Jetzt ist Skandinavien dran: FlixBus will auch in Dänemark und Schweden Fuß fassen. Dort knüpft der deutsche Fernbus-Primus von April an Inlandsnetze nach deutschem Vorbild. Denn in Deutschland ist der Wettbewerb seit diesem Jahr vorerst entschieden: Drei Jahre nach der Marktfreigabe beherrschen die grünen Flixbusse unangefochten das Feld, die Rivalen wie DeinBus.de und IC Bus sind winzig. Für die Fahrgäste ist nach steilem Wachstum die Zahl der Linien etwas gesunken, die Preise ziehen leicht an. Doch das muss die Kunden nicht schrecken - es gibt ja Alternativen.
Zwar ging auf dem Busmarkt die Konzentration 2016 weiter: FlixBus schluckte den jungen Rivalen Megabus und die Nummer drei, Postbus. Die Bahn-Tochter BerlinLinienBus als zweitstärkster Anbieter gab überraschend auf. "Doch das Netz ist dadurch nicht geschrumpft", sagt Christoph Gipp, Geschäftsführer beim Marktforschungsinstitut Iges in Berlin. Nach seinen Zahlen schmolz das Angebot schon zu Jahresbeginn leicht, vor diesen Umwälzungen.
Das bedeutet: In die meisten größeren Städte kommt man mit dem Bus noch immer. Busse fahren nach List auf Sylt und nach Oberstdorf im Allgäu. Bocholt steht ebenso auf dem Fahrplan wie Bautzen.
Mehr als 4100 Hin- und Rückfahrten gab es nach den jüngsten verfügbaren Iges-Daten im Oktober pro Woche, 285 innerdeutsche Linien. Vor einem Jahr lagen die Zahlen noch 10 bis 15 Prozent höher. Dennoch erwartet der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer, dass die Fahrgastzahl in diesem Jahr weiter gestiegen ist - um zwei Millionen auf 25 Millionen. In den Bussen bleiben also weniger Plätze frei, die Auslastung steigt.
"Für 2017 gehen wir erneut von einer leichten Steigerung aus", sagt Verbandshauptgeschäftsführerin Christiane Leonard. "Dabei wird die Auslastung der Fernbusse noch weiter zunehmen, da die Fernbusunternehmen ihre Linien stets weiter optimieren." Das mache den Bus umweltfreundlicher.
Vor allem aber wird der Fernbus damit nach Jahren harten Wettbewerbs nun ein rentables Geschäft. Mit Ein-Euro-Tickets kämpft niemand mehr um Kunden. "Ich gehe nicht davon aus, dass wir mit diesen wenigen Marktteilnehmern eine Rabattschlacht auf dem Fernbusmarkt sehen werden, eher ein leicht ansteigendes Preisniveau", gibt Marktforscher Gipp einen Ausblick auf 2017.
Nach seinen Daten sind die Normalpreise schon in diesem Jahr leicht gestiegen - von 8,9 auf 9,3 Cent je Kilometer. Die günstigeren Angebotspreise sind nicht mehr so häufig verfügbar. Nach Belieben an der Preisschraube drehen können die Busunternehmer aber nicht, denn auf die Ticketkosten achten ihre Kunden noch immer am meisten - und steigen um, wenn es zu teuer wird.
Wer von Hamburg nach Freiburg will, ist mit einem Bahn-Sparpreis vielleicht günstiger unterwegs. Zwischen Köln und der Hauptstadt machen Ryanair-Flugzeuge den Bussen Konkurrenz. Es "bleibt die Wettbewerbssituation mit den 19-Euro-Tickets der Bahn, den Billigfliegern oder digitalen Mitfahrzentralen so hart, dass für Fahrpreissteigerungen wenig Spielraum ist", sagt Busbranchenvertreterin Leonard.
Marktforscher Gipp hält deshalb auch die Liberalisierung des Busmarkts trotz der FlixBus-Dominanz nicht für gescheitert. Sie habe den Kunden eine weitere Reisemöglichkeit gebracht. Das Bundeskartellamt hat bei den Übernahmen in diesem Jahr nicht eingegriffen, weil die vorgesehenen Umsatzschwellen noch nicht erreicht wurden. Der grüne Riese ist für das Radar der Wettbewerbshüter noch zu klein.
"Wir sind in unserem Kernmarkt mittlerweile rentabel unterwegs", bilanziert FlixBus-Chef Schwämmlein und weist den Verdacht zurück, nun seine starke Marktposition auszunutzen. "Dies haben wir durch optimierte Auslastung, nicht durch Preiserhöhungen erreicht." Und dieser Strategie bleibe man treu.
Die großen Wachstumschancen sucht FlixBus längst im Ausland. Busse mit dem Unternehmenslogo fahren inzwischen in 20 Ländern, darunter Frankreich und Italien. Aber auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz sieht der Marktführer noch Gelegenheiten, vor allem in weiteren Klein- und Mittelstädten, wie Schwämmlein sagt. "Bis zum Sommerfahrplan kommen hier 50 neue Ziele im deutschsprachigen Raum hinzu." (dpa/ad)