Neuste Zahlen der IDC-Marktmetrik "FutureScan" zeigen deutliche Verbesserungen. Die Metrik misst regelmäßig Einkaufs- und Verkaufsindizes der IT-Industrie. So liegt der Einkaufsindex für Januar 2010 mit 1023 Punkten um 13 Punkte höher als noch im Dezember 2009. Der Gesamtmarktindikator war sogar mit 1083 Punkten um 16 Punkte höher als im Dezember 2009. Zum Vergleich: Ein Index von 1000 Punkten entspricht einem Marktwachstum von 0 Prozent.
Die Vorjahresvergleichswerte liegen mit 921 (Einkauf im Januar 2009) und 901 Punkten (Gesamtmarkt 901 im März 2009) wesentlich niedriger. Insgesamt erwartet IDC ein Marktwachstum von 3,2 Prozent im Jahre 2010, was in etwa dem Niveau von 2008 entspricht. Also, packen wir’s an!
Die treibenden Faktoren des IT-Markts
IDC erwartet, dass sich 2010 eine erdrutschartige Veränderung im Mobilfunkmarkt vollziehen wird. Die Lücke zwischen einfachen Mobiltelefonen und Desktop-PCs wird sich kontinuierlich mit neuen Geräteklassen füllen. Beispiele sind Smartphones, Netbooks, Tablets/Slate-Systeme, eBook-Reader, um nur einige zu nennen.
Das wird auch massive Auswirkungen auf den Enterprise-Application-Markt haben. Die etablierten Hersteller werden bei der Umstellung ihrer Anwendungen für einen sinnvollen, mobilen Zugriff nicht hinterherkommen.
Die bisherigen Bildschirmformate erweisen sich schon heute als nicht brauchbar für einen mobilen Zugriff. Kleinere Zeichengrößen und einfach ein Verweis auf eine Pan-Funktion tun es nicht. Die Anwendungsoberflächen und damit auch die Funktionen "müssen angefasst" werden. Für ERP-Systeme mit vielen 10.000 "Screens" kann das einen enormen Aufwand bedeuten.
IDC geht deshalb davon aus, dass Mobilfunktionen nur in ausgewählten Funktionsbereichen verfügbar gemacht werden. Grundsätzlich aber haben die neuen mobilen Geräte das Potenzial, die primäre Computing-Plattform für Anwender zu werden. IDC erwartet, dass im Jahre 2010 weltweit über eine Milliarde mobile Geräte auf das Internet zugreifen werden.
Konkurrenz um Analytics spitzt sich zu
Ein weiterer Bereich, der auch in 2010 Mode bleiben wird, ist der Analytics-Bereich. Durch viele neue Technologien – wie zum Beispiel neue Datenablagetechnologien, gemeinsame Analyse von strukturierten und unstrukturierten Daten – und einem hohen Interesse der Hersteller wird sich die Konkurrenzsituation im Jahre 2010 zuspitzen – jedenfalls unter den führenden Anbietern.
Dieser Bereich wird auch durch die zunehmende "Vermessung der Welt" getrieben. Sowohl im geschäftlichen als auch im privaten Bereich stehen immer größere Datenmengen zur Verfügung, die nur darauf warten, ausgewertet zu werden. Auf der geschäftlichen Seite seien der zunehmende RFID-Einsatz, die stark wachsende Zahl von Signalgebern aller Art, große Mengen an Click-Streams sowie zunehmend auch unstrukturierte Daten, die aber dank besserer Technologien quantifizierbar gemacht werden können, beispielhaft erwähnt.
Die Nachhaltigkeitswelle, die viele Parameter gleichzeitig optimieren will, trägt auch ihren Anteil dazu bei. Im privaten Bereich stehen wir vor einer großen Welle von Smart-Metering, wenngleich dieser Trend in Deutschland noch etwas weniger deutlich wahrnehmbar ist. Aber auch hier erwarten wir Impulse durch einen weiter zunehmenden Umweltschutzgedanken.
Des Weiteren werden medizinische Online-Überwachungsmöglichkeiten und Auswertungen und elektronische Krankenakten dazu beitragen, das Analyseinteresse weiter am Leben zu halten.
ROI-Berechnungen für Cloud Computing
Darüber hinaus wird uns die "Cloud" in diesem Jahr nicht verloren gehen. Die Hersteller und Dienstleister arbeiten mit Hochdruck an tragfähigen Lösungen und belastbaren ROI-Szenarien. Cloud Computing hat das Potenzial, den gesamten IT-Markt grundsätzlich durcheinanderzuwirbeln. Organisatorisch stellt es die IT-Abteilungen vor große Herausforderungen, und gleichzeitig stehen die Anbieter unter Druck, das richtige Lizenzmodell zu finden und die Sicherheitsbedenken auszuräumen. Es ist auch zu erwarten, dass sich ein Hybridmodell aus Public- und Private-Cloud-Diensten klarer herausschält und anwendbar wird.
Außerdem gibt es in Bezug auf ein Management von diesen neuartigen Umgebungen bisher noch klare Defizite. Auch an dieser Stelle erwartet IDC eindeutige Impulse von den einschlägigen Herstellern, um eine Gesamtsicht auf die verfügbaren Services zu erlangen und so die Cloud-Angebote an die Bedürfnisse von Großunternehmen anzupassen. Die neue Cloud-Welle bietet den Anbietern auch ein ideales Neupositionierungsumfeld. Die Herausforderer Amazon und Google treten gegen die etablierten Großanbieter wie IBM, Microsoft, Oracle/Sun, HP und Dell, die sich teilweise noch nicht wirklich richtig im Cloud-Umfeld positioniert haben, sowie die Telekommunikationsunternehmen an. Gerade diesen steht ein sehr intensives Transformationsjahr ins Haus.
Das traditionelle Geschäft erodiert immer mehr und im Mobilfunkgeschäft sinkt der ARPU (durchschnittlicher Umsatz pro Kunde) kontinuierlich. In neuen Geschäftsfeldern - wie Cloud-Computing - hätten Telekommunikationsanbieter zwar exzellente Voraussetzungen wie stabile Netzwerke, funktionierende Abrechnungssysteme und ausreichende Rechenzentrumskapazitäten, aber ihnen gelingt die Transformation einfach nicht schnell genug, um im entstehenden Cloud-Computing-Markt glaubhaft mitzumischen.
Insgesamt werden wir ein Jahr der Transformationen vor uns haben: Die Investitionen ziehen wieder an, neue Technologien drängen in den Markt und auch mit weiteren Firmenübernahmen ist zu rechnen. Deshalb sollten Anwender möglichst schnell ihre IT-Route für das Jahr 2010 festlegen.
Rüdiger Spies ist Independent Vice President, Enterprise Applications bei IDC in München.