Analysten-Kolumne

Der IT-Markt im Bankensektor wächst wieder

18.05.2005 von Nadja Adnane
2004 brachte dem Markt für Software und IT Services (SITS) im deutschen Bankensektor endlich eine Wende zum Positiven. Nach drei Jahren im Rückwärtsgang macht sich neuer Optimismus breit.

Banken investieren wieder in IT. Für IT-Anbieter ist dies eine gute Nachricht, denn das Platzen der Internet-Blase und die allgemeine Wirtschaftsflaute hatten die Banken seit 2001 schwer getroffen. Als Folge froren sie einige Projektvorhaben sofort ein und strichen andere, schon geplante Projekte ganz. Doch 2004 zeichnete sich eine Trendwende ab.

Die IT-Ausgaben der deutschen Banken – für Software und IT Services aber auch für Hardware und internes IT-Personal – beliefen sich im vergangenen Jahr insgesamt auf 15,6 Milliarden Euro. Zwar zeigen die letzten Untersuchungen, dass sie damit immer noch um sieben Prozent sanken. Doch ist dies eine deutliche Verbesserung zum Vorjahr. 2003 waren die IT-Ausgaben um satte neun Prozent zurückgegangen.

Einige Banken befinden sich zwar noch in einer drastischen Sparphase. Aber sie denken auch über neue Wege nach, um wieder profitabel zu wachsen. Dabei kommen sie an der IT nicht vorbei.

Wie hat sich die Situation für IT-Dienstleister 2004 im Vergleich zum Vorjahr verändert? Insbesondere der Core-SITS-Markt, erholte sich und wies nach einer langen Durststrecke ein Wachstum von 4,6 Prozent auf. Der Core-Software- und IT-Services (SITS)-Markt umfasst die Bereiche Anwendungs-Software-Produkte (Lizenzen und Wartung), Projektgeschäft (IT-Beratung, Implementierung von Standard-Software, Entwicklung kundenspezifischer IT-Systeme, IT-Training) und Outsourcing.

Diese Wachstumstendenz setzt sich nach Erwartungen von Pierre Audoin Consultants (PAC) auch 2005 mit einem Plus von 10,6 Prozent fort. Bis 2008 wird sich der Zuwachs auf ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 11,3 Prozent einpendeln.

Markt für Projektgeschäfte weiter in der Krise

Diese Zahlen sind jedoch mit Vorsicht zu behandeln. Eine genauere Betrachtung zeigt, dass der Teilmarkt für das Projektgeschäft 2004 noch nicht gewachsen, sondern weiterhin um etwa sechs Prozent geschrumpft ist.

In der Tat haben Banken neue Projekte noch nicht in großem Umfang gestartet. Auch fallen diese kleiner aus. Ohne eine penible Überprüfung von Business Case, ROI (Return on Investment), Preisen und Dienstleistern geht heute nichts mehr.

Banken sind vorsichtiger und wählerisch geworden. Außerdem arbeiten sie mit einer geringeren Anzahl an Lieferanten und drücken im Einkauf die Preise. Kurz, der Markt für Projektgeschäfte hat die Krise noch nicht ganz überwunden.

Positive Anzeichen mehren sich

Gleichzeitig gibt es aber positive Anzeichen am Markt. Immerhin haben einige Banken begonnen, neue Projekte zu planen und zu realisieren, um an Effizienz und Wettbewerbsstärke (auch auf europäischer Ebene) zu gewinnen.

Außerdem werden die Finanzdienstleister, die in den vergangenen drei Jahren sehr viel Personal auch aus ihren IT-Abteilungen entlassen haben, in Zukunft mehr auf externe IT-Dienstleister zurückgreifen – zumindest wächst ihre Bereitschaft dazu.

Daher rechnet PAC 2005 mit einer Trendwende im Projektgeschäft, hin zu einem Wachstum von etwa drei Prozent. Die Hauptwachstumstreiber liegen sowohl im Bereich Front- als auch im Back Office. Weitere Bankenfusionen und Rationalisierungsmaßnahmen in administrativen Bereichen werden zudem den Markt vorantreiben.

Antizyklisches Outsourcing-Geschäft

Im Gegensatz zum Projektgeschäft verhielt sich der Outsourcing-Markt antizyklisch: 2004 konnte er um etwa 17,5 Prozent wachsen. Zwar fällt es Finanzdienstleistern generell noch schwer, die Verantwortung für ihre IT oder Teile davon einem externen Dienstleister zu übertragen. Jedoch sprechen einige Gründe für Outsourcing, wie beispielsweise die Senkung der Betriebskosten. Außerdem können sich die Banken durch die Auslagerung von Geschäftsprozessen auf ihre ihre Kernkompetenzen konzentrieren.

2004 kamen einige mittelgroße Verträge zustande, wie etwa zwischen der Deutschen Bank und Accenture (PBO-Einkauf), Cortal Consors und SBS (Application Outsourcing) sowie HSH Nordbank und IBM (Data Center Outsourcing). Einen „Big Deal“ schloss HP mit der WestLB im Januar 2005. Er umfasst Desktop Outsourcing und Application-Management-Dienstleistungen für 400 Millionen Euro mit einer Laufzeit von fünf Jahren.

Dies alles sind Zeichen dafür, dass der Outsourcing-Markt im Bankensektor ins Rollen kommt. Nach PACs Einschätzung wird dieser Markt bis 2008 durch-schnittlich um fast 15 Prozent wachsen.

Nadia Adnane ist Analystin bei PAC.