2002 war eines der schwierigsten Jahre für die IT-Industrie. Der ausbleibende Aufschwung und die Angst vor einer lang anhaltenden Rezession zog die Kostenschraube inden Unternehmen weiter an. Vor allem IT-Investitionen wurden reduziert und groß angelegte IT-Projekte verschoben. Der negative Einfluss der ökonomischen Abschwächung auf die IT-Budgets besteht weiterhin in Europa und insbesondere in Deutschland fort. Obwohl die Anzeichen für eine Erholung der Märkte in der Europäischen Union sichtbar sind, bleibt Deutschland mit einem voraussichtlichem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 0,2% bis 0,5% weit hinter dem europäischen Durchschnitt zurück.
Dieses wirkt sich ebenfalls auf den Markt für Informationstechnologie aus. Dennoch bewegt sich das erwartete Wachstum im deutschen IT-Markt mit 0,4% im europäischem Durchschnitt. Und bereits im nächsten Jahr erwartet IDC, dass das Wachstum im deutschen IT-Markt mit 5,2% den europäischen Durchschnitt von 3,6% übertreffen wird.
ROI-Fragen, Produktivitätssteigerung und kundenzentrische Strategien prägen die IT-Investitionen über alle Branchen. Gleichwohl bewirken verschiedene branchenspezifische Rahmenbedingungen eine heterogene Entwicklung im IT Investitionsverhalten.
Die Branchen Produzierende und Verarbeitende Industrie mit -3,0% bzw. -2,4% IT-Investitionsrückgang in 2003 sind die Hauptleidtragenden der derzeitigen Bedingungen. Aber auch in diesen Branchen wird mit einer schnellen Erholung der IT-Investitionen im nächsten Jahr gerechnet, im Produzierenden Gewerbe mit 5,4% sogar überdurchschnittlich.
Die Telekommunikationsbranche verlagert ihre IT-Investitionen immer mehr in den Bereich der analytischen CRM-, SCM- und Billing-Systeme. Obwohl diese Branche in 2003 ein überdurchschnittliches Wachstum von 0,7% ausweist, hat sie mit ihrer Krise und dem daraus resultierenden Einbruch der Investitionen im Hardwarebereich erheblichen Anteil an der kritischen Lage in der IT-Industrie in Deutschland.
Die Effizienz der IT hat im Hinblick auf IT-Investitions-Entscheidungen in der Finanzbranche weiterhin Priorität. Ein Rückgang der Investitionen, wie in den letzten zwei Jahren wird aber nicht mehr erwartet. In erster Linie sind es die Banken, die mit 3,8% in 2003 wieder eine hohe Investitionsbereitschaft im IT-Bereich aufweisen. Obwohl in diesem Jahr die Bereiche Firmengeschäft und Kapitalmärkte die IT-Investitionen prägen, erwartet IDC im nächsten Jahr im Rahmen von Rationalisierungsmaßnahmen eine Investitionssteigerung in den Bereichen Privatkundengeschäft und Back-Office Systeme.
Im Gegensatz zu anderen westeuropäischen Ländern ist in Deutschland der Einzelhandel von den allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sehr stark betroffen. Kundenbindungsstrategien, Preiskampf und der Verdrängungswettbewerb führen trotzdem mit einem Wachstum von 0,8% zu einer gesteigerten IT-Investitionsbereitschaft in 2003. Vor allem Anbieter von CRM-, eProcurement-, SCM-und In-Store-Management Systemen können hiervon profitieren. Die IT-Investitionen im Großhandel werden imGegensatz hierzu in diesem Jahr um -0,4% sinken. Geprägt sind diese Investitionen durch Systeme und Applikationen zur Anbindung der Zulieferer.
Mit einem Rückgang von -0,6% der IT-Investitionen ist die Transportbranche einer der von der Sparwelle am stärksten betroffenen Wirtschaftzweige. Ausschlaggebend hierfür ist die anhaltende Flaute in der Luftfahrtindustrie. Die IT-Budgets der Öffentlichen Verwaltung erweisen sich als weiterhin resistent gegenüber der allgemeinen wirtschaftlichen Lage. Die Öffentliche Verwaltung wird in diesem Jahr trotz Haushaltslöchern ihre Investitionen in IT zwischen 4,8% und 5,9% steigern. Grund dafür sind verschiedene Initiativen im Rahmen der Realisierung von eGovernment als auch der IT- Nachholbedarf, vor allem auf kommunaler Ebene.
Der Dienstleistungssektor gehört mit einer IT-Investitionssteigerung von 4,3% in 2003 zu den interessantesten Branchen für die IT-Industrie. Die Firmen statten sich in dieser Branche in erster Linie mit IT aus, um in Rahmen der Rationalisierungsmaßnahmen der Wirtschaft Outsourcing Möglichkeiten anbieten zu können.
Die durch die Deregulierung entstandene Konkurrenzsituation in der Versorgungsbranche zwingt die Unternehmen dazu, Geschäftsprozesse zu vereinfachen, die Standardisierung und Integration der IT-Systeme zu forcieren und in Kundenpflege zu investieren. Diese Maßnahmen führen in 2003 zu einem überdurchschnittlichen Wachstum von 5,3% in die IT-Infrastruktur.
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