für Fachinformatiker nicht mehr als den Tipp, Daten regelmäßig zu sichern und den Hinweis, dass Datensicherung nicht nur im unmittelbaren Hinblick auf die Sicherheit wichtig sei, sondern auch vor Datenverlust aus anderen Gründen – wie etwa Hardwareproblemen – schützt.
Das ist sicher richtig, wird aber der Wichtigkeit und Brisanz dieses Thema in keiner Weise gerecht: Ein umfassendes Sicherheitskonzept, ganz gleich ob es nun die IT im Büro eines Freiberuflers oder das Netzwerk einer großen Firma betrifft, muss ein durchdachtes und funktionierendes Backup/Restore-Konzept beinhalten.
Doch welche Backup-Lösung ist die richtige? Welche Alternativen bieten sich für den „normalen Anwender“ sowie für kleine Betriebe und Firmen? Wir haben uns umgeschaut und stellen in diesem Ratgeber einige Lösungsansätze vor: Von den Windows-Bordmitteln über Open-Source- und freie Lösungen bis hin zu den Profi-Tools. Die vielfältigen Möglichkeiten zur Sicherung „in der Wolke“, die von einigen der hier vorgestellten Lösungen ebenfalls unterstützt werden, finden Sie beispielsweise im Artikel Alles sicher(n) in der Cloud?
Variante 1: Einfaches und schnelles Backup mit der Windows 7-Sicherung
Vielen Anwendern und auch Administratoren ist es vielleicht nicht bewusst: Windows-7-Systeme sind bereits standardmäßig mit einer Backup-Lösung ausgestattet, die vielen Bedürfnissen gerecht wird. Waren die integrierten Windows-Sicherungsprogramme noch unter XP und ebenso unter Vista wenig brauchbar, so haben die Microsoft-Entwickler hier eine viel bessere Lösung zusammengestellt, die eine ganze Reihe von Vorteilen zu bieten hat:
Neben dem Sichern und Wiederherstellen von Datendateien, die sich auf einem Rechner befinden, stehen auch Möglichkeiten zur Erstellung eines Laufwerkabbilds oder eines Systemabbilds zur Verfügung. Damit können sich die Anwender einfach eine Sicherungskopie des kompletten Windows-Systems erstellen, von dem auch nach einem Komplettabsturz des Rechners schnell ein funktionsfähiges System wiederhergestellt werden kann.
Mit Windows 8 haben die Entwickler aus Redmond das leider verändert: Das sehr nützliche Sicherungsprogramm ist so nicht mehr Teil des Windows-Betriebssystems. Stattdessen verweist Microsoft auf das neue Feature „Dateiversionsverlauf“. Damit steht dem Anwender zwar auch eine gewisse Möglichkeit der Datensicherung zur Verfügung, allerdings unterscheidet sich die Art der Sicherung und Wiederherstellung von Dateien, die hier mit Hilfe der Schattenkopien erreicht wird, doch deutlich von einem „normalen“ Backup und ist zur dedizierten Sicherung einzelner Bereiche und Dateien sicher nicht optimal geeignet. Die Systemwiederherstellung wurde allerdings beibehalten und unter Windows 8.x noch deutlich verbessert – was aber den Verlust einer guten, einfach zu handhabenden Backup-Möglichkeit im klassischen Sinne sicher nicht aufwiegen kann.
Zu finden ist dieses Programm unter der Systemsteuerung. Hier muss der Anwender nur noch den Punkt „Sicherung des Computers erstellen“ auswählen, um dann in das Menü „Sichern und Wiederherstellen“ zu gelangen. Dort kann dann nicht nur der Speicherort (interne Festplatten, externe Laufwerke oder Netzwerk) gewählt, sondern auch ein Zeitplan erstellt werden, durch den zum Beispiel automatisch wöchentliche Sicherung ausführt werden. Auch die Erstellung eines sogenannten Systemreparaturdatenträgers – also eines Mediums, mit dessen Hilfe ein System wieder gestartet und repariert werden kann – stellt Windows 7 an dieser Stelle zur Verfügung.
Fazit
Als Nachteil kann man dieser von Microsoft mitgelieferten Lösung höchstens zur Last legen, dass die komplette Sicherung eines Windows-Systems mit Hilfe dieser Software doch ziemlich lange dauert – andere, kommerzielle Tools schaffen das in nicht einmal der Hälfte der Zeit. Auch eine Verschlüsselung der gesicherten Daten ist bei dieser Lösung leider nicht vorgesehen.
Unser Tipp: Für kleine Büros im Soho-Bereich (Small Office, Home Office), die Windows 7 verwenden, ist dies eine ideale Lösung: Sie ist kostenlos, meistert die wichtigsten Aufgaben der Sicherung und Wiederherstellung problemlos und ist zudem einfach zu bedienen.
Variante 2: Backup mit Open Source-Programmen
Wer sich im Netz und auf den entsprechenden Foren und Webseiten etwas umschaut, findet eine große Zahl an Backup-Anwendungen, die zum Teil sehr viele unterschiedliche Features zu bieten haben. Wir haben uns aus diesem riesigen Angebot drei Angebote ausgesucht, die beispielhaft die Vielfalt der Möglichkeiten aufzeigen.
Die Open-Source-Gemeinde stellt mit Areca eine komplette Lösung für „persönliche Backups“ zur Verfügung. Neben den bekannten Vorzügen der Open-Source-Lösungen, wie der freien und kostenlosen Verfügbarkeit und der Betreuung durch eine engagierte Community, kann die Software mit weiteren guten Eigenschaften punkten:
Neben der Windows-Oberfläche steht auch eine Kommandozeilen-Schnittstelle für eine weitgehende Automatisierung bereit.
Die Archivdaten können nicht nur komprimiert sondern auch verschlüsselt werden (AES 125 und 256)
Es werden sogenannte Delta-Backups unterstützt, bei denen nur die veränderten Teile der Dateien abgespeichert werden.
Fazit
Leider ist Areca nicht für alle Anwender geeignet, da sie doch einige Nachteile aufzuweisen hat: Obwohl die Anwendung selbst bereits eine Oberfläche in deutscher Sprache besitzt, stehen doch die Tutorials und Hilfedateien auf den Webseiten zum Großteil nur in Englisch zur Verfügung. Zudem ist die Bedienung und Konfiguration wenig intuitiv: Normale Anwender und wenige erfahrene Systemverwalter stehen beim ersten Start des Programms vor einer leeren Oberfläche und müssen sich zunächst einmal die grundlegenden Konzepte der Software erarbeiten. Zudem benötigt die Software eine installierte Java-Runtime auf dem System, was für sicherheitsbewusste Systembetreuer häufig ein Ausschlusskriterium darstellt.
Unser Tipp: Wer Erfahrung mit Open-Source-Lösungen und solide IT-Grundkenntnisse besitzt, bekommt hier eine ausgereifte und flexible Lösung für seine Backup-Bedürfnisse – muss allerdings immer mit einer gewissen Einarbeitungszeit rechnen.
Variante 3: Kostenlose und „abgespeckte“ Backup-Lösungen
Viele Anbieter kommerzieller Backup-Lösungen bieten Freeware-Version ihrer Produkte an, bei denen es sich in der Regel um „abgespeckte Versionen“ ihrer professionellen Anwendungen handelt. Zwei davon möchten wir hier kurz vorstellen:
Softwarehersteller Paragon stellt unter dem etwas sperrigen Namen Backup & Recovery 2014 Free Edition eine entsprechende Lösung zur Verfügung. Auch die Firma Ocster GmbH aus Norddeutschland hat unter dem Namen Ocster Backup Freeware Windows Version ein solches Angebot auf der Webseite. Beide Programme erweisen sich im Alltagstest als tauglich, um regelmäßig und zuverlässig entsprechende Sicherungen durchzuführen. Dabei können beide Lösungen mit einigen Vorteilen aufweisen:
Gut strukturierte Oberfläche.
Unterstützung durch Assistenten auch bei der Wiederherstellung.
Backups werden relativ schnell durchgeführt
Automatische Sicherungen in bestimmten Abständen (täglich, wöchentlich, monatlich) sind mit Hilfe der Software leicht zu erstellen.
Während allerdings die Ocster-Lösung eine AES-265- Verschlüsselung für die Sicherungsarchive anbietet, kann die Paragon-Software hier nur mit einem Passwortschutz dienen: Die Verschlüsselung ist der kommerziellen Vollversion vorbehalten.
Hingegen bietet das Paragon-Programm eine weitaus größere Vielfalt bei den Einstell- und Kontrollmöglichkeiten: So steht hier nicht nur ein Assistent zur Verfügung, der den Anwender sicher durch die differentielle Sicherung einer Partition leitet, sondern auch die Erstellung einer Rettungs-Disk. Einfache Partitionierungen der Festplatten kann ein Anwender direkt aus diesem Werkzeug heraus vornehmen.
Fazit
Es gibt auch Nachteile solcher freien Backup-Versionen: Offensichtlich stellen beide Anbieter diese Lösungen hauptsächlich deshalb zur Verfügung, um die Anwender zum Kauf der entsprechenden Vollversionen zu verleiten. Dabei hat es uns besonders bei der Ocster-Lösung – die ansonsten problemlos funktioniert – doch sehr gestört, wie aufdringlich der Nutzer immer wieder mit Kommentaren und Links auf das Vorhandensein dieser Vollversion hingewiesen wird. Obwohl bei der technischen Beschreibung der Software auf der Webseite als Systemvoraussetzung nur Windows XP bis Windows 7 nennt, funktionierte sie auch unter Windows 8.x problemlos.
Leider beschränken sich die erweiterten Einstellmöglichkeiten bei der Freeware von Ocster auf die Spracheinstellung und die Angabe einer E-Mail-Adresse – hier kann die Paragon-Software mit viel größerer Vielfalt trumpfen.
Unser Tipp: Wer auf die Verschlüsselung seiner Archivdaten verzichten kann, findet mit der Paragon-Software eine frei verfügbare Lösung, die einfache Bedienung mit der Verfügbarkeit der wichtigsten Backup- und Wiederherstellungsoptionen sinnvoll vereint. Zudem unterstützen die Assistenten mit erklärenden Hilfetexten den Anfänger dabei, die benötigten Sicherungen anzulegen und zu verwalten.
Variante 4: Backup-Systeme für Profis
Die Sicherung eines einzelnen Servers oder der Daten einer Workstation ist für sich genommen schon eine wichtige Aufgabe, die der kompletten Aufmerksamkeit des Systembetreuers bedarf. Sobald die Anzahl von Servern die der Finger des Administrators übersteigt, verändern sich die Anforderungen an eine professionelle Backup-Lösung aber noch einmal deutlich: Die Software muss die erstellten Sicherungsaufträge robust und verlässlich abarbeiten und in der Lage sein, mit möglichst unterschiedlicher Backup-Hardware zusammenzuarbeiten.
Ein Administrator hat in den seltensten Fällen genügend Zeit, um alle Sicherungsprotokolle aufmerksam durchzusehen. Aus diesem Grunde ist es erforderlich, dass die Backup-Software auf Missstände gezielt hinweist. Im Idealfall prüft der Backup-Operator dennoch, sofern diese Rolle im Unternehmen überhaupt existiert, die Log-Dateien regelmäßig und gewissenhaft. Weiterhin wird er ein Zurückspielen der Backups testen, um im Notfall die erforderlichen Schritte sicher durchführen zu können.
Unterschiedliche Umgebungen erfordern selbstverständlich verschiedene Sicherungsstrategien – jedoch nicht notwendigerweise unterschiedliche Softwarelösungen. Eine Hypervisor-Anlage mit zwanzig virtuellen Servern wird anders gesichert als eine einzelne SQL-Datenbank. Im Idealfall ist der Administrator in der Lage, selbst über die eingesetzte Backup-Software zu bestimmen. Dann tut er gut daran, eine einheitliche Software-Linie durchzusetzen. Möglicherweise ist die Produktlinie eines Herstellers nicht in allen Qualitäten und Szenarien optimal, doch die einheitliche Verteilung von Agents, Verwendung der bekannten Benutzeroberfläche und die geordnete Aktualisierung der Backup-Software entschädigen den Administrator dafür. (sh)